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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Sodann läßt sich feststellen, daß andere, außerhalb dieser relativ geschlossenen<br />

wissenschaftlich-industriell-politischen Komplexe agierende<br />

Gruppen <strong>und</strong> Instanzen die Bühne der Auseinandersetzungen typischerweise<br />

erst spät betreten (Kitschelt 1980). Im pauschalen Vergleich scheint das<br />

im Fall der Kerntechnik sehr spät, in der Mikroelektronik bislang überhaupt<br />

nur bedingt, in der Gentechnologie relativ früh geschehen zu sein. Soweit<br />

<strong>gesellschaftliche</strong> Gegenspieler — repräsentiert vor allem in einem Teil der<br />

Medien, in mehr oder weniger organisierten sozialen Bewegungen <strong>und</strong> Initiativen<br />

kritischer Wissenschaftler — sich in die Debatten eingeschaltet<br />

haben, kam es allerdings bislang kaum zu einer effektiven Erweiterung der<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong> Kontrollbasis (Nelkin 1977). Die Bedeutung öffentlicher<br />

Auseinandersetzungen lag eher darin, daß — in der Kernenergie sehr<br />

erfolgreich — ein erhöhter Legitimationsbedarf für technologiepolitische<br />

<strong>und</strong> unternehmerische Strategien angemeldet wurde, <strong>und</strong> zwar im Hinblick<br />

auf eine äußerst breite Palette naturseitiger <strong>und</strong> gesellschaftsseitiger Folgewirkungen.<br />

Sowohl Akteure im politisch-administrativen System wie in den<br />

betreffenden Industrien haben aus dieser typischen Ablaufstruktur gelernt<br />

<strong>und</strong> entwickeln heute für Teilbereiche der Informationstechnologie <strong>und</strong> der<br />

Molekularbiologie/Gentechnik Formen der Vorabproduktion von Legitimation.<br />

Der Zusammenschluß dominanter Akteure zu quasi-korporatistischen<br />

Komplexen erlaubt noch keine Rückschlüsse auf die Strategien, die von den<br />

beteiligten Akteuren verfolgt werden. Betrachtet man ihr Zusammenspiel<br />

im langen Verlauf, dann läßt sich für alle drei Fälle vermuten, daß keine der<br />

beteiligten Akteursgruppen durchgehend einen beherrschenden Einfluß<br />

nehmen konnte (z.B. Keck 1984; Mettler-Meibom 1983; Rammert 1982).<br />

Darüber hinaus kann man zeigen, daß keine dieser Gruppen sich durchgängig<br />

auf diejenigen Steuerungsmedien verläßt, auf deren Rationalität sie<br />

sich prinzipiell berufen (Meixner 1983). Weder läßt sich sagen, daß wissenschaftliche<br />

Instanzen nach Regeln einer autonomen wissenschaftlichen Forschung<br />

agieren (Borkenbus 1983), noch daß industrielle Instanzen sich<br />

allein an Marktverhältnissen orientieren, noch daß politisch-administrative<br />

Systeme sich vorwiegend auf parlamentarisch-administrativ-rechtliche Formen<br />

der Kontrolle stützen. Die Betrachtung der kerntechnischen Entwicklung<br />

legt den Schluß nahe, daß hier sowohl politisches System wie Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft, gemessen an ihren je eigenen Rationalitätskriterien,<br />

in der Steuerung einer technischen Entwicklung versagt haben (Kosolowski<br />

1983, in einer etwas anderen Interpretation Keck 1984b).<br />

5. Übergreifende Rationalitätsmuster?<br />

Mit dem bisherigen ist schon gesagt, daß es uns schwerfällt, in der Interaktion<br />

zwischen dominanten Akteuren der Technik<strong>entwicklung</strong> eine übergrei-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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