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1913 - Det danske Fredsakademi

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C£ DIE FRIEDEN5-WAB.TE<br />

behaupten, daß der Balkankrieg im Geiste des<br />

dreißigjährigen Krieges geführt wird. Von<br />

erschütternder Wirkung ist in den Darlegungen<br />

Whites die Schilderung der Einflußnahme<br />

der Kirche und des Papsttums gegen<br />

die Versuche einer Milderung der Kriegssitten<br />

und einer Einschränkung der Kriege. Nicht<br />

nur das Kapitel über Grotius, alle Darstellungen<br />

dieses Buches bilden so eine heftige<br />

Anklage gegen die kulturhemmende Wirksamkeit<br />

des Klerikalismus. Im Verlaufe des<br />

Essays schildert dann White den Einfluß der<br />

Arbeit des Grotius auf die Völkerrechtsvorkämpfer<br />

des 17. und 18. Jahrhunderts. Ein<br />

Eingehen hierauf verbietet sich durch die<br />

Raumverhältnisse. Ebenso ein Eingehen auf<br />

jene ausgezeichneten Darstellungen, die nicht<br />

direkt die Friedensidee berühren. Aber jeder<br />

Pazifist wird sie mit ungeteiltem Interesse<br />

lesen. Es war ein verdienstvolles Unternehmen,<br />

dieses klassische Werk der deutschen Lesewelt<br />

zu vermitteln, bei der es sich bald einen<br />

dauernden Platz erringen wird. Man wird das<br />

Buch Whites unter den großen Aufklärungsschriften<br />

der Gegenwart nicht übersehen dürfen.<br />

A. H. F.<br />

Sombart, Werner.<br />

Krieg und Kapitalismus. Gr. 8 °. München und<br />

Leipzig <strong>1913</strong>. Duncker & Humblot. VIII.<br />

232 S. 6 M.<br />

Vom pazifistischen Gesichtspunkt bietet<br />

das vorliegende Buch gar keine Ausbeute. Es<br />

ist eine interessante kulturgeschichtliche Studie<br />

mit wertvollen Belägen über die Entwicklung<br />

des modernen Heerwesens. Der Verfasser versucht,<br />

die marxistische Lehre, wonach der<br />

Krieg eine Folge der kapitalistischen Wirtschaftsform<br />

ist, umzudrehen und darzulegen,<br />

daß die kapitalistische Wirtschaftsform eine<br />

Folge des Krieges sei. Im Heerwesen wurde<br />

der Uebergang vom Handwerk (Einzelkämpfer)<br />

zum organisierten Betriebe (Armeebildung) zuerst<br />

vollzogen. Der Krieg hat das staatliche<br />

.Schuldenwesen und damit den Kredit- und<br />

Börsenverkehr geschaffen, er hat das Wirtschaftsleben<br />

„kommerzialisiert". Der Krieg<br />

hat die Technik erzogen, zuerst einen Massenbedarf<br />

hervorgerufen und dessen Befriedigung<br />

ermöglicht, eine kapitalistische Industrie hervorgerufen.<br />

Das ist kulturhistorisch sehr interessant,<br />

man muß sich nur hüten, die Folgerung,<br />

die der Autor daraus zieht, zu verallgemeinern.<br />

Er spricht nämlich von dem<br />

,.doppelten Gesicht des Krieges: hier zerstört<br />

er und dort baut er auf". Das kann gefährlich<br />

werden — und zweifellos wird das Sombartsche<br />

Buch diese Gefahr zeitigen — , wenn man diese<br />

Lehre auf die Zukunft übertragen will. Sombart<br />

erklärt ausdrücklich (S. 15), daß er seine Behauptungen<br />

„nur für diese frühkapitalistische<br />

Epoche" aufstelle, daß er nur für die „Pubertätsjahre"<br />

des modernen Kapitalismus „die überragende<br />

Bedeutung des Militarismus" behaupte.<br />

Zukunftswissen im Ostwaldsehen Sinne<br />

ist aus diesem Buche nicht zu ziehen. Schon<br />

aus dem Grunde nicht, als alle diese günstigen<br />

Einwirkungen des Krieges auf die Kulturentwicklung<br />

schließlich von jedem anderen<br />

Uebel nachgewiesen werden können; ebensogut<br />

auch von Wasser- und Feuergefahren, von Pest<br />

