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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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MARGINALISIERUNG ALS SOZIALPOLITISCHE ALTERNATIVE?<br />

Barbara Riedmüller<br />

Die „Krise der Arbeitsgesellschaft" stellt zweifelsohne eine Herausforderung<br />

dar, die Gültigkeit klassischer Paradigmen zu überprüfen. Die Konzeptualisierung<br />

der staatlichen Sozialpolitik als „Funktion" der politischen Durchsetzung<br />

<strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong>n Organisation der Erwerbsarbeit <strong>und</strong> der damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Lebensform besitzt nach wie vor eine hohe Erklärungskraft,<br />

wie Fritz Böhle in seinem Beitrag gezeigt hat (vgl. in diesem Band).<br />

Nun gibt es <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklungen der Arbeit (des Verhältnisses<br />

von Erwerbsarbeit zu anderen Formen der Arbeit, Schattenarbeit, informeller<br />

Arbeit, „Schwarzarbeit"), die allgemein als krisenhaft diagnostiziert<br />

werden, die möglicherweise diese Focusierung der staatlichen Sozialpolitik<br />

auf die Erwerbsarbeit infrage stellen <strong>und</strong> neue sozialpolitische Antworten<br />

herausfordern.<br />

Ich möchte in meinem Beitrag die Frage behandeln, ob <strong>und</strong> wie die<br />

heute auftretenden Phänomene marginalisierter Existenzformen <strong>und</strong> Lebenszusammenhänge<br />

(als Arme, als Sozialhilfeempfänger, in der Grauzone<br />

des Arbeitsmarktes, als Mitglied der Alternativkultur) sozialpolitisch hergestellt<br />

<strong>und</strong> verarbeitet werden <strong>und</strong> ob <strong>und</strong> wie diese mit der Normalität<br />

der Arbeitsgesellschaft vermittelt sind.<br />

Ich werde zuerst einige Anmerkungen zum Thema Marginalisierung als<br />

Gegenstand der Soziologie machen, dann will ich Formen von Marginalisierung<br />

unterscheiden <strong>und</strong> sie im aktuellen sozialpolitischen Zusammenhang<br />

interpretieren.<br />

1. Marginalität als Thema der Soziologie<br />

Seit sich die Erwerbsarbeit als dominante Existenzform durchgesetzt hat,<br />

ist Marginalität in bezug auf diese Existenzform <strong>und</strong> deren sozialpolitische<br />

Ersatzmittel definiert worden. Auch die Soziologie ist dieser dominanten<br />

Linie der <strong>gesellschaftliche</strong>n Entwicklung gefolgt — so meine These.<br />

Ich möchte angesichts knapper Zeit nur einige Aspekte dieser Entwicklung<br />

betonen.<br />

In sozialhistorischen Studien über die ökonomischen <strong>und</strong> sozialen Krisen<br />

des 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts ist Armut, Elend <strong>und</strong> soziale Desintegration<br />

als Bruch bzw. als Widerspruch von Vergesellschaftungsweisen erklärt<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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