1913 - Det danske Fredsakademi
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@= DIE FRIEDENS -WARTE<br />
während sie doch nur raufen, haben und festhalten<br />
wollen; auf sie paßt das Wort, das<br />
Goethe den Kaiser sprechen läßt:<br />
„Sich selbst erhalten, ist der Selbstsucht Lehre,<br />
Nicht Dankbarkeit und Neigung, Pflicht und<br />
Ehre.<br />
Bedenkt ihr nicht, wenn eure Rechnung voll,<br />
Daß Nachbars Hausbrand euch verzehren<br />
soll."<br />
Das heißt in die Worte des Tages über-<br />
setzt, daß ihr den Krieg nicht werdet lokalisieren<br />
können. Und so soll ein edler Serbe<br />
gesagt haben? „Sind wir erst in Uesküb, so<br />
wollen wir den sehen, der uns heraustreiben<br />
kann."' Für Herren von dieser kaltnasigen<br />
Gesinnung gilt das berühmte Wort Voltaires:<br />
„Dans loutes les guerres il ne s'agit que de voler"<br />
Dann stellt Goethe die Schlacht dar zwischen<br />
dem Kaiser und dem Gegenkaiser; aus<br />
dieser Darstellung ist merkwürdig das Botenpaar;<br />
das sind nämlich Raben, d. h. Aasvögel,<br />
nicht Tauben, denn<br />
„Die Taubenpost bedient den Frieden,<br />
Dien Krieg befiehlt die Rabenpost."<br />
Die Raben sind Mephistos Diener.<br />
„Setzt euch ganz nah' zu meinen Ohren!<br />
Wen ihr beschützt, ist nicht verloren,<br />
Denn euer Rat ist folgerecht."<br />
Ja — ganz folgerecht, doch die Folgerichtigkeit<br />
ist vom Teufel, dagegen Erbarmen<br />
von Gott^ d. h. logisch, die Inkonsequenz, die<br />
Reihe schlechter Taten vor ihrem Schlüsse<br />
abzubrechen, oder ethisch, die Güte, den<br />
Sünder nicht zu verderben, zumal er will, daß<br />
der Sünder lebe, nicht verderbe.<br />
Der Leser wolle dies auf die Balkanvölker<br />
anwenden. Gewiß sind die Türken bisher arge<br />
Uebeltäter gewesen, aber muß man sie nun,<br />
da sie versprochen haben, sich zu bekehren,<br />
d. h. die geforderten Reformen einzuführen,<br />
vernichten? Vernichtet würden sie schließlich<br />
werden, wenn auch nicht gerade heute schon,<br />
wenn allen den Kleinen zugelassen würde, die<br />
„Konsequenzen zu ziehen". Daß dies nicht geschehen<br />
kann, dafür hat Rußland gesorgt.<br />
Doch davon spreche ich besser zum Schlüsse,<br />
da ich eigentlich von Goethe zu sprechen angefangen<br />
habe.<br />
Hier ist noch übrig, vom Urteil Goethes<br />
über den Ausgang des Krieges zu sprechen.<br />
Goethe ist überzeugt,, daß das Ende, sei es<br />
glücklich oder unglücklich, nur vom Zufall,<br />
d. h. nicht von des Menschen eigener Lenkung<br />
abhängig ist. Allerdings; weiß er auch, daß<br />
egoistisch der Sieger, zumal der Kaiser, den<br />
Sieg sich nur allein, nicht dem Zufall, zuschreibt.<br />
Seine Botschaft lautet:<br />
„Beruhigt sei das Reich, uns freudig zugetan!<br />
Hat sich in unsem Kampf auch Gaukelei geflochten,<br />
Am Ende haben wir uns nur allein gefochten.<br />
Zufälle kommen ja den Streitenden zugut:<br />
Vom Himmel fällt ein Stein, dem Feinde<br />
regnet's Blut, (<br />
Aus Felsenhöhlen tönt's von mächt'gen Wunderklängen,<br />
Die tapfre Brust erhöhen, des Feindes Brust<br />
verengen.<br />
Der Ueberwund'ne fiel, zu stets erneutem<br />
S po tt;<br />
Der Sieger, wie er prangt, preist den ge-<br />
' w o g n e n Gott,<br />
Und alles stimmt mit ein, er braucht nicht zu<br />
befehlen,<br />
Herr Gott, dich loben wir! Aus hunderttausend<br />
Kehlen."<br />
Also — der Götze, „Erfolg" genannt, wird<br />
gepriesen sehr, doch eventus stultorum magister<br />
sagt Fabius Cunctator bei Livius, d.h. der<br />
Ausgang oder Erfolg ist der Lehrer der Toren,<br />
d. h. derer, die weder Eigenes denken noch<br />
Fremdes nachdenken.<br />
Faust, der dem Kaiser durch allerlei<br />
Künste geholfen hat, erhält vom Kaiser ein<br />
Lehen, das dem Wasser durch Dämme erst<br />
abgewonnen werden soll. Das ist allegorisch<br />
ein Gebiet, das nicht einfach nach alter Raubmanier,<br />
z. B. wie der Türken, okkupiert,<br />
sondern durch die Erwerbsmethode der neuen<br />
humanen Zeit durch Arbeit geschaffen werden<br />
muß. In diesem Sinn läßt auch Schiller seinen<br />
Stauffacher sagen:<br />
„Wir haben diesen Boden uns erschaffen<br />
Durch unserer Hände Arbeit."<br />
Diesen Gedanken spricht Goethe mehrmals<br />
aus; einmal sagt er durch Mephistos<br />
Mund:<br />
„Krieg, Handel und Priraterie,<br />
Dreieinig sind sie, nicht zu trennen."<br />
In seinem Sinne zu wirken greift Faust<br />
zur Kolonisationsarbeit.<br />
„Ein Sumpf zieht am Gebirge hin,<br />
Verpestet alles schon Errungene;<br />
Den faulen Pfuhl auch abzuziehen,<br />
Das Letzte war' das Höchsterrungene.<br />
Eröffne ich Räume vielen Millionen.<br />
Nicht sicher zwar, doch tätig — frei zu<br />
wohnen.<br />
Grün das Gefilde, fruchtbar Mensch und<br />
Sogleich behaglich auf<br />
Herde.<br />
der neu'sten Erde,,<br />
Gleich angesiedelt an des Hügels Kraft,<br />
Den aufgewälzt kühn-ems'ge Völkerschaft.<br />
Im Innern hier ein paradiesisch Land,<br />
Da rase draußen Flut bis auf zum Rand,<br />
Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschießen.<br />
Gemeindrang eilt, die Lücke einzuschließen.<br />
Ja! Diesem Sinne bin ich ganz ergeben,<br />
Das ist der Weisheit letzter Schluß:<br />
Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,<br />
Der täglich sie erobern muß.<br />
Und so verbringt, umrungen von Gefahr,<br />
Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig'<br />
,<br />
Jahr.<br />
Solch' ein Gewimmel möcht' ich seh'n,<br />
Auf freiem G rund mi t fr eiern Vo lk e<br />
s t e h'n."<br />
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