1913 - Det danske Fredsakademi
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es DIE FRIEDENS -WARTE<br />
englischen Vorschläge von deutscher Seite.<br />
Sie setzt um das Jahr 1906 ein, als England<br />
sich bemühte, das Problem der Rüstungsbeschränkungen<br />
auf der zweiten Haager<br />
Konferenz zur Erörterung zu bringen. Die<br />
Debatten im englischen Unterhause im<br />
Frühjahr 1906 und im Oberhause im Mai<br />
desselben Jahres, so wie die übrigen Maßnahmen<br />
der englischen Regierung zu jener<br />
Zeit (interparlamentarische Konferenz zu<br />
London) lösten in der öffentlichen Meinung<br />
Deutschlands bis weit in die liberalen Kreise<br />
hinein eine heftige Opposition aus. Man<br />
vermutete in dem englischen Vorgehen einen<br />
„Trick" gegen Deutschland und betrachtete<br />
von diesem Gesichtspunkt aus die ganze<br />
zweite Haager Konferenz als eine Falle, in<br />
die das Reich gelockt werden sollte. Ja man<br />
ging so weit, die Möglichkeit einer Erörterung<br />
des Rüstungsproblems auf der Konferenz<br />
als eine Kriegsgefahr anzusehen. In<br />
offener Reichstagssitzung im April 1907<br />
entrang sich dem Abgeordneten Bassermann<br />
der Stoßseufzer: „Wenn wir die<br />
Haager Konferenz glücklich überstanden<br />
haben, dann werden hoffentlich wieder friedliche<br />
Zeiten kommen", und der Kriegsminister<br />
hielt es für angebracht, dem Abgeordneten<br />
Lieber mann von Sonnenberg<br />
zuzustimmen, der für jene englischen<br />
Verständigungsversuche nur ein<br />
schußbereites ,,sie mögen kommen!"<br />
übrig hatte. Fürst B ü 1 o w erklärte dam als,<br />
daß Deutschland an einer Besprechung des<br />
Rüstungsproblems auf der Haager Konferenz<br />
nicht teilnehmen werde. So wurde die Beratung<br />
des Problems im Haag vereitelt. Die<br />
englische Regierung begnügte sich dort, auf<br />
die Notwendigkeit einer Lösung hinzuweisen,<br />
und neuerdings ihre Bereitwilligkeit zu<br />
einem Abkommen zu erklären.<br />
* * *<br />
Aber unmittelbar nach der zweiten<br />
Haager Konferenz begann die dritte Periode,<br />
die sich durch den Beginn einer wechselseitigen<br />
Erörterung der Rüstungsfrage<br />
kennzeichnet. Englische Staatsmänner unterließen<br />
es nicht, darauf hinzuweisen, daß<br />
es so nicht weitergehen könne. Lord A s -<br />
q u i t h erklärte noch 1908, daß er ?,ine Hand<br />
ergreifen würde, die in guter Absicht und<br />
Treue entgegengestreckt wird, und im März<br />
1909 entwickelte sich im deutschon Reichstag<br />
an zwei Tagen eine hochbedeutende Debatte,<br />
in der die Vertreter verschiedener Parteien<br />
den "Wunsch nach einer Verständigung<br />
mit England zum Ausdruck brachten und<br />
in der die Regierung zugab, daß „unverbind-<br />
liche" Gespräche mit den englischen Staatsmännern<br />
bereits gepflogen wurden. In den<br />
Jahren 1910 und 1911 nahm die wechselseitige<br />
Erörterung des Rüstungsproblems an<br />
Kraft zu, und in der Reichstagssitzung vom<br />
10. Dezember 1910 konnte der Reichskanzler<br />
Bethmann H oll weg gegenüber den<br />
Wünschen mehrerer Parteivertreter erklären,<br />
daß mit der englischen Regierung „pourparlers"<br />
schweben. Schließlich kam es am<br />
31. März 1911 im deutschen Reichstag, nach<br />
einer zweitägigen Debatte über die Rüstung.<br />
Verständigung, zur einstimmigen Annahme<br />
einer Resolution, die dahin<br />
ging: „Der Reichstag wolle beschließen, den<br />
Reichskanzler zu ersuchen, die Bereitwilligkeit<br />
zu erklären, in gemeinsame Verhandlungen<br />
mit anderen Großmächten einzutreten,<br />
sobald von einer Großmacht Vorschläge<br />
über eine gleichzeitige und gleichmäßige<br />
Begrenzung der Rüstungsausgaben<br />
gemacht werden sollten." Die Marokkoverstimmung<br />
konnte die Entwickelung der<br />
gegenseitigen Erörterungen nicht hemmen.<br />
Nach Agadir kam Lord H a 1 d a n e nach<br />
Berlin und Freiherr von Marschall<br />
wurde nach London versetzt. Ende Oktober<br />
1912 fand in London die von beiden Regierungen<br />
gebildete anglo-deutsche Verständigungskonferenz<br />
statt, und am 7. Februar<br />
<strong>1913</strong> erklärte nun der Staatssekretär des<br />
deutschen Reichsmarineamtes in der Budgetkommission<br />
des Reichstages, daß er eine<br />
Verständigung mit England über die Größe<br />
der Flotte im Verhältnis von 10: 16 für<br />
die nächsten Jahre für annehmbar halte.<br />
Damit beginnt die vierte Periode der anglodeutschen<br />
Verständigung, die der praktischen<br />
Friedenssicherung und endlichen Durchführung<br />
eines vernünftigen Ebenmißes der<br />
staatlichen Schutzeinrichtungen. Die Zeit<br />
scheint nahe zu sein, wo die landläufigen<br />
Einwände gegen das allgemeine<br />
Verlangen nach Regelung des Rüstungswesens<br />
in sich zusammenfallen werden und<br />
so der Weg frei gemacht werden wird<br />
zur wahren Befreiung der Völker von<br />
ihrer eigenen Tyrannei. Diese werden<br />
alsdann entdecken, wie sie Edward Grey<br />
in seiner oben erwähnten denkwürdigen<br />
Unterhausrede vom 12. März 1911 sd<br />
richtig gesagt hat, „daß während der<br />
Zeit, in der sie sich in der Knechtschaft<br />
dieser ungeheuerlichen Ausgaben befanden,<br />
die Gefängnistür von der Innenseite<br />
verschlossen war."<br />
Die pazifistische Bewegung kann mit<br />
Stolz darauf hinweisen, daß sie es war, die<br />
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