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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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die arbeitsvorbereitenden, -begleitenden <strong>und</strong> produzierenden Bereiche verläuft,<br />

<strong>und</strong> für das wir eine relativ offene betriebliche Gestaltungssituation<br />

behauptet haben. Hier finden wir neue Gruppierungen <strong>und</strong> Tendenzen in<br />

der Arbeitssituation vor, die mit dem gewachsenen gewerkschaftlichen Interessenverständnis<br />

<strong>und</strong> Regelungsbestand kaum zu vereinbaren bzw. zu<br />

erfassen sind. Das sind z.B.<br />

— Tendenzen zum Drei-Schicht-Betrieb, gleichzeitig Flexibilisierung der<br />

individuellen Arbeitszeit;<br />

— Tendenzen zum Zeitlohn bei gleichzeitiger betriebspolitisch austarierter<br />

Leistungsdetermination <strong>und</strong> -kontrolle durch informatorische Steuerungs-<br />

<strong>und</strong> Durchsetzungssysteme;<br />

— Tendenzen zur Bildung von Arbeitssystemen <strong>und</strong> Systemgruppen mit<br />

teamförmiger Arbeit <strong>und</strong> gleichzeitiger Bindung von Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Kooperation zwischen den Beschäftigten an Informationssysteme;<br />

— Tendenzen zur Beteiligung qualifizierter Beschäftigungsgruppen im<br />

Rahmen betrieblich-instrumenteller Organisationsmodelle, gleichzeitig<br />

die Einschränkung der gewerkschaftlichen Einwirkungsmöglichkeiten;<br />

— Tendenzen zur Entkopplung der Beschäftigten aus unmittelbaren Arbeitsvollzügen,<br />

gleichzeitig die Tendenz zur Verplanung, Steuerung <strong>und</strong><br />

Kontrolle mittels personenbezogener Informationssysteme.<br />

Die gewerkschaftliche Perspektive kann nun sicherlich nicht nur darin liegen,<br />

den entstandenen Regelungsbedarf durch neue, partialisierte Mindestnormen<br />

<strong>und</strong> Schutzbestimmungen auszufüllen, wie dies z.B. im Bereich des<br />

Datenschutzes schon weit fortgeschritten ist. Sie kann auch nicht darin liegen,<br />

Interessenpolitik quasi außerhalb der beschriebenen, globalen <strong>und</strong> betrieblichen<br />

Entwicklungen zu definieren, weil diese gefährlich bzw. a<strong>mb</strong>ivalent<br />

sind. Diese Gefahr ist bei der Rationalisierungsschutz- <strong>und</strong> Besitzstandssicherungspolitik<br />

deutlich geworden <strong>und</strong> hat dazu geführt, daß erstens die<br />

Gewerkschaftspolitik in diesem Bereich immer weniger realitätstüchtig<br />

wurde <strong>und</strong> zweitens immer mehr Real<strong>entwicklung</strong>en von den Gewerkschaften<br />

nicht als eigenes Problem zur Kenntnis genommen werden konnten<br />

bzw. einfach abgelehnt wurden: Teilzeit arbeit, flexible Arbeitszeit,<br />

Qualitätszirkel. Dies gilt auch für den Bereich innerbetrieblicher Beteiligungsformen,<br />

den wir abschließend noch einmal aufnehmen wollen.<br />

Die neuen Formen der unternehmerischen Einbindung (Einführungs-<br />

Teams, Systemgruppen; umfassendere Verantwortlichkeit der Konstruktion<br />

für die Vorstrukturierung von Fertigung <strong>und</strong> Montage etc.) sind sowohl<br />

Formen der Reorganisation des Arbeitsprozesses, die auf bestimmte Interessen<br />

der Beschäftigten eingehen, wie auch neue Formen der Beherrschung<br />

<strong>und</strong> der Ausschaltung gewerkschaftlicher Gegenmacht. Wenig überzeugend<br />

ist eine Sichtweise, die Aspekte der Privilegisierung <strong>und</strong> der Herrschaftssicherung<br />

in solchen Arbeitsformen zum alleinigen Maßstab macht, solche<br />

Arbeitsformen ablehnt <strong>und</strong> ihnen Forderungen nach Besitzstandssicherung<br />

<strong>und</strong> Mindestnormen von außen entgegensetzt. Damit ginge der Einfluß<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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