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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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sumtion der Wissenschaft unter das Kapital oder als Entdifferenzierung von<br />

Ökonomie <strong>und</strong> Forschung interpretiert wird, könnte sich unserer Ansicht<br />

nach bei differenzierter Betrachtung als gesteigerte Interdependenz <strong>und</strong><br />

darauf reagierende reflexive Subsyste<strong>mb</strong>ildung, also als Fortsetzung der<br />

Systemdifferenzierung nach innen, erweisen. Die Frage der Dominanz eines<br />

Teilsystems ist jeweils historisch neu zu stellen <strong>und</strong> empirisch zu untersuchen.<br />

Die industrielle Orientierung moderner Technologie<strong>entwicklung</strong> läßt<br />

sich nicht anhand eines einzigen Rationalitätsmusters hinreichend rekonstruieren.<br />

In <strong>gesellschaftliche</strong> Orientierungskomplexe gehen empirische<br />

Mischungen von Rationalitätsmustern ein, die sich aus den historisch<br />

variierenden Interdependenzbeziehungen ergeben.<br />

Woran lassen sich diese Orientierungsweisen festmachen <strong>und</strong> wie kann<br />

man sich den Wirkungsmechanismus vorstellen?<br />

Auch in dieser Hinsicht ist es vorteilhaft, das Handeln der sozialen<br />

Akteure nicht als Oberflächenausdruck einer tieferen Logik herzuleiten,<br />

sondern die Beziehung zwischen Gesellschafts- <strong>und</strong> Handlungsebene kontingenter<br />

anzusetzen, d.h. auch analytisch radikaler Funktionsbereich <strong>und</strong><br />

soziale Einheit zu entkoppeln. Damit folgen wir der Einsicht, „daß keine<br />

der zentralen Funktionen des Gesellschaftssystems auf ein einheitliches<br />

Organisationssystem übertragen werden kann — <strong>und</strong> zwar heute weniger<br />

als zuvor." (Luhmann 1981, 15) Im <strong>München</strong>er Ansatz der unternehmerischen<br />

Autonomiestrategien wurde dieser Weg schon früh eingeschlagen.<br />

Unter Strategie wird dabei weder eine voluntaristische Entscheidung eines<br />

Akteurs noch ein durch eine Logik objektiv für die Handlungsebene vorgegebener<br />

Imperativ verstanden. Vom voluntaristischen Ansatz grenzt sich<br />

dieser Strategiebegriff ab, indem er sich auf für die Akteure objektive Erfordernisse<br />

<strong>und</strong> Problemkonstellationen in ihrer Umwelt bezieht. Vom<br />

objektivistischen Ansatz unterscheidet er sich durch die Annahme einer<br />

doppelten Kontingenz zwischen System- <strong>und</strong> Akteurebene, wie sie sich<br />

einmal im Verhältnis von Umwelt <strong>und</strong> Strategieformulierung <strong>und</strong> zum<br />

anderen im Verhältnis von Strategie <strong>und</strong> organisatorisch-technischer Implementierung<br />

zeigt (vgl. neuerdings Lutz 1983).<br />

Unter diesem Blickwinkel ist es z.B. auch verkürzt, die soziale Einheit<br />

Industrieunternehmen als rein ökonomische Organisation oder nur als Ort<br />

der Realisation der Kapitalverwertung zu sehen. Das moderne Unternehmen<br />

ist gleichzeitig Element im politischen Entscheidungssystem wie auch ein<br />

Ort der Forschung. Seine Besonderheit läßt sich nur aus der Verknüpfung<br />

der unterschiedlichen Erfordernisse <strong>und</strong> Rationalitätsmuster herleiten, die<br />

sich historisch als bestimmte Strategien herauskristallisiert haben.<br />

„Reflexiv" wollen wir solche Strategien nennen, die Anforderungen<br />

<strong>und</strong> Rationalitätsmuster der in der Umwelt liegenden Handlungssysteme<br />

mit ihrem eigenen Rationalitätsmuster verkoppeln, sie also nicht unterordnen,<br />

verändern oder auflösen. Als These ist festzuhalten:<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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