1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS -WARTE<br />
bracht erscheint. Es wird verwiesen auf die<br />
demnächst zu erwartende Drucklegung der<br />
Arbeiten.<br />
Nicht minder wichtig und interessant<br />
waren die Darlegungen des Hofrats Prof.<br />
Dr. Friedländer aus Hohe Mark bei<br />
Frankfurt, der über „Die Bedeutung der,<br />
Suggestion im Völkerleben" sprach. Der Vortrag<br />
ist im vollen Umfang abgedruckt in der<br />
„Frankfurter Zeitung" Vom 8. Oktober<br />
(1. Morgenblatt). Eine Stelle sei hier aber<br />
besonders wiedergegeben: „Der ewige Weltfriede<br />
mag eine Chimäre sein, die früher viel<br />
geschmähten und auch heute von manchen<br />
Seiten stark angefeindeten Pazifisten können<br />
auf große Erfolge hinweisen, ihre Ideen haben<br />
Wurzel gefaßt und schöne Blüten gezeitigt.<br />
Und was vor Jahrtausenden, was vor Jahrhunderten<br />
notwendig erschien, braucht es<br />
nicht heute zu sein. Heute ist die Erde<br />
kleiner, die Macht der Massen, der öffentlichen<br />
Meinung größer geworden; wie Faustrecht,<br />
Kabinettsjustiz verschwunden sind, so<br />
erscheinen auch Kabinettskriege unmöglich.<br />
Größer und nicht viel weniger gefährlich ist<br />
die überschäumende nationale Suggestion<br />
(in ihrer Erscheinungsform international)<br />
"geworden. Große Teile verschic<br />
dener Nationen hassen sich und trauen einander<br />
jede Gewalttat zu — ohne sich zu<br />
kennen. Der Haß macht aber ebenso blind<br />
wie die Liebe, nur ist letztere national und<br />
international betrachtet weit weniger gefährlich."<br />
Diesen Ausführungen folgten noch zwei<br />
interessante Vorträge mit wirtschaftlicher<br />
Tendenz. Es sprachen der frühere Direktor<br />
der Deutschen Bank in Frankfurt a. M.,<br />
Hermann M a i e r , über „Die Einwirkung<br />
politischer Krisen auf die Finanzlage", und<br />
der Redakteur Leo B e n a r i o aus Frankfurt<br />
a. M. über „Die Einwirkung politischer<br />
Krisen auf die Wirtschaftslage". —<br />
Seinen Höhepunkt erreichte der Nürnberger<br />
Verbandstag mit einer am Abend des<br />
6. Oktober im großen Saale des Kultur- und<br />
Industrievereins abgehaltenen dritten öffentlichen<br />
Versammlung. Nach einem bedeutenden<br />
Vortrag Prof. Walther Schückings<br />
über „Kultur und Krieg", den wir an anderer<br />
Stelle vollinhaltlich zum Abdruck bringen,<br />
kam in zwei Vorträgen des Senators<br />
cl'Estournelles aus Paris und des deutschen<br />
Reichstagsabgeordneten K o n r a d<br />
Haussmann das Thema Deutschland und<br />
Frankreich zur Sprache.<br />
Nach einigen einleitenden Worten, an<br />
die Leiter des „Verbandes für internationale<br />
Verständigung" gerichtet, sagte Baron<br />
d'Estournelles ungefähr folgendes<br />
„Verehrte Anwesende!<br />
Franzosen und Deutsche, wir sind Handelnde<br />
und nicht Zuschauer in dem Trauerspiel,<br />
welches sich in Europa abspielt. Wollen<br />
366<br />
= 6)<br />
wir ruhig die Entwicklung abwarten, welche<br />
unsere beiderseitige Untätigkeit vorbereitet ?<br />
Wenn dem so wäre, so laßt uns offen<br />
unsere Abdankung erklären. Es wäre Selbstmord!<br />
Wenn dem aber nicht so ist, so ist<br />
es auf beiden Seiten an der Zeit, zu wissen,<br />
was wir wollen und uns zu beeilen, dementsprechend<br />
zu handeln.<br />
Versäumen wir keine Zeit mehr damit,<br />
das widerspruchsvolle Regime zu untersuchen,<br />
in welchem wir beiderseits leben,<br />
durch welches Rüstung auf Rüstung und<br />
Lasten auf Lasten gehäuft werden.<br />
Wir leben in einer Atmosphäre, welche<br />
mit Argwohn geschwängert ist, voll von<br />
gegenseitigen Vorwürfen und einer gehässigen<br />
Ueberreizung der Gefühle, welche jeden Tag<br />
gefährliche Zwischenfälle hervorrufen können.<br />
Unser beiderseitiger Handel wird hierdurch<br />
nicht nur in seiner Entwicklung,<br />
sondern selbst in seinen Plänen aufgehalten.<br />
Die Unsicherheit sowie die Feindseligkeit<br />
bei eintretenden Krisen lasten schwer auf<br />
unserer Tätigkeit. Nur unsere Konkurrenten<br />
ziehen hieraus Nutzen, da sie sich hierdurch<br />
mit Riesenschritten in der alten und in der<br />
neuen Welt entwickeln können, während wir<br />
ihnen das Feld überlassen müssen.<br />
Hierdurch sind unsere nationalen Hilfsquellen<br />
bedroht in dem Augenblicke, in<br />
welchem wir dieselben vervielfältigen müßten,<br />
um den neuen Ausgaben nachzukommen,<br />
welche dringend durch unsere ökonomischen<br />
Einrichtungen, durch unsere Kolonien,<br />
unsere auswärtige Entwicklung, durch soziale<br />
Reformen, durch die Pflichten für Erziehung,<br />
Unterstützungen, Gesundheitspflege<br />
und überhaupt durch nötigen Fortschritt auf<br />
allen Gebieten von uns verlangt werden.<br />
Das ist aber nicht alles!<br />
Dies Regime darf nicht länger dauern,<br />
da es mit jedem Tag unerträglicher wird<br />
und einen allgemeinen Abscheu hervorbringt<br />
und ein unwiderstehliches Bedürfnis<br />
erzeugt, damit zu Ende zu kommen.<br />
Wir werden bald soweit sein, festzustellen,<br />
daßi wir nun darüber einig<br />
sind, daß ein Ende damit gemacht werden<br />
muß. Aber w i e soll das geschehen ? Vielleicht<br />
durch einen Krieg ?<br />
Das wäre die schrecklichste Verschlimmerung<br />
der Lage, die nur eintreten könnte,<br />
weil wir nicht die Weisheit besessen haben,<br />
beizeiten gemeinschaftlich die Mittel zu<br />
suchen, um eine Lösung durch den Frieden<br />
zu finden<br />
Das ist der Weg, den wir mit geschlossenen<br />
Augen wandeln. Unglück auf<br />
diejenigen, welche die Gefahr sehen und<br />
schweigen. Die Geschichte wird ihnen dies<br />
Verbrechen nicht verzeihen.<br />
Die beiden Länder können sich einen<br />
Krieg nicht erklären, den sie nicht wollen.<br />
Sie können nicht daran verzweifeln, den<br />
Frieden aufrechtzuerhalten, nachdem eine