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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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ökonomisierung <strong>und</strong> Politisierung. Sie erzeugt „Relevanzdruck". Je stärker<br />

diese Beziehungen ausgebaut <strong>und</strong> je flexibler sie genutzt werden, desto<br />

stärker wird der Entwicklungsdruck, den die technologische Rationalität<br />

für alle Orientierungskomplexe erzeugt. Zusammengefaßt in eine These<br />

lautet das Ergebnis:<br />

These 3: Technologische Rationalität besteht in einer speziellen Vermittlungsleistung<br />

zwischen sozialen Handlungszielen <strong>und</strong> Realitätserkenntnis. Je enger sie an<br />

die Forschung geb<strong>und</strong>en ist, desto unabhängiger <strong>und</strong> determinierender kann<br />

diese Vermittlung in beide Richtungen werden. Daher kann durch denselben<br />

Prozeß sowohl die Funktionsfähigkeit als auch ihre Autonomie gesteigert<br />

werden.<br />

4. Stufen der Interdependenz von Industrie <strong>und</strong> Forschung<br />

Bisher haben wir uns mit dem Spezifikum moderner Technik<strong>entwicklung</strong><br />

befaßt: ihrem Charakter als Forschungshandeln <strong>und</strong> der <strong>gesellschaftliche</strong>n<br />

Ausdifferenzierung der Forschung als Bedingung für ihre „funktionelle<br />

Autonomie". Jetzt wechseln wir die Thematisierungsrichtung <strong>und</strong> betrachten<br />

die Formen, in denen die <strong>gesellschaftliche</strong> Orientierung der Technologie<strong>entwicklung</strong><br />

verlaufen ist. Dabei beschränken wir uns auf den ökonomischen<br />

Orientierungskomplex, der auf die industrielle Entwicklung im Kapitalismus<br />

<strong>und</strong> ihr Verhältnis zur Forschung einwirkt.<br />

Gesellschaftliche Orientierungskomplexe hatten wir bisher phänomenologisch<br />

eingeführt. In analytischer Perspektive lassen sie sich als Rationalitätsmuster<br />

der funktional ausdifferenzierten Subsysteme der Gesellschaft<br />

begreifen, z.B. als Kapitalrechnung in der Wirtschaft, als Machtdifferential<br />

im politischen System oder als operativer Wahrheitsentscheid in der Wissenschaft.<br />

Die meisten vorliegenden gesellschaftstheoretischen Ansätze zum Verhältnis<br />

von Industrie <strong>und</strong> Forschung greifen jeweils eines dieser Rationalitätsmuster<br />

auf <strong>und</strong> leiten daraus für die Orientierung moderner Technologie<strong>entwicklung</strong><br />

jeweils eine „Logik" der Vergesellschaftung, z.B. der Verwissenschaftlichung,<br />

der Subsumtion unter das Kapital oder der Beherrschung<br />

ab. Außerdem neigen sie dazu, die Industrie als empirisches Phänomen<br />

ausschließlich unter der Abstraktion als ökonomisches System zu betrachten,<br />

als ob es nicht eine Politik der Industrie, eine politische Kultur<br />

der industriellen Beziehungen oder eine Industriekultur geben würde, die<br />

für die <strong>gesellschaftliche</strong> Orientierung der technischen Entwicklung ebenfalls<br />

von Bedeutung wären.<br />

Gegenüber diesen reduktionistischen <strong>und</strong> ökonomischen Vorgehensweisen<br />

nehmen wir die Interdependenzen zwischen den ausdifferenzierten<br />

Teilsystemen der Gesellschaft ernst <strong>und</strong> fragen nach dem historischen Wandel<br />

ihrer Intensität <strong>und</strong> ihrer Form. Was in anderen Ansätzen vorab als Sub-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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