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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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tätskonzept als die traditionelle Arbeitsmoral mit ihrem Untertanenkanon<br />

von Pflicht, Fleiß <strong>und</strong> Gehorsam, ohne ganz verzichtbar zu sein. Aber wo<br />

bereits über Arbeitnehmermentalität <strong>und</strong> Risikoscheu in Führungsetagen<br />

geklagt wird, ist eine alternative Subjektivität willkommen, deren erratische<br />

Widerständigkeit man über die betrieblichen Identifikationsangebote<br />

schon glaubt domestizieren zu können.<br />

So weit steht es nicht schlecht um die Chancen der 'Modernisten', ihre<br />

Linie weg von der subjektgleichgültigen Leistungsforderung durchzusetzen,<br />

der Trend der Zeit spräche für sie.<br />

Nun führen Kern/Schumann ihren Nachweis für die These, daß der technologisch<br />

ermöglichte, betriebspolitisch erwünschte arbeitspolitische Paradigmenwechsel<br />

konstitutiv für „einen komplexen U<strong>mb</strong>ruch der Industriestruktur"<br />

sei <strong>und</strong> eine „Neoindustrialisierung" einleite, trotz gegenteiliger<br />

Beteuerung fast ausschließlich mit technologischen Bef<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

z.T. noch mit arbeitsorganisatorischen Argumenten. Nun ist aber gerade<br />

die technologische Entwicklung <strong>und</strong> d.h. die sich enorm steigernde <strong>und</strong><br />

für unterschiedliche Richtungen offene Prozeßinnovation eher ein Unsicherheitsfaktor<br />

als eine sichere Orientierungsbasis für Prognosen über<br />

eine künftige Industriestruktur. Die von Kern/Schumann einbezogene<br />

Interessenperspektive von Belegschaftsgruppen, Betriebsrat <strong>und</strong> Gewerkschaft<br />

müßte eher noch ernster genommen <strong>und</strong> um weitergehende soziale<br />

<strong>und</strong> gesellschaftspolitische Erwägungen ergänzt werden.<br />

Auch die Managementvertreter der 'traditionalistischen' Rationalisierungsformen<br />

sind um Argumente nicht verlegen. Da im Kampf zweier Linien<br />

um die größere Effizienz <strong>und</strong> die höhere Rentabilität nur die Resultate<br />

zählen, werden die 'Technokratisch-Bornierten', die zur Übertechnisierung<br />

neigen, nicht ruhen, bis sie den Nachweis für das störungsfreie Funktionieren<br />

vollintegrierter flexibler Fertigungssysteme erbringen können oder bis<br />

ihnen z.B. die enge Verknüpfung von CAD- <strong>und</strong> CNC-Maschinen in Richtung<br />

CAD/CAM friktionslos gelingt. Wenn der Übergang vom zweidimensionalen<br />

Entwurf auf die dreidimensionale Konstruktion bewältigt ist, wird<br />

man diesem Ziel einen entscheidenden Schritt nähergerückt sein. Und dann<br />

muß vom Konstrukteur am Bildschirm bis zum Maschinenführer mit der<br />

Kompetenz zur Programmoptimierung arbeitspolitisch alles neu aufgerollt<br />

werden; dies ginge wohl kaum in Richtung des von Kern/Schumann erhofften<br />

erweiterten Aufgabenprofils oder wenn doch, dann um den Preis<br />

einer nochmaligen dramatischen Ausdünnung der Belegschaft. Das bleibende<br />

Aktionsfeld der 'Traditionalisten' begründen auch die von Klaus Düll<br />

schon vorgetragenen Argumente, darunter insbesondere sein Hinweis auf<br />

die Fähigkeit der Unternehmen, Insellösungen' divergierender Produktionsstrukturen<br />

durch die entwickelte Informations- <strong>und</strong> Steuerungstechnologie<br />

kompatibel zu vernetzen.<br />

Wenn also Argumente für eine neue Arbeitspolitik der „fachlichen Souveränität"<br />

beigebracht werden sollen, dann glaube ich nicht, daß sie in<br />

erster Linie aus dem unmittelbar technologischen Begründungszusammen-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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