07.03.2014 Aufrufe

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nungspotentialen des beruflichen Einsatzes von Hochschulabsolventen in<br />

bisher a-typischen Bereichen sucht. Der Absorptionsansatz stellt die Bedarfsannahmen<br />

des MRA gr<strong>und</strong>sätzlich in Frage. 29<br />

Diese Hinweise sollen nicht generell den Wert methodischer Verbesserungen<br />

von Prognosen in Frage stellen. Das Drängen auf methodische Verbesserungen<br />

hat zu einer Reduzierung gewisser Schwächen beigetragen.<br />

30<br />

Grenzen der prognostischen Validität <strong>und</strong> Probleme in der Beziehung von<br />

Prognose <strong>und</strong> Politik allerdings werden dadurch nur bedingt aufgehoben.<br />

5. Prognostische Implikationen soziologischer Studien<br />

Soziologen haben bei der Bedarfsprognostik im engeren Sinne in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland keine Rolle gespielt. Bedarfsprognosen gelten als<br />

ein bildungsökonomisches Instrumentarium <strong>und</strong> werden in entsprechenden<br />

Lehrbüchern vermittelt. Auch die großen Visionen über die Bildungsexpansion<br />

<strong>und</strong> deren Bedeutung für das Beschäftigungssystem waren nicht das<br />

31<br />

Werk von Soziologen: Dahrendorf, dessen Schrift „Bildung ist Bürgerrecht"<br />

als eine der großen Prophetien der Bildungsexpansion gilt, lehnte es ausdrücklich<br />

ab, die politische Forderung der Expansion mit dem Verweis auf<br />

den Qualifikationsbedarf zu begründen, da die Bürgerrechtsforderung auch<br />

für den Fall bestehen bleibe, daß ein Uberschuß an Hochschulabsolventen<br />

auf dem Arbeitsmarkt bestehe. 32<br />

Dennoch gibt es einige soziologische Studien, die für prognostische<br />

Überlegungen eine erhebliche Rolle gespielt haben. Dabei kann hier nicht<br />

im einzelnen geprüft werden, in welchem Maße die Autoren dieser Studien<br />

selbst prognostische Deutungen vornahmen bzw. die prognostischen Implikationen<br />

in Schriften anderer Autoren herausgearbeitet wurden.<br />

Als wichtigste soziologische Deutung langfristiger Entwicklungen der<br />

Qualifikationsstruktur ist zum einen die „Polarisierungs"-These zu nennen.<br />

Industriesoziologen des Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts in<br />

Göttingen hoben hervor, daß einerseits Berufe mit höheren Qualifikationsanforderungen<br />

<strong>und</strong> andererseits An- <strong>und</strong> Ungelernten-Positionen zunähmen<br />

<strong>und</strong> dabei mittlere Qualifikationen an Bedeutung verlören. Darauf baute<br />

vielfach die Kritik auf, expansionsorientierte Bildungspolitik sei illusionär. 33<br />

Zum anderen ist der „Absorptions"-Ansatz der Manpower-Gruppe des<br />

Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung als vieldiskutierte soziologische<br />

Trenddeutung zu nennen. Ausgehend von der Analyse, daß Hochschulabsolventen,<br />

für die es nach den klassischen Prämissen des MRA keinen Bedarf<br />

gab, vom Beschäftigungssystem aufgenommen würden <strong>und</strong> vielfach<br />

ausbildungsnahe Beschäftigung gef<strong>und</strong>en haben, wurde angenommen, daß<br />

Hochschulabsolventen ihre Qualifikationen im Beschäftigungssystem in<br />

weitaus stärkerem Maße zur Geltung bringen könnten, als vorherrschende<br />

Bedarfsdeutungen um 1970 glauben machen. Dies wurde in vielen pro-<br />

34<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!