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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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ANMERKUNGEN ZUM KONZEPT EINER INDUSTRIELLEN<br />

'MODERNISIERUNG ALS GESELLSCHAFTLICHEM PROJEKT'<br />

Rudi<br />

Schmidt<br />

Der provozierende Titel des neuen Buches von Kern/Schumann „Ende der<br />

Arbeitsteilung?"* tut schon allenthalben seine Wirkung. Die von den Autoren<br />

zur Beantwortung dieser Frage in die Debatte geworfenen Begriffe wie<br />

„Neoindustrialisierung", „Reprofessionalisierung" geben den von ihnen<br />

beobachteten „neuen Produktionskonzepten" <strong>und</strong> den Aufgabenerweiterungen<br />

an den technologisch gr<strong>und</strong>legend veränderten Arbeitsplätzen in<br />

zentralen Bereichen dreier Kernbranchen der deutschen Industrie ein programmatisches<br />

Gewicht. Über die damit benannten neuen Inhalte scheint<br />

ein Pfad in eine technologische <strong>und</strong> arbeitspolitische Entwicklung eröffnet,<br />

welche nach ihrer Vorstellung in eine nicht allein den Kapitalinteressen<br />

dienende „Politik der Modernisierung" münden soll <strong>und</strong> zu „langfristigem<br />

<strong>gesellschaftliche</strong>n Fortschritt" (a.a.O., S. 23) führen könnte.<br />

Ist damit der säkulare Kompromiß gef<strong>und</strong>en zwischen Kapital <strong>und</strong> Arbeit<br />

unterhalb des unversöhnlichen Klassenantagonismus?<br />

„Visionen sind wieder gefragt" heißt es kokett zu Beginn des 7. Kapitels<br />

ihres neuen Buches. Und sie stehen nicht an, gleich damit aufzuwarten.<br />

Ihr Mut ist zu bew<strong>und</strong>ern, denn Propheten hatten seit jeher einen schwierigen<br />

Stand. Eben haben wir von Klaus Düll gehört, wie massiv die Einwände<br />

vorgetragen werden; <strong>und</strong> es dürften sicher nicht die einzigen bleiben.<br />

Nun verfahren Kern/Schumann in der ausführlichen Präsentation ihrer<br />

differenzierten Bef<strong>und</strong>e sehr behutsam <strong>und</strong> sichern sich vielfach konjunktivisch<br />

ab. Eine in zehn, fünfzehn Jahren vorgenommene Bestandsaufnahme<br />

fände kaum Anlaß zur Kritik, wenn sich die aufgezeigten Anzeichen einer<br />

neuen arbeitspolitischen Entwicklung als insulare Prozesse ohne nachhaltige<br />

Diffusion herausstellen sollten. Uberhaupt sollte bei aller Kritik an den<br />

visionären Ausblicken nicht übersehen werden, daß hier die gegenwärtig<br />

wohl umfassendste <strong>und</strong> differenzierteste Gesamtanalyse dreier Industriebranchen<br />

mit zentraler wirtschaftlicher Bedeutung vorgelegt worden ist, die<br />

auch für die weiterführenden Diskussionen ein F<strong>und</strong>ament bleiben wird.<br />

Problematisch sind ja in erster Linie die Interpretationen der Beobachtungen,<br />

die zuweilen allzu schlanken, euphorischen Konklusionen, aus denen<br />

die jetzt angefachte Debatte auch ihre Schärfe bezieht.<br />

Trendbestim­<br />

Rationalisierung in der industriellen Produktion: Bestandsaufnahme,<br />

mung, <strong>München</strong> 1984<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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