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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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TECHNOLOGIEENTWICKLUNG ZWISCHEN EIGENDYNAMIK UND<br />

ÖFFENTLICHEM DISKURS.<br />

KERNENERGIE, MIKROELEKTRONIK UND GENTECHNOLOGIE IN<br />

VERGLEICHENDER PERSPEKTIVE<br />

Bernward Joerges, Gotthard Bechmann, Rainer<br />

Hohlfeld<br />

1. Vorüberlegungen<br />

Der folgende Beitrag ist ein Diskussionsangebot „aus der Retorte" — er<br />

formuliert, aus einem gemeinsamen Arbeitsprozeß heraus, Fragen <strong>und</strong> Thesen<br />

zu einer zukünftigen Wissenschafts- <strong>und</strong> Technikforschung. Der heuristische<br />

Charakter dieser Überlegungen ergibt sich aus der gegenwärtigen Situation:<br />

Für die Analyse großtechnischer Systeme hat bislang keine Disziplin<br />

ein Konzept vorgelegt, das der Komplexität <strong>und</strong> Brisanz der Phänomene<br />

Rechnung trägt.<br />

Der Vorschlag, drei wichtige wissenschaftlich-technische Felder — Kernenergie,<br />

Mikroelektronik <strong>und</strong> Gentechnologie — in einen analytischen Rahmen<br />

zu stellen, wirft unmittelbar die Frage auf, ob es denn überhaupt zulässig<br />

sei, von „der" Kerntechnik, „der" Mikroelektronik <strong>und</strong> „der" Gentechnologie<br />

zu sprechen (Sorge 1984), <strong>und</strong> warum gerade diese drei gewählt<br />

werden. Einmal natürlich, weil sie in aller M<strong>und</strong>e sind <strong>und</strong> als irgendwie<br />

einheitliche Phänomene wahrgenommen werden. Zum anderen, weil gerade<br />

sie „modern" genannt werden können, jedenfalls aus wissenschaftssoziologischer<br />

Sicht. Mit ihnen wird in großem Stil der Schritt von einer Verarbeitung<br />

von Natur zu ihrer Konstruktion <strong>und</strong> industriellen Produktion getan:<br />

Von der Entnahme von Energieträgern zur Konstruktion von Energieträgern<br />

<strong>und</strong> ihrer Herstellung in fortgeschrittenen Reaktoren, vom Denken<br />

mit dem Hirn zur Konstruktion von programmierbaren Denkmaschinen,<br />

von der Zuchtwahl zur Konstruktion neuer Organismen.<br />

Modern sind diese Technologien also insofern, als eine sich verändernde<br />

Gesellschaft in ihnen der Natur in großem Umfang Aufgaben abnimmt, im<br />

doppelten Wortsinn, die sie ihr früher überlassen hat. In konsequenter Fortführung<br />

eines neuzeitlichen Rationalisierungsprozesses, der mit der Idee der<br />

neuen Naturwissenschaften <strong>und</strong> mit dem Prozeß der Industrialisierung im<br />

17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert seinen Anfang nahm, wird vorfindliche Natur <strong>und</strong><br />

traditionell gewachsene Sozialität auf breiter Front substituiert durch theoretisch<br />

<strong>und</strong> technisch beherrschbare Konstrukte, Apparaturen <strong>und</strong> Systeme.<br />

Habermas (1969) <strong>und</strong> viele andere haben die „Errungenschaften der Moderne",<br />

als deren Synthese dieser Prozeß betrachtet werden kann, herausgearbeitet:<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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