1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS , MMiTE<br />
Schriften, zu werben. Der Erfolg war durchaus<br />
befriedigend: in wenigen Wochen waren<br />
gegen 200 neue Namen gesammelt. Dabei<br />
ergab sich ein besonders erfreuliches Bild<br />
der Stimmung innerhalb des geistlichen<br />
Standes. Zwar haben nicht alle<br />
ohne jede Bedingung unterzeichnet; einige<br />
bemängelten den Satz, in dem gesagt ist,<br />
daß wir die praktische Gefolgschaft Jesu<br />
nicht der Sozialdemokratie überlassen dürfen.<br />
Vier ängstliche Gemüter zogen sogar ihre<br />
Unterschrift nachträglich wieder zurück. Es<br />
fehlte auch nicht an beleidigenden Ausfällen<br />
gegen die Friedensbewegung: einer der<br />
Kollegen meinte mich vor dem verfehlten<br />
Weg, den ich eingeschlagen habe, in väterlicher<br />
Weise warnen zu müssen. Einige<br />
andere verweigerten ihre Unterschrift mit der<br />
Begründung, daß unser Unternehmen nahezu<br />
ein Verbrechen Sei, das an Hoch- oder Vaterlandsverrat<br />
streife, andere meinten, es dürfe<br />
jedenfalls nicht der Schein entstehen, als ob<br />
wir etwas gegen die so hochnötige und durchaus<br />
berechtigte deutsche Müitärvorlage<br />
sagen wollten; einer leistete sich sogar den<br />
billigen Witz, Berta von Suttner durch uns<br />
auffordern zu lassen, sie solle doch bei der<br />
französischen Regierung auf Abschaffung<br />
der Fremdenlegion hinwirken. Aber die<br />
große Mehrzahl gab ihre Unterschrift willig<br />
und bedingungslos, viele verbanden damit<br />
den Ausdruck begeisterter Zustimmung.<br />
Einer schrieb : „Gott Lob, endlich einmal<br />
das rechte Wort." Ein anderer meinte, er<br />
habe jahrelang auf eine derartige Kundgebung<br />
gewartet; wieder andere erklärten,<br />
es sei einfach eine Ehrenpflicht der christlichen<br />
Kirche, endlich einmal der Völkerverhetzung<br />
entgegenzutreten. Einer verlas<br />
den Aufruf am Pfingstfest auf der Kanzel<br />
und schloß mit den Worten: „Hie stehe<br />
ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir!<br />
.Nithack-Stahn selbst schrieb mir: „Es<br />
ist eine Lust zu leben, wenn der träge<br />
Stein so ins Rollen kommt, und die Dämonen<br />
des Stumpfsinns und Wider sinns erwachen."<br />
Eine besonders erfreuliche Tatsache war es,<br />
daß auch einige politisch konservativ<br />
denkende Pfarrer in dieser Sache ihren Organen<br />
die Gefolgschaft kündigten und offen<br />
für die Friedenssache Partei nahmen.<br />
Auch außerhalb der Geistlichkeit ist<br />
durch unsere Kundgebung viel Staub aufgewirbelt<br />
worden — eine Tatsache, die<br />
unserer Friedensarbeit nur zugute komimen<br />
kann. Während die liberalen Blätter unseren<br />
Aufruf mit Zustimmung abdruckten und<br />
unseren Verteidigungsreden gern ihre Spalten<br />
öffneten, so hat uns dagegen die konservative<br />
und nationalistische Presse mit einer<br />
zum Teil unerhörten Heftigkeit begeifert.<br />
„Eine deplacierte Kundgebung" hat man'<br />
unseren Aufruf genannt, „ein beschämendes<br />
Zeichen der Zeit, einen Mangel an nationaler<br />
Würde", und wie die schönen Klischees alle<br />
