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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Qualität im Gr<strong>und</strong>e von der Setzung plausibler Modell-Annahmen leben<br />

<strong>und</strong> nicht unbedingt von der in Zukunft garantierten Wirkung der angenommenen<br />

Parameter, ist die wichtigere Informationsleistung von Prognosen<br />

nicht die abschließend gegebene Zahl der erwarteten Studenten oder Absolventen,<br />

sondern der Einfluß der Veränderungen eines Parameters auf<br />

eine solche Gesamtzahl. Daher sind Alternativrechnungen mit unterschiedlichen<br />

Modellannahmen, die das Gewicht bestimmter Annahmen für die Gesamtzahl<br />

verdeutlichen, ein Fortschritt der Prognostik. 21<br />

(c) Relativierung der Prämissen, die in eine Prognose eingehen: Im Laufe<br />

der kritischen Auseinandersetzungen mit dem Arbeitskräftebedarfsansatz<br />

wurde z.B. deutlich, daß — wie Jeschek auflistet — folgende gesellschaftspolitische<br />

Voraussetzungen zutreffen müßten, wenn die MRA-Prognosen<br />

die spätere Entwicklung voraussagen könnten:<br />

„(1) Das Beschäftigungssystem muß äußerst unflexible Strukturen aufweisen<br />

<strong>und</strong> so beschaffen sein, daß es den heutigen <strong>und</strong> den zukünftigen Bedarf<br />

an den einzelnen Kategorien von Ausgebildeten erkennen läßt.<br />

(2) Der Bedarf an Ausbildung beziehungsweise Bildung orientiert sich nahezu<br />

ausschließlich an einer ökonomischen oder von spezifischen Dichteziffern<br />

bestimmten Verwertbarkeit, die darüber hinausreichenden Qualifikationselemente<br />

werden nicht berücksichtigt.<br />

(3) Der Bedarf entwickelt sich kontinuierlich <strong>und</strong> ... unbeeinflußt von politischen<br />

Entscheidungen ...<br />

(4) Keinen wesentlichen Einfluß auf den Bedarf haben Veränderungen der<br />

Arbeitsorganisation, der Konsumentennachfragen <strong>und</strong> der Technologien,<br />

die von den heutigen Bedingungen oder aus ihnen resultierenden Entwicklungspfaden<br />

abweichen.<br />

(5) Zwischen den einzelnen Ausbildungsrichtungen <strong>und</strong> Ausbildungsniveaus<br />

finden immer die gleichen <strong>und</strong> in den Basisjahren der Projektionen nicht explizit<br />

erfaßten Mobilitätsprozesse statt.<br />

(6) Der einzelne Staatsbürger existiert nach diesen Ansätzen reduziert nur<br />

als Arbeitskraft, die nur das Ziel verfolgt, langfristig eine im Ableitungszusammenhang<br />

definierte Beschäftigung zu erhalten.<br />

(7) Die Entwicklung des Angebots an ausgebildeten Arbeitskräften verläuft<br />

unabhängig von den Bedarfsvorstellungen. Projektionen des Bedarfs haben<br />

keinen Einfluß auf die Angebotsseite." 22<br />

Mertens meint zu dem „Verfahren der Strukturextrapolation", das bei dem<br />

Arbeitskräftebedarfsansatz — aber auch, das sei hier hinzugefügt, bei den<br />

Prognosen der Schüler- <strong>und</strong> Studentenzahlen — üblich ist: „Was diese unrettbar<br />

auszeichnet, ist eine Art strukturelles Stabilitätsvertrauen (oder sogar<br />

eine Verfestigungsnorm), die man 'Strukturfatalismus' nennen möchte." 23<br />

Allerdings haben Erfahrungen auch gezeigt, daß man nur begrenzte<br />

Hoffnungen in methodische Verbesserungen setzen kann:<br />

— Viele Hoffnungen auf eine Verbesserung der Datenbasis sind verflogen:<br />

Genaue Bestandsaufnahmen der Bildungspfade, wie sie die Arbeitsgruppe<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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