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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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kratisch geregelt. Wie funktionierte dieses System? Ganz Preußen wurde<br />

in Kantone aufgeteilt, die je einer Kompanie (später einem Regiment)<br />

exklusiv zur Aushebung von Soldaten zugeteilt wurden. Alle Jungen wurden<br />

noch vor ihrer Rekrutierung „enrolliert". Jeder pflichtige Knabe wurde<br />

in die vom Pfarrer geführte <strong>und</strong> dem Regiment mitgeteilte Liste eingetragen.<br />

Im Zusammenhang mit unserer Fragestellung ist es wichtig, daß das<br />

Kantonsystem für sein Funktionieren bürokratische Basisinformationen<br />

voraussetzte. Die militärische Bürokratie mußte Kenntnisse über die Bevölkerungszahl<br />

aller Ortschaften haben, damit sie Kantone mit gleicher Bevölkerungszahl<br />

einteilen konnte. Sie mußte überdies, <strong>und</strong> das war ungleich<br />

schwieriger, über ein Geburtenregister verfügen, damit sie die 10-jährigen<br />

Knaben, die für die Enrollierung vorgesehen waren, identifizieren konnte.<br />

Bei der Durchsetzung staatlicher Herrschaft gegenüber den intermediären<br />

Lokalgewalten war das Kantonsystem eine wichtige Etappe. Alle Enrollierten,<br />

d.h. alle Männer, auch wenn sie nicht in der Armee waren, unterstanden<br />

jetzt in mehreren Bereichen nicht den Anweisungen ihres Guts- <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>herrn, sondern dem Kompaniechef. Dieser erteilte die Heiratserlaubnis,<br />

dieser entschied darüber, wo sich der Enrollierte ansässig machen<br />

konnte. Die Enrollierten unterstanden dem Militärgericht. Die Bauern<br />

wurden hier direkte Untertanen des Staates.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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