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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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verschiedenen wissenschaftlich-technischen Entwicklungsschüben abstellt.<br />

Am Beispiel der drei Technikfelder Kernenergie, Mikroelektronik <strong>und</strong> Gentechnologie<br />

wird im folgenden eine entsprechende Vorgehensweise skizziert<br />

<strong>und</strong> anhand einiger inhaltlicher Thesen erläutert.<br />

Zunächst zur Selektion zentraler Kategorien <strong>und</strong> Prozesse. Da eine ausgeführte<br />

Theorie wissenschaftlich-technischen Wandels, aus der Vergleichsgesichtspunkte<br />

für einzelne Technologien abzuleiten wären, nicht verfügbar<br />

ist, schlagen wir die Entwicklung eines einheitlichen Analyseschemas vor,<br />

das es erlaubt, Materialien zu verschiedenen Technik<strong>entwicklung</strong>en schrittweise<br />

aufzuarbeiten <strong>und</strong> zu interpretieren. Interpretationsleitend ist dabei<br />

die Frage nach der Steuerung wissenschaftlich-technischer Entwicklungen,<br />

d.h. die Vorstellung, daß tatsächliche Entwicklungen als Produkt „rationaler<br />

Projekte" unterschiedlicher <strong>gesellschaftliche</strong>r Akteure begriffen werden<br />

können. Ein solches Analyseschema ist noch keine Theorie, sondern ordnet<br />

lediglich bestimmte Beobachtungen einer Reihe von Analyseschritten zu,<br />

die an verschiedenen Stellen den Rückgriff auf ganz unterschiedliche theoretische<br />

Überlegungen möglich <strong>und</strong> erforderlich machen. Das Schema<br />

sieht im wesentlichen drei Analyseschritte <strong>und</strong> eine entsprechende Reihe<br />

von Vergleichen vor.<br />

Ein erster, eher beschreibender Schritt sollte in einer zeitlich (gegebenenfalls<br />

räumlichen) Anordnung wichtiger wissenschaftlich-technischindustrieller<br />

Entwicklungen bestehen. Wir unterscheiden dabei ganz konventionell<br />

zwischen den Bereichen Gr<strong>und</strong>lagenforschung; ingenieurmäßige<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung; erste industrielle Anwendung; breiter industrieller<br />

Einsatz; Ablösung durch neue Generationen technischer Systeme,<br />

gegebenenfalls Abschwung einer Technik. Am Beispiel der Kerntechnik<br />

hieße das also: Entwicklungen in der Kernphysik; Reaktorforschung <strong>und</strong><br />

Versuchsreaktoren; erste kommerzielle Nutzung; breiter Einsatz von Kernkraftwerken;<br />

Ablösung durch neue Reaktortypen. Dabei wird in keiner<br />

Weise eine strikte zeitliche Abfolge dieser Stufen unterstellt; es geht hier<br />

vielmehr um die zeitliche Spezifizierung mehr oder weniger parallel verlaufender<br />

Prozesse in diesen fünf (oder anderweitig zweckdienlich abgegrenzten)<br />

Bereichen. 1<br />

Dieser erste Schritt gilt primär der Analyse der spezifischen Substitutionsleistungen<br />

einer gegebenen technischen Entwicklung in natürlichen<br />

<strong>und</strong> in sozialen Systemen (siehe Abschnitt 3). Einfaches Beispiel: Ein Aufzug<br />

substituiert bestimmte Wege <strong>und</strong> körperliche Aktivitäten, Bauformen,<br />

die Kehrwoche, die Notwendigkeit, mit Nachbarn zu kommunizieren usw.<br />

durch eben Aufzugtechnik mit allem, was dazu gehört — etwa neuen baupolizeilichen<br />

Verordnungen, bestimmten Kommunikationsformen, Service-<br />

Organisationen, hohen statt flachen Bauformen usw.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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