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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Professionen in der <strong>gesellschaftliche</strong>n Arbeit zusammenfügen. In dem Maße,<br />

wie theoretisch die <strong>gesellschaftliche</strong> Forschrittlichkeit der Professionen bestritten<br />

wird, praktisch sich Gegenbewegungen bilden, die Deprofessionalisierung<br />

fordern <strong>und</strong> auf die Selbsthilfe an Stelle von professioneller Hilfe<br />

bauen, geraten soziologische Theoriebestände ins Wanken, die Glaubenssätze<br />

der Gesellschaftspolitik ausmachen. Gerade gegenüber den diagnostischen<br />

Aussagen zur <strong>gesellschaftliche</strong>n Entwicklung, in denen die Soziologie<br />

Gesellschaftspolitik begründet, zumindest legitimiert, stellen sich ernsthafte<br />

Zweifel ein. Ich werde mich hier auf drei gesellschaftspolitisch besonders<br />

wirksame Theorien beschränken:<br />

— die soziologischen Theorien zur Sozialpolitik,<br />

— Theorien zur Organisation des Wissens, zu seinem Erwerb <strong>und</strong> zu seiner<br />

Verteilung <strong>und</strong><br />

— Theorien pluralistischer Machtgleichgewichte.<br />

Dabei wird es vor allem um die Erörterung implizierter theoretischer Annahmen<br />

gehen. Für die Sozialpolitik geraten zwei Annahmen ins Wanken,<br />

die sog. Dienstleistungsstrategie <strong>und</strong> die sozialpolitische Planung, letztere<br />

insbesondere in ihrem Anspruch Bedarf zu planen.<br />

Die sozialpolitische Dienstleistungsstrategie im Sog der<br />

Deprofessionalisierung<br />

Als Dienstleistungsstrategie können wir Badura <strong>und</strong> Groß folgend die Aktionsrichtung<br />

der Sozial- <strong>und</strong> Gesellschaftspolitik bezeichnen, die über per­<br />

10<br />

sönliche Dienstleistungen, die als öffentliche oder soziale Güter angeboten<br />

werden, Bedürfnisse nach Bildung, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> sozialer Hilfe befriedigt.<br />

Die Dienstleistungen ergänzen wirksam die historisch vorangegangenen<br />

sozialpolitischen Aktionsrichtungen, die sich als Rechtsgestaltung <strong>und</strong> als<br />

Einkommensumverteilung kennzeichnen lassen. Die sozialpolitische Dienstleistungsstrategie<br />

beruht auf zwei soziologischen Annahmen:<br />

a) Die Ausweitung der persönlichen Dienstleistungen, die Erleichterung<br />

der Zugänglichkeit für die Bevölkerung sowie die Erhöhung der Akzeptanz<br />

des Dienstleistungsangebots in der Bevölkerung decken alle wesentlichen<br />

Bedürfnisse nach Bildung, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> sozialer Hilfe ab. Die Dienstleistungsstrategie<br />

vollendet den Wohlfahrtsstaat, sie schließt das System<br />

sozialer Sicherheit ab. Defizite in der Befriedigung der Bedürfnisse sind<br />

Mängel in der Quantität oder Qualität der Dienstleistungen, nicht dagegen<br />

strukturelle Mängel der Dienstleistungsstrategie selbst 11 .<br />

b) Das Eigeninteresse der Dienstleistungsberufe deckt sich mit dem Interesse<br />

der Leistungsempfänger. Diese Annahme deutet eine gr<strong>und</strong>legende<br />

soziologisch-theoretische Aussage zum Beruf in bemerkenswerter Weise um.<br />

Berufe sind eine Form der Spezifikation von Arbeitsleistungen, die zur<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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