07.03.2014 Aufrufe

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Max Webers Aussagen über die Entwicklung der modernen Gesellschaften<br />

müssen jedoch im Hinblick auf den geseUschaftlich-kulturellen Kontext<br />

relativiert werden in dem sie formuliert wurden. Dieser Kontext ist vom<br />

Lutherischen Protestantismus <strong>und</strong> seiner Säkularisierung im deutschen<br />

Idealismus definiert worden. Die hier betrachteten Gesellschaften haben<br />

ihre ganz spezifische Beziehung zwischen Ethik <strong>und</strong> Welt <strong>und</strong> ihre ganz<br />

spezifische Variante des innerweltlichen Aktivismus entwickelt. Wenn man<br />

die Eigenart der neuen sozialen Bewegungen richtig verstehen <strong>und</strong> erklären<br />

will, dann muß man dieser Tatsache weit mehr Rechnung tragen als dies in<br />

der Regel in den meist recht positivistisch verfahrenden soziologischen<br />

Untersuchungen getan wird. Die Bewegungen sind einerseits Teil einer<br />

die einzelnen Länder überspannenden Universalierung der modernen Kultur<br />

<strong>und</strong> reagieren auf eine ebenso überspannende Rationalisierung <strong>gesellschaftliche</strong>r<br />

Sphären. Die Art <strong>und</strong> Weise, in der sie darauf reagieren, ist jedoch<br />

durch den gesellschaftlich-kulturellen Code der einzelnen Länder bestimmt.<br />

Die Kultur der Moderne erhält ihre innovative Kraft von den ganz unterschiedlichen<br />

Beiträgen der geschilderten <strong>gesellschaftliche</strong>n Varianten.<br />

Es ist deshalb gar nicht wünschenswert, daß sie sich vollkommen angleichen<br />

oder einer einzigen Variante annähern. Die Dynamik der Moderne lebt von<br />

der unauflöslichen Spannung zwischen der universellen Idee <strong>und</strong> ihrer partikularen<br />

Verwirklichung.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 M. Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religions<strong>soziologie</strong>, Bd. I, Tübingen (1920)<br />

1972, S. 1-16, 203-04, 237-75, 536-73; ders., Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre,<br />

Tübingen (1922) 1973, S. 151-56, 505-08, 517, 539-40, 593-613;<br />

ders., Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft, Tübingen (1922) 1976, S. 348-67. Siehe dazu<br />

R. Münch, Theorie des Handelns, Frankfurt 1982, S. 487-501; ders., Die Struktur<br />

der Moderne, Frankfurt 1984.<br />

2 Eine umfassende Ausarbeitung der folgenden Skizze findet sich in R. Münch, Die<br />

Entwicklung der Moderne: England, Amerika, Frankreich <strong>und</strong> Deutschland, Frankfurt<br />

1986.<br />

3 Siehe dazu u.a. R. Rose, „England: The Traditionally Modern Political Culture",<br />

in: L.P. Pye <strong>und</strong> S. Verba (Hg.), Political Culture and Political Development,<br />

Princeton 1965, S. 83-129; B. Jessop, Traditionalism, Conservatism and British<br />

Political Culture, London 1974.<br />

4 Ich nenne nur: A. de Tocqueville, Über die Demokratie in Amerika. <strong>München</strong><br />

(18<strong>35</strong>/40) 1976; R. Bellah, The Broken Covenant: American Civil Religion in<br />

Time of Trial, New York 1975.<br />

5 Siehe z.B. A. de Tocqueville, Der alte Staat <strong>und</strong> die Revolution, Reinbek bei Ha<strong>mb</strong>urg<br />

(1856) 1969; M. Crozier, The Bureaucratic Phenomenon, Chicago 1964.<br />

6 Siehe u.a. H. Plessner, Die verspätete Nation, Stuttgart 1959; R. Dahrendorf,<br />

Gesellschaft <strong>und</strong> Demokratie in Deutschland, <strong>München</strong> 1971; F.K. Ringer, The<br />

Decline of the German Mandarins. The German Academic Community, 1890-1933,<br />

Ca<strong>mb</strong>ridge, Mass. 1969.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!