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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Im Unterschied zur wissenschaftlichen Erkenntnis, die in der Regel auf<br />

eine eindeutige Lösung abzielt, ergibt sich aus dem Synthesecharakter der<br />

Technik<strong>entwicklung</strong> eine Vielfalt möglicher Konstruktionen. Im Unterschied<br />

zum ökonomischen System, das sich über das Medium Geld selbstreferentiell<br />

steuern kann, besitzt das ausdifferenzierte System der Technologie<strong>entwicklung</strong><br />

mit dem Prinzip der technischen Effizienz kein selbständiges<br />

Rationalitätsmuster <strong>und</strong> bleibt auf Referenzen angewiesen.<br />

Zu ganz anderen Einschätzungen gelangen die Theoretiker, welche die<br />

Vergesellschaftung auf die Logik ökonomischer Entwicklung zurückführen:<br />

Sie sehen statt der Verwissenschaftlichung <strong>und</strong> Entindustrialisierung eine<br />

zunehmende Subsumtion der Wissenschaft unter das Kapital, die sich von<br />

der anfänglichen ökonomischen Orientierung der Erfindung über die an<br />

Verwertungsimperativen ausgerichtete Forschung bis hin zur Industrialisierung<br />

der Wissenschaft steigert.<br />

So einleuchtend auf den ersten Blick die weiche These der „Demand"-<br />

Theoretiker unter den Innovationsökonomen ist, so begrenzt tauglich sind<br />

ihre Ergebnisse, um eine von der Logik des Kapitals determinierte Technologie<strong>entwicklung</strong><br />

empirisch zu erhärten: der Erfindungsfortschritt läßt sich<br />

nicht nur als Steigerung der Arbeits- <strong>und</strong> Kapitalersparnis rekonstruieren;<br />

die ökonomisch einträglichsten Technologie<strong>entwicklung</strong>en entstammen<br />

zum größten Teil nicht-ökonomisch induzierter Forschung <strong>und</strong> es vermehren<br />

sich die Fälle, in denen die Industrie gezwungen ist, kostenvermehrende<br />

Techniken einzuführen, z.B. Kontroll- oder Umweltschutztechnologien.<br />

In der industriesoziologischen Forschung neigen viele Wissenschaftler<br />

dazu, moderne Technologie<strong>entwicklung</strong> durch den Verwertungsprozeß des<br />

Kapitals bestimmt zu sehen. Insofern damit die technischen Verbesserungen<br />

<strong>und</strong> Erneuerungen gemeint sind, die den größten Anteil des betrieblichen<br />

Alltags bisher ausmachten, <strong>und</strong> insofern man sich auf den innerbetrieblichen<br />

Anwendungs- <strong>und</strong> Implementationsaspekt neuer Technologien beschränkt,<br />

mag diese These noch aufrechterhalten werden können. Sobald<br />

jedoch der von uns mit dem Begriff Forschung ausgezeichnete Prozeß<br />

moderner Technologie<strong>entwicklung</strong> angesprochen <strong>und</strong> der einzelbetriebliche<br />

Rahmen in Richtung auf das intersystemische Verhältnis von Industrie<br />

<strong>und</strong> Forschung überschritten wird, verändert sich der Charakter der Behauptung:<br />

sie wird zur „starken" These der reellen Subsumtion der Forschung<br />

unter das Kapital.<br />

Mit diesem Theorem hatte Marx schon den Übergang von der Manufaktur<br />

zur „großen Industrie" Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> in der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts erfaßt. Vertreter des Frankfurter Instituts für<br />

Sozialforschung griffen es anfangs dazu auf, „einen generellen Strukturwandel"<br />

der Lohnarbeit seit Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts auf den Begriff zu bringen<br />

(Schmiede 1980, 473). Es wurde schließlich in den letzten Jahren zum<br />

„Subsumtions-Modell" ausgebaut, das dem Bedeutungsverlust der Arbeit<br />

<strong>und</strong> dem entsprechenden Bedeutungsgewinn von Technik <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

für die kapitalistische Vergesellschaftung im gegenwärtigen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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