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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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expansion zurückführen. Ich will Zeitreihen für Bildungsgruppen mit Zeitreihen<br />

für Berufsgruppen an drei Indikator-Fragen für den Wert Leistung<br />

vergleichen.<br />

2. Die Entwicklung von Leistung in Bildungs- <strong>und</strong> Berufsgruppen<br />

Die erste Frage — „Leben als Aufgabe" — wird zwischen 1956 <strong>und</strong> 1968<br />

von etwa 60%, zwischen 1972 <strong>und</strong> 1980 von etwa 50% der Bevölkerung<br />

bejaht. Leistung als umfassender Lebenswert geht also um etwa 10 Prozentpunkte<br />

zurück. Dieser Trend findet sich — wie man in Abb. 1 sehen<br />

kann — in beiden Bildungsgruppen wieder — jedoch in unterschiedlicher<br />

2<br />

Stärke <strong>und</strong> Gestalt. Bei den Volksschulabsolventen findet man nur einen<br />

sehr schwachen Rückgang, bei der Gruppe mit mehr als Volksschulabschluß<br />

dagegen einen um so stärkeren Rückgang, der sich ruckartig zum<br />

Ende der sechziger Jahre durchsetzt. Der Unterschied zwischen beiden<br />

Trends ist so stark, daß die Richtung der Beziehung umschlägt. Zwischen<br />

1956 <strong>und</strong> 1968 hängen Bildung <strong>und</strong> „Leben als Aufgabe" zu vier Zeitpunkten<br />

positiv, zwischen 1972 <strong>und</strong> 1981 zu vier Zeitpunkten negativ<br />

zusammen. Zwischen 1968 <strong>und</strong> 1972 blieb „Leben als Aufgabe" bei<br />

Volksschulabsolventen nahezu konstant, sank aber bei den besser Ausgebildeten<br />

um 15 Prozentpunkte. Diese Ergebnisse bestätigen die Lebensstil-Hypothese.<br />

In den fünfziger <strong>und</strong> frühen sechziger Jahren wird Leistung<br />

als ein sozial legitimierender Wert eher von denen bejaht, die über die besseren<br />

Lebenschancen verfügen; seit den späten sechziger Jahren aber wird<br />

Leistung als ein psychisch <strong>und</strong> sozial kostspieliger Wert eher von denen<br />

zurückgewiesen, die an einem kulturellen Lebensstil teilhaben können.<br />

In den fünfziger <strong>und</strong> frühen sechziger Jahren stand Bildung eher für Lebenschancen,<br />

seit den späten sechziger Jahren eher für einen Lebensstil.<br />

Auch in allen Berufsgruppen findet sich der globale Rückgang wieder,<br />

nun aber überall in ungefähr gleicher Stärke <strong>und</strong> Gestalt. Entsprechend<br />

3<br />

bleibt auch die Beziehung zwischen Beruf <strong>und</strong> „Leben als Aufgabe" über<br />

die Zeit konstant; die Rangfolge der Berufe ist, mit unwesentlichen Ausnahmen,<br />

zu jedem Zeitpunkt gleich: die Landwirte rangieren in der Betonung<br />

von Leistung vor den Beamten <strong>und</strong> Selbständigen <strong>und</strong> vor den<br />

Angestellten <strong>und</strong> Arbeitern. Sieht man von den Landwirten ab, so kann<br />

man die Berufsgruppen unter dem Gesichtspunkt der Lebenschancen als<br />

ordinale Variable interpretieren. Dann ist die Beziehung zwischen den<br />

Berufsgruppen <strong>und</strong> „Leben als Aufgabe" positiv <strong>und</strong> kann als Wirkung<br />

steigender Lebenschancen verstanden werden: Mit den Lebenschancen<br />

wachsen die Wertansprüche, die man an sich <strong>und</strong> sein Leben stellt. Die<br />

höheren Berufsgruppen identifizieren sich über den ganzen betrachteten<br />

Zeitraum stärker mit dem Wert Leistung — so wie die höheren Bildungsgruppen<br />

zu Beginn des betrachteten Zeitraums. Ganz offensichtlich hat<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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