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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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STRATEGISCHE GRUPPEN, KLASSENBILDUNG UND<br />

GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN<br />

Hans-Dieter Evers, Tilman Schiel<br />

Was unterscheidet das Konzept strategischer Gruppen vom originären Marxschen<br />

Klassenkonzept?<br />

Geschichte ist nicht nur als Abfolge von Kämpfen existierender Klassen zu<br />

begreifen: Gerade in Phasen rascher einschneidender Veränderung ist dies<br />

auch ein Prozeß des Zerfalls bestehender Klassen <strong>und</strong> der gleichzeitigen<br />

Selbstschöpfung neuer Klassen. Dies geschieht durch das strategische Handeln<br />

von Gruppen, die weniger von einem Ist-Zustand ausgehen als einen<br />

noch nicht bestehenden Zustand anstreben.<br />

Bürokratie als Handlungsfeld strategischer Gruppen<br />

Das Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts sah neben der territorialen Ausdehnung<br />

europäischer Kolonialreiche auch ein ungeheures Wachstum des kolonialen<br />

Sozialprodukts bei gleichzeitig zunehmender regionaler <strong>und</strong> sozialer<br />

Differenzierung. Im Kampf um die Verteilung des steigenden Sozialprodukts<br />

war die koloniale Bürokratie in nicht geringem Maße beteiligt.<br />

Die „Bürokratie" in Ländern der Dritten Welt ist eine sehr komplexe<br />

<strong>und</strong> von der unsrigen Verwaltung sehr verschiedene <strong>gesellschaftliche</strong> Erscheinung.<br />

Wir sind der Ansicht, daß es sich im strikten Sinne dabei nicht<br />

um eine Bürokratie handelt, da die Unterschiede zur Bürokratie als einer<br />

ganz spezifischen Form institutionalisierter Verwaltung im entwickelten<br />

Kapitalismus f<strong>und</strong>amental sind. Dies zeigt sich auch in der Debatte um den<br />

„bürokratischen Kapitalismus".<br />

•<br />

Man geht sicherlich von falschen Voraussetzungen aus, wenn man die<br />

heutigen Staaten der „Dritten Welt" als eine Hegelianische „Vernunftinstanz<br />

der bürgerlichen Gesellschaft" betrachtet oder in ihnen den Ausfluß<br />

Max Weberschen rationalen Handelns zum Wohle der Allgemeinheit vermutet.<br />

Die Bürokratie ist aber auch keineswegs einfach das Instrument einer<br />

herrschenden Klasse, wie von marxistischen Analytikern leichtfertig behauptet<br />

wird.<br />

Das strategische Handeln von Gruppen innerhalb der Bürokratie bzw.<br />

der vom Staat „bereitgestellten" Apparate zur Machtausübung kann anhand<br />

von Umstürzen, Staatsstreichen <strong>und</strong> Revolten besonders eindringlich vor<br />

Augen geführt werden:<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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