und Cholera,, kurz von dem naturfeindlichen<br />

Wesen aller Naturgewalten. Ist doch der<br />

Kampf gegen diese das wirklich kulturerzeugende<br />

Element, das die Menschheit von<br />

der Tierheit emanzipierte. Jede Nutzanwendung<br />

dieses Buches, das schließlich auf die alte Volksweisheit<br />

hinausläuft, wonach kein Unglück so<br />

groß wäre, daß nicht auch ein Glück dabei<br />

sei, zugunsten der Kulturkraft des Krieges an<br />

sich, insbesondere aber für die Gegenwart oder<br />

die Zukunft, wäre ein Irrtum.<br />

Der Verfasser hat es zwar unterlassen, im<br />

Buche selbst ein Werturteil zu fällen, das<br />

geeignet wäre, den Vorwurf gegen ihn zu erheben,<br />

daß er diese irrige Ausnutzung seiner<br />

Arbeit unterstütze. Leider hat er im Vorwort<br />

diese Neutralität nicht bewahrt; denn dort<br />

spricht er von der großen Bedeutung, „die der<br />

Krieg für unser Kulturleben gehabt hat, hat<br />

und haben wird, solange Männer das<br />

Schicksal der Völker bestimmen werden". Er<br />

überspringt damit die Grenze, die er sich in<br />

seinem Buche selbst gesetzt hat, und schließt<br />

von den Verhältnissen vom 13. bis zum Ende<br />

des 18. Jahrhunderts auf unsere vöUig veränderte<br />

Gegenwart und Zukunft. Gerade die Unhaltbarkeit<br />

dieser Methode hat Norman Angell in<br />

seinem epochemachenden Werk glänzend widerlegt.<br />

A. H. F.<br />

Angell, Normann,<br />

Die Falsche Rechnung. Was bringt ein Krieg<br />

ein? 8°. Berlin. Vita, Deutsches Verlagshaus.<br />

266 S. Lwdbd. 1,25 M.<br />

Diese neue Volksausgabe des klassischen<br />

Werkes von Normann Angell befriedigt uns<br />

leider nicht in dem Maße, wie wir es im Interesse<br />

der Sache gewünscht hätten. Zunächst<br />

müssen wir den Titel als ungeeignet zurückweisen.<br />

Es geht nicht an, den Titel eines<br />

Werkes, das sich bereits Weltruhm errungen,<br />

nach Gutdünken zu ändern. Uns kommt das<br />

so vor, als wollte man dem Darwinschen Werke<br />

„Die Entstehung der Arten" nun plötzlich den<br />

Titel geben: „Wo kommt der Mensch her?<br />

Stammt er vom Affen ab?" Die Bezeichnung<br />

„Die große Täuschung" klingt uns auch viel<br />

würdiger, als die etwas trivial klingende Frage,<br />

ob der Krieg etwas „einbringt". Gerade im<br />

Interesse der großzügigen Propaganda, die mit<br />

dem Buche gemacht wird, hätte man sich die<br />

Titeländerung hundertmal überlegen sollen.<br />

In der neuen Ausgabe sind einige Kapitel<br />

des Buches ganz weggelassen worden. Hingegen<br />

sind allerdings vier Kapitel neu hinzugekommen.<br />

Ob es sich am Ende nur um Aenderung der<br />

Ueberschriften handelt, konnte nicht festgestellt<br />

werden. Gerne hätten wir auf der ersten Seite<br />

(im Vorwort) den von uns schon früher bemängelten<br />

Satz vermißt: „Man sieht, der Verfasser<br />

ist kein Pazifist." Das ist eine direkte<br />

Irreführung, die Normann Angell selbst schon<br />

unzählige Male widerlegt hat. In seinem<br />

neuesten Buche „Peace Theories and Balkan<br />

War" nennt er sich selbst auf jeder<br />

Seite einen Pazifisten. Was soll denn<br />

diese Wortspielerei auch besagen. Es ist richtig,<br />

daß gewisse Methoden des Pazifismus dem<br />

Zeitgeiste nicht mehr entsprechen und bei<br />

der Werbung von neuen Anhängern die Verwechselung<br />

des Pazifismus mit diesen Methoden<br />

oft hinderlich ist. Als Konzession für die<br />

Taktik ist diese Verleugnung wohl zu begreifen<br />

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