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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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drucken konnte. Doch hat sich die Nutzung sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse<br />

<strong>und</strong> typisch sozialwissenschaftlicher Argumentationsweisen<br />

inzwischen in vielen Bereichen <strong>gesellschaftliche</strong>r Praxis ganz selbstverständlich<br />

eingebürgert, wenngleich es uns vielfach nicht gelungen ist, dafür<br />

Sorge zu tragen, daß dies dann auch tatsächlich der Soziologie gutgeschrieben<br />

wird.<br />

Vielleicht müßten wir die deutsche Soziologie <strong>und</strong> ihre Lage öfter von<br />

außen betrachten. Vielfach wird ja erst mit fremden Augen als Indikator<br />

kräftiger <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>er Konstitution sichtbar, was einem selbst ganz banal<br />

<strong>und</strong> nicht des Aufhebens wert erscheint: ein recht kontinuierlicher Strom<br />

soziologischer Wissensproduktion, der jenseits der unvermeidlichen Red<strong>und</strong>anz<br />

auf einer ganzen Reihe von Teilgebieten Wichtiges <strong>und</strong> Neues zustande<br />

gebracht hat, das trotz der Sprachbarriere zunehmend auch im Ausland<br />

mit großem Interesse zur Kenntnis genommen wird; gute Ansätze zu fachlicher<br />

Professionalisierung, wobei der Verlust an emphatischer Begeisterung,<br />

der wohl einmal den Aufbruch in die Soziologie begleitet hatte, als unverzichtbarer<br />

Preis der Konsolidierung akzeptiert werden muß; eine breite<br />

Ausstrahlung auf benachbarte Fächer, wobei man fälschlicherweise meist<br />

nur die oberflächliche Soziologisierung, die sich in deren Begrifflichkeit<br />

vollzog, im Auge hat, obwohl doch der wirklich wichtige Einfluß der Soziologie<br />

darin bestand oder besteht, bisher primär normativ oder klassifikatorisch<br />

orientierten Wissenschaften zu helfen, sich eine systematische<br />

empirische F<strong>und</strong>ierung zu geben.<br />

II<br />

An sich müßte Soziologie also sehr gut dafür gerüstet sein, die Herausforderungen<br />

aufzunehmen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit in Zukunft auf sie<br />

zukommen werden.<br />

Wenn meine eigenen, kürzlich veröffentlichten <strong>und</strong> in vieler Hinsicht<br />

noch durchaus vorläufigen <strong>und</strong> unscharfen Überlegungen zur Entwicklung<br />

industriell-marktwirtschaftlicher Gesellschaften vom Typ der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

in den kommenden zwei oder drei Jahrzehnten auch nur einigermaßen<br />

zutreffend sind, dann werden diese Gesellschaften zunehmend mit<br />

Problemlagen konfrontiert sein, deren Bewältigung einen massiv wachsenden<br />

Bedarf an typisch sozialwissenschaftlichen Leistungen impliziert. Gesellschaften<br />

dieser Art sind meiner Meinung nach in der Tat seit etwa einem<br />

Jahrzehnt in ein Entwicklungsstadium eingetreten, in dem sie einem<br />

wachsenden, vielleicht sogar kumulativen Risiko systemischer Destabilisierung<br />

ausgesetzt sind, dem Risiko von Gleichgewichtsstörungen, die mit<br />

mehr oder minder langen, oftmals sehr langen Zeitverzögerungen von einem<br />

<strong>gesellschaftliche</strong>n Teilbereich auf andere übergreifen oder überspringen. Die<br />

heute noch ganz überwiegend bereichsspezifischen Instrumente politischer<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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