07.03.2014 Aufrufe

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

stischen Verengung" (321) „mit politischen Mitteln befreit" werden (324).<br />

„Eine dem Begriff gerecht werdende Modernisierungspraxis verlangt die<br />

soziale Steuerung der Innovation". (322) Ohne diese Intervention von<br />

außen würden „die <strong>gesellschaftliche</strong>n Disparitäten nur verschärft" (321),<br />

eine 2/3-Gesellschaft etabliert. Indessen, woher soll die politische Intervention<br />

kommen?<br />

Bei den von den Autoren genannten Forderungen für die konkrete<br />

„Ausgestaltung der Modernisierung" werden die Belegschaften, die Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaften auf die Herren Blüm <strong>und</strong> Bangemann nicht<br />

zählen dürfen. Sie sind auf sich selbst verwiesen.<br />

Wie weit reicht gegenwärtig ihre Gestaltungsmacht?<br />

Angesichts einer millionenfachen industriellen Reservearmee vor den<br />

Fabriktoren <strong>und</strong> noch ungewissen, auf unabsehbare Zeit wohl noch nicht<br />

verarbeiteten Spätfolgen der 84er Streiks sieht es im zentralen Metallbereich<br />

für die unerläßlichen 'politischen Interventionen' nicht eben günstig<br />

aus.<br />

Dennoch liegen die Chancen in der aufgezeigten Perspektive, an denen<br />

es festzuhalten gilt. Wenn man die Erwartungen vielleicht nicht so hoch<br />

schraubt <strong>und</strong> statt einer „Modernisierung als <strong>gesellschaftliche</strong>m Projekt"<br />

sich schon mit der systematischen Verbesserung der Lage relevanter Teile<br />

der Industriebelegschaften zufriedengibt, wäre für die gewerkschaftliche<br />

Rationalisierungspolitik vielleicht ein Ausweg aus dem konzeptionslosen<br />

Reagieren gef<strong>und</strong>en. Statt der Praxis monetärer Kompensation von Belastungen<br />

aus dem für unvermeidlich gehaltenen Fortschritt wie in früheren<br />

Jahren, der eher hilflos-restriktiven Reaktion, wie es gegenwärtig zu beobachten<br />

ist, ließen sich hieraus Anhaltspunkte für eine offensive Rationalisierungspolitik<br />

der Gewerkschaften entwickeln, die ihren Ausstrahlungseffekt<br />

auch auf andere Arbeitsbereiche haben könnte. (Vgl. das Referat<br />

von E. Hildebrandt/R, Seltz, S. 434 ff.)<br />

Dies setzt freilich eine intensivierte Betriebsarbeit <strong>und</strong> verbesserte<br />

Qualifikation der gewerkschaftlichen Kader voraus; aber um die Bewältigung<br />

dieser Aufgabe kommen die Gewerkschaften ohnehin nicht herum.<br />

Um ein die Debatte nur unnötig verschärfendes Mißverständnis gleich<br />

aus der Welt zu schaffen, möchte ich eine m.E. unzutreffende Interpretation<br />

der von Kern <strong>und</strong> Schumann vorgestellten unterschiedlichen Managementphilosophien<br />

<strong>und</strong> der sich darin ausdrückenden „neuen Produktionskonzepte"<br />

durch Klaus Düll zurechtrücken.<br />

Die beiden Autoren sprechen verschiedentlich von einem veränderten<br />

„Duktus kapitalistischer Rationalisierung", von „einem gr<strong>und</strong>legenden<br />

Wandel der Produktionskonzepte" (Ende der Arbeitsteilung?) <strong>und</strong> von<br />

einem „arbeitspolitischen Paradigmenwechsel"; ich kann mich aber keiner<br />

Passage entsinnen, wo sie — wie Düll es ihnen unterstellt — einem „Paradigmenwechsel<br />

kapitalistischer Rationalisierung" (Düll, S. 399, Hervorhebung<br />

durch Verf.) das Wort reden. In dieser Redeweise vermag ich<br />

ohnehin keinen Sinn zu erkennen; das Verwertungsinteresse industriel-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!