1913 - Det danske Fredsakademi
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als eine Erfindung dargetan. Wie dieses<br />
Lügengewebe aber die Massen aufpeitschte<br />
und die Ansicht verbreitete, man hätte sich<br />
alle diese erdichtete Unbill wirklich gefallen<br />
lassen und sei nun gezwungen, sie mit Blut<br />
abzuwaschen, davon kann sich nur der einen<br />
Begriff machen, der in jenen Tagen der<br />
fanatischen Erregung das arme betörte Volk<br />
zu beobachten Gelegenheit hatte.<br />
Europa hat sich gefunden, um eine internationale<br />
Polizei zur Durchführung seines<br />
Willens auszusenden. Es müßte sich nunmehr<br />
finden, um auch eine Sicherheitswache<br />
zu errichten, um jenem Gesindel den Garaus<br />
zu machen, das durch Alarmierung der<br />
öffentlichen Meinung mit lügenhaften Berichten<br />
zum Kriege treibt. Die Brandstifter<br />
sind nicht so schlimm wie jene Paniken-<br />
Macher, für die wahrlich kein Galgen hoch<br />
genug wäre. Man müßte die Geschichte des<br />
Kriegsalarms vom Winter 1912/13 schreiben,<br />
sie aktenmäßig darstellen, damit man sie<br />
geeignetenfalls jenen Diplomaten vorhalten<br />
könnte, die noch immer von der Phrase leben,<br />
es seien heute nicht mehr die Kabinette,<br />
sondern die Völker, die die Kriege machen.<br />
Jawohl die Völker ; aber erst dann, wenn<br />
die Regierungen bei der Verhetzung der<br />
Massen so untätig zuschauen, wie die russische<br />
Polizei bei den Judenpogroms, oder<br />
wie die bestellten Wächter der Ordnung bei<br />
den jüngsten Deutschenhetzen in Nancy.<br />
Noch eines Faktors sei hier gedacht,<br />
dem es nicht in letzter Linie zu danken<br />
ist, daß der Krieg vermieden wurde : D e s<br />
Kaisers Franz Josef. Die Kriegsenthusiasten<br />
in seinem Lande grollen ihm<br />
darob, und es fehlt sogar nicht an<br />
hochverräterischen Aeußerungen solcher<br />
Leute, die sonst stets mit ihrer Loyalität<br />
prahlen. In ihrer Perfidie schieben jene<br />
Blutgierigen die Kriegsabneigung des Kaisers<br />
seinem hohen Alter zu. Sie wollen<br />
gleichzeitig damit andeuten, daß es eben<br />
greisenhaft sei, den Krieg zu verabscheuen,<br />
wie sie uns weibisches Wesen und Feigheit<br />
als Motive unseres Kampfes gegen den<br />
Kriegswahn unterschieben. Dieser Vorwurf<br />
zerfällt in sich, denn der greise Kaiser<br />
würde selbstverständlich auch durch den<br />
blutigsten Krieg nicht aus seiner Ruhe und<br />
Behaglichkeit gestört werden. Wenn Kaiser<br />
Franz Josef dem ungestümen Drängen der<br />
Kriegsanhänger widerstand, so War es nicht<br />
greisenhafte Schwäche, sondern die hoheWeisheit<br />
eines erfahrenen Mannes, die ihn erkennen<br />
ließ, daß jeder Ausgleich besser ist<br />
als der chancenreichste Krieg, daß, solange<br />
= DIE FRIEDENS ->M&IZFE<br />
die Möglichkeit eines Ausgleiches gegeben<br />
ist, der Wunsch nach kriegerischer Betätigung<br />
frivol sei und zurückgedrängt werden<br />
müsse. Man braucht kein Monarchist<br />
zu sein, um anzuerkennen, daß sich Kaiser<br />
Franz Josef durch seine kluge retardierende<br />
Haltung vor seinem Volke, vor der Menschheit<br />
und vor der Weltgeschichte ein hohes<br />
Verdienst erworben hat, um dessenwillen ihm<br />
der Dank aller vernünftig denkenden Menschen<br />
in Europa gebührt. A. HF.<br />
Kriegsindustrie.<br />
Von Dr. Albert Südekum,<br />
Mitglied des Deutschen Reichstags.<br />
Der Militarismus hat eine Bataille verloren.<br />
Jetzt ist Unruhe die erste Bürgerpflicht.<br />
Unruhe im Sinne von schärfstem und<br />
lautestem Protest aller Menschen- und Friedensfreunde<br />
gegen die spekulative Erregung<br />
und Verwertung eines wahnsinnigen und gefährlichen<br />
Rüstungstreibens, dessen Zeugen<br />
und Leidtragende wir zurzeit sind. Anklage<br />
müssen wir erheben gegen die Rüstungstreiber.<br />
Es genügt nicht mehr, mit sozusagen wissenschaftlichem<br />
Gleichmut die Tatsache widerspruchslos<br />
hinzunehmen, daß es in der Kriegsindustrie<br />
sehr menschlich hergeht, sondern<br />
jeder, dem das Wohl der Völker etwas gilt,<br />
der die Reinheit unseres öffentlichen Lebens<br />
als einen Teil dieses Wohles erkennt, hat die<br />
persönliche Pflicht, sich mit der furchtbaren<br />
Tatsache auseinanderzusetzen, daß die europäische<br />
Kultur von einem Konzern bedenkenloser<br />
Geschäftemacher dauernd in ihren Grund<br />
festen bedroht wird; hat sich ferner mit der<br />
Tatsache auseinanderzusetzen, daß diese Rüstungskapitalisten<br />
den höchsten gesellschaftlichen<br />
Rang einnehmen, mit Ehren und Auszeichnungen<br />
überhäuft werden. Die Pflicht<br />
einer solchen persönlichen Auseinandersetzung<br />
liegt gleichmäßig den bewußten und organisierten<br />
Friedensfreunden, wie den ehrlichen<br />
Vertretern des Militarismus und den Verherrlichern<br />
der sogenannten kriegerischen Tugenden<br />
ob. In erster ,Linie gehen die Dinge<br />
auch die Offiziere an, die so gern für<br />
sich die Eigenschaften besonderer Empfindlichkeit<br />
in Ehrensachen in Anspruch nehmen.<br />
Darauf ist mit erhöhtem Nachruck hinzuweisen,<br />
weil gerade in den letzten Wochen in<br />
einigen von deutschen Offizieren gern gelesenen<br />
Blättern geschrieben stand, wie immer<br />
sich auch die Sache mit der Rüstungsindustrie<br />
und ihren internationalen Spekulationen verhalten<br />
möge: die Offiziere berühre das<br />
ganz und gar nicht, denn sie hätten<br />
einfach ihren Dienst zu tun und die<br />
ihnen in die Hand gedrückte Waffe auf<br />
Kommando zu gebrauchen. Eine Ansicht,<br />
die den Offizier zum Automaten erniedrigt!<br />
Das gerade Gegenteil ist richtig: ?<br />
,wer Pech<br />
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