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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Orientierungskomplexe) zu unterscheiden. Für die gesellschaftstheoretischen<br />

<strong>und</strong> historischen Dimensionen dieses Aufsatzes müssen hoch aggregierte<br />

Ebenen gewählt werden. Historisch betrachtet lassen sich dann vier<br />

Orientierungskomplexe unterscheiden, die zunächst idealtypisch mit dem<br />

Ziel aufgeführt werden, analytische Trennungen herauszuheben. Später<br />

wird argumentiert, daß der entscheidende soziale Prozeß der Modernisierung<br />

gerade in der wechselseitigen Durchdringung besteht. Der Rückweg<br />

in systemtheoretische Abgrenzungen dient also nur begrifflichen Zwecken.<br />

(a) Der Orientierungsrahmen<br />

der Realitätserkenntnis<br />

Dieser Orientierungsrahmen ist der Standardrahmen der Wissenschaften <strong>und</strong><br />

ihrer klassischen akademischen Institutionen, durch den Forschung zum<br />

Zweck der Realitätserkenntnis als legitimes Ziel anerkannt wird. Seinen<br />

historischen Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> systematischen Kern bilden philosophische<br />

Problemstellungen (Naturphilosophie <strong>und</strong> Erkenntnistheorie), deren universalistische<br />

Ansprüche allerdings weitgehend durch die nicht-philosophischen<br />

Verfahren der Forschung modifiziert sind. Insbesondere wird ihnen<br />

gegenüber keine Rechenschaft durch den einzelnen Wissenschaftler verlangt.<br />

Sie sind virtualisiert <strong>und</strong> werden nur in der historischen Verkettung<br />

der Forschungsprogramme sichtbar (Henrich 1982). Dem Orientierungsrahmen<br />

der Wirklichkeitserkenntnis kommt gegenüber allen Forschungsprozessen,<br />

die an anderen Orientierungsrahmen ausgerichtet sind, eine privilegierte<br />

Stellung zu: Jede Forschung ist mit irgendeiner Form der Wirklichkeitserkenntnis<br />

verknüpft <strong>und</strong> damit anknüpfbar an die Forschungsprogramme<br />

<strong>und</strong> Geltungskriterien, die dieser Orientierungsrahmen setzt. Auf<br />

diesen inneren Zusammenhang von wissenschaftlicher Orientierung <strong>und</strong> der<br />

Erweiterung des erfolgskontrollierten Handelns durch Forschung werden<br />

wir unter dem Thema der technologischen Rationalität zu sprechen kommen.<br />

(b) Der kulturelle<br />

Orientierungskomplex<br />

Der gemeinsame Nenner dieses Komplexes sind <strong>gesellschaftliche</strong> Wert- <strong>und</strong><br />

Sinnorientierungen. Hineinzurechnen sind etwa ästhetische Orientierungen,<br />

die in der Forschung der Renaissance eine große Rolle spielten (Architektur,<br />

Musik, perspektivische Malerei), hedonistische Varianten, die allerdings<br />

heute über die Unterhaltungsindustrie großenteils dem ökonomischen<br />

Sektor zugehören, dann auch besonders ethisch-ideologische Varianten, die<br />

als Szientismus <strong>und</strong> Naturalismus am Ende des 19. <strong>und</strong> im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zu großer Bedeutung kamen <strong>und</strong> in enger Verbindung mit politischen<br />

Orientierungen standen (Sozialdarwinismus, Eugenik, usw.). Schließlich<br />

können auch die Orientierung der medizinischen Wissenschaften an ihren<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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