210<br />
1®<br />
Der<br />
gefunden. heißen, hat man darin '<br />
„Reichsbote" hat<br />
Augenverdrehen den<br />
unter heuchlerischem!<br />
frommen Wunsch geäußert,<br />
daß der Aufruf keine<br />
schriften finden möge und hat<br />
50 Unter-<br />
von Mißdeutungen<br />
des Evangeliums geredet, das wir<br />
in den Dienst unserer rührseligen und kraftlosen<br />
Friedensmacherei stellen wollen, und<br />
dergl. mehr. Geradezu schäumende Wutausbrüche<br />
hessischen<br />
sind in den<br />
Blättern", in<br />
agrarischen „Neuen<br />
der „Neuen Tageszeitung",<br />
in der „Deutschen Reichspost", in<br />
der „Rundschau", in den „Hamburger Neuesten<br />
Nachrichten", wie in der „Magdeburger<br />
Zeitung" gestanden. Derartige Ausfälle<br />
können uns selbstverständlich auf unserem<br />
Weg nicht irre machen, sie beweisen nur,<br />
daß der Hieb, der den Nationalisten appliziert<br />
wurde, gut getroffen hat. Zugleich<br />
zeigen sie, wie nötig es ist, endlich einmal<br />
dieser Hetzpresse die Heuchelmaske der<br />
Vaterlandsliebe und der gepachteten<br />
lichkeit vom Gesicht zu reißen.<br />
Christ-<br />
Interessant ist<br />
welcher Art sich die<br />
es nun, zu sehen, in<br />
Menge der gewonnenen<br />
Unterschriften gliedern läßt. Zunächst ist<br />
es sehr erfreulich, daß nicht nur einfache<br />
Pfarrer, sondern auch höhere kirchliche Beamte<br />
unterzeichnet haben. Ich zähle zwei Konsistorialpräsidenten,<br />
fünf Dekane, dann aber,<br />
was besonders wichtig und wertvoll ist : es haben<br />
auch<br />
net,<br />
Professoren der Theologie unterzeich-<br />
ihre Namen sind, abgesehen von<br />
Weinel, der schon zu den ersten Miturhebern<br />
des Aufrufs gehört, folgende:<br />
Professor Dr. Baldensperger, Gießen,<br />
Privatdozent Lic. Bornhausen, Marburg, Professor<br />
Dr. Nowak, Straßburg, Professor<br />
Dr. Thieme, Leipzig, Professor Dr. Wendt,<br />
Jena, Professor Dr. Frommel, Heidelberg,<br />
Professor Glaue, Jena, Professor Dr. Gregory,<br />
Leipzig, Professor Dr. Lobstein, Straßburg<br />
i. E., Professor Dr. Niebergall, Heidelberg,<br />
Professor D. Rade, Marburg.<br />
Nun mag die Friedensschwalbe, die den<br />
Sommer kündet, fliegen. Die Hoffnung, daß<br />
diesen bedeutenden Männern Tausende von<br />
Schülern folgen werden, ist von heute an unausrottbar.<br />
Daran wird nichts geändert<br />
durch das Gekrächze der nationalistischen<br />
Raben, die noch den alten Kaiserberg um1 flattern. Von großem Interesse ist es aber<br />
endlich, zu sehen; wie sich die Unterschriften<br />
nach den Ländern verteilen Dabei steht<br />
Elsaß-Lothringen mit 108 Unterschriften an<br />
der Spitze. Ein in die Augen fallender Beweis<br />
dafür, wie das so viel verkannte und<br />
verregierte elsaß-lothringische Volk mit<br />
seinen geistigen Führern keineswegs gewillt<br />
ist, fernerhin als Festungsglacis oder<br />
als Kampfplatz zwischen Deutschland und<br />
Frankreich zu dienen, wie es vielmehr immer<br />
deutlicher die Aufgabe erkennt, eine Völkerbrücke<br />
zwischen den beiden Nationen zu<br />
werden. Es folgt Preußen mit 99 Unter-