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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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lage zu berücksichtigen, die auf Bildungsprognosen <strong>und</strong> Bildungspolitik negativ<br />

zurückschlägt.<br />

Soweit die sozialwissenschaftliche Forschung etwas zu Bildungsprognosen<br />

beisteuert, befaßt sie sich mit schwer quantifizierbaren, aber außerordentlich<br />

wichtigen Parametern. Hier sind die Berufs- <strong>und</strong> die Qualifikationsforschung<br />

zu nennen, Untersuchungen zur Unterrepräsentanz von Bevölkerungsgruppen<br />

(z.B. Frauen), Analysen zum Begabungsbegriff <strong>und</strong> zum<br />

Lernverhalten.<br />

Diese <strong>und</strong> andere Forschungsfelder haben die Bildungspolitik beeinflußt<br />

<strong>und</strong> in die richtige Richtung gedrängt. Kritik an sozialwissenschaftlichen<br />

Bildungsprognosen ist vor allem da anzubringen, wo sie zu modellhaft <strong>und</strong><br />

detaillistisch sind, zu monokausal, zu wenig interdisziplinär. Als fatal erweist<br />

sich immer wieder die Abhängigkeit von der Auftragsvergabe, ebenso aber<br />

auch der fehlende Mut der Forschung selbst, Schlußfolgerungen aus ihren<br />

Arbeiten zu ziehen <strong>und</strong> öffentlich zu vertreten. So überläßt man die Schlußfolgerungen<br />

ohne öffentliche Debatte anderen.<br />

Ebenso wie Piazolo hält auch Engholm an der Notwendigkeit sozialwissenschaftlicher<br />

Bildungsforschung <strong>und</strong> Bildungsprognosen auch für die Zukunft<br />

fest.<br />

Ludwig v. Friedeburg, der Entstehung von <strong>und</strong> Umgang mit Bildungsprognosen<br />

von beiden Seiten her kennt, drängt auf eine Unterscheidung<br />

zwischen dem wissenschaftlichen <strong>und</strong> dem politischen Zweck von Prognosen.<br />

Wissenschaftlich dienen sie einer möglichst genauen Vorhersage von<br />

mittelfristigen Entwicklungen, politisch sind sie das Material, das Argumente<br />

für normative Entscheidungen liefert. Verwaltung <strong>und</strong> Politik haben insbesondere<br />

aus quantitativen Prognosen, die überwiegend ohne Soziologen<br />

zustande gekommen sind, das jeweils „Beste" gemacht. Wie die Nutzbarkeit<br />

von Bildungsprognosen selbst innerhalb von Politik <strong>und</strong> Verwaltung<br />

variiert, zeigen die Auseinandersetzungen zwischen Finanz- <strong>und</strong> Bildungsministerien<br />

um die „richtigen" Zahlen <strong>und</strong> ihre angemessene Interpretation.<br />

Die Prognosen selbst haben eine Exaktheit vorgetäuscht, die erst mit<br />

dem Begriff des „Korridor" eingeschränkt wurde. Ihre Qualität leidet schon<br />

im Ansatzpunkt an der mangelhaften Bildungsstatistik, die häufiger aktualisiert<br />

<strong>und</strong> in ihren Indikatoren angereichert werden müßte. Die unvermeidlicherweise<br />

„gegriffenen" Parameter sollten realistisch sein <strong>und</strong> nicht dem<br />

situationsabhängigen Wunschdenken entspringen. Ganz besonders aber muß<br />

die Bildungsforschung wissen, daß qualifizierte Prognosen ohne eine intensive<br />

historische Analyse vorausgegangener Bedingungen <strong>und</strong> Entwicklungen<br />

nicht gelingen können.<br />

Was kann die Bildungspolitik eigentlich selbst tun, um nicht weiterhin<br />

falsche Parameter vorsätzlich ins Spiel zu bringen, weil sie opportun sind?<br />

Zu den zitierten „vorsätzlich" falschen Parametern der Rolle normativer<br />

Zwecksetzung <strong>und</strong> zur Rolle der „Apparate" steuert Geipel einige Beispiele<br />

aus der ressortnahen Forschung bei.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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