1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS ,M&ßTE s :3<br />
welche in geradezu trostloser, wechselseitigem<br />
Berufung auf den bösen Nachbar ins Unermeßliche<br />
wachsend, die produktive Tätigkeit in<br />
jedem Lande immer schwerer belasten und es<br />
immer weniger möglich machen, selbst die<br />
dringendsten kulturellen und sozialen Bedürfnisse<br />
des Volkes auskömmlich zu befriedigen.<br />
Und in die bangen Zweifel an der Richtigkeit<br />
jener kriegerischen Weltanschauung mischt<br />
sich die in vielen bereits dunkel geahnte und<br />
sich immer allgemeiner durchdringende Erkenntnis<br />
von der Möglichkeit, internationale<br />
Konflikte durch Kichterspruch auszutragen, wie<br />
ja schon längst private Konflikte der Kulturmenschen<br />
nicht, mehr durch rohe Gewalt,<br />
sondern durch den Richter beseitigt werden.<br />
Diese frohe Botschaft der völkerrechtlichen<br />
und weltwirtschaftlichen Apostel der internationalen<br />
Organisation und des internationalen<br />
Schiedsgerichtes muß gerade jetzt um so mehr<br />
triumphieren, als wir nunmehr den klaren Beweis<br />
erhielten, daß Rüstungen und Ueberrüstungen<br />
uns doch nicht vor dem Kriege und<br />
der Kriegsgefahr schützen, also ihrem so oft verkündeten<br />
obersten Zwecke nicht gerecht werden,<br />
im Gegenteil, wir müssen schaudernd erkennen,<br />
daß wir uns auf einem ganz falschen Wege<br />
befanden, der uns dem gewöhnlichen Ziele um<br />
keinen Schritt näher brachte, sondern uns<br />
immer weiter davon entfernte.<br />
Der Samen für diese kostbare, des Menschen<br />
einzig würdige Auffassung internationaler<br />
Fragen, diese kostbare Einsicht reift in uns<br />
allen, in manchen erst als zartes Pflänzchen,<br />
in vielen schon als stattlicher Baum. Wir<br />
wissen es jetzt: das Wohlergehen der Staaten<br />
und ihrer Bewohner hängt entscheidend davon<br />
ab, daß jene rechtliche und friedliche Auffassung<br />
Allgemeingut werde. Sie ist ja im<br />
Grunde nichts anderes, als der wahre Kern<br />
des Christentums, ebenso wie jeder anderen<br />
Religion und Ethik. Sie verheißt auch die so<br />
lange gesuchte Lösung sozialer und politischer<br />
Probleme, sie ist echter Humanismus, aber<br />
ebenso echter Patriotismus, weil sie ja den<br />
dauernden Bestand und die Wohlfahrt des<br />
eigenen Vaterlandes zugleich mit der Wohlfahrt<br />
aller Nachbarn wahrhaft sichert und nicht bloß<br />
verspricht I<br />
Zu dieser besseren und geläuterten Einsicht,<br />
deren sich ja viele noch nicht bewußt sind,<br />
müssen sich möglichst viele Volksgenossen in<br />
allen Staaten der Welt öffentlich bekennen,<br />
dann wird der Erfolg unser sein!<br />
Wir richten daher an alle ehrlichen Freunde<br />
unseres Volkes und der Menschheitsideale die<br />
herzliche Bitte, sich in den Dienst der modernen<br />
Kultur dadurch zu stellen, daß sie der äußeren<br />
Organisation dieser Weltauffassung, der Oesterr.<br />
Friedensgesellschaft, sich als tätiges Mitglied<br />
anschließen. Wenn wir alle jene Männer und<br />
Frauen in Oesterreich, welche im Herzen schon<br />
längst unser sind, auch als Mitglieder begrüßen<br />
können, dann haben wir schon das schwerste<br />
überwunden, dann wird es endlich gelingen,<br />
daß die Menschheit über ihre gefährlichsten<br />
Feinde, über Unverstand und Elend, siegen kann.<br />
Wien, im März <strong>1913</strong>.<br />
Vorstehender Aufruf wuz'de an zirka 12 000<br />
Persönlichkeiten und zirka 300 politische und<br />
Fachblätter versendet. (Die Neue Freie Presse<br />
veröffentlichte ihn im Morgenblatte vom 2G. v. M.)<br />
An unsere Mitglieder ergeht die<br />
Bitte, uns Adressen von ihren Bekannten<br />
zu senden, an welche dieser<br />
Aufruf event. zu schicken wäre.<br />
Die beiden Vortragszyklen, welche wir im<br />
Jahre 1911/12 veranstalteten, erfreuten sich so<br />
großen Zuspruches und förderten unsere Bestrebungen<br />
in so ausgezeichneter Weise, daß<br />
wir auch heuer einen III. volkstümlichen<br />
Vortragszyklus mit nachstehendem Programm<br />
veranstalten.<br />
12. d. M.: Pfarrer A. Schindelar: „Die<br />
sittlich-religiöse Berechtigung der Friedensbewegung".<br />
19. d. M. : Artur Müller: „Pazifistische<br />
Tendenzen am Ausgange des Mittel-«<br />
alters". 2. IV.: Dr. Paul Stiaßny, Referent<br />
der Carnegiestiftung: „Der österreichische<br />
Staatsbankrott von 1811". 9. IV.: Univ. -Prof.<br />
Dr. Oswald Richter: „Ein Spaziergang durch<br />
die Kruppschen Werke" (mit Demonstrationen).<br />
16. IV.: Alfred H. Fried: Ueber Norman Angells<br />
Buch „Die große Täuschung". 23. IV.:<br />
Baronin Berta von Suttner: „Pazifismus in<br />
Amerika".<br />
Die Vorträge finden bei freiem Eintritt<br />
71/2 Uhr abends im Hörsaale 50 der k. k.<br />
Universität (Philosophische Fakultät) statt.<br />
Auf Anregung des Wiener Volksbildungsvereines<br />
hielt unser Vorstandsmitglied, Univ.-<br />
Prof. Dr. O. Richter am 23. Februar einen<br />
Vortrag unter dem Titel „Die Friedensbewegung<br />
und ihr Erfolg" und am 2. d. M. „Der Kampf<br />
ums Dasein".<br />
MB<br />
Vorträge: Unser Vorstandsmitglied,<br />
Schriftsteller A. Müller, hielt am 25. Januar<br />
im „Neuen Frauenklub" unter dem Titel „Der<br />
Kampf gegen den Krieg" und am 7. d. M. in<br />
der Ersten Organisation neutraler Guttempler<br />
über „Abstinenz und Friedensbewegung"<br />
Vorträge.<br />
Friedensbew eg ung in Mähren.<br />
Der neu geschaffene Friedensverein in Brunn<br />
„Jednota mirovä pro Moravu" entwickelt eine<br />
lebhafte Tätigkeit. Er hält fleißig Vorträge<br />
und wurde auch eine Broschüre herausgegeben.<br />
Die Gesellschaft zählt bereits 600 Mitglieder,<br />
darunter sehr viele Lehrer und Lehrerinnen.<br />
Verantwortlicher Redakteur: Carl Appold, Berlin W.60. — Im Selbstverlag des Herausgebers Alfred H. Fried, Wien IX/2<br />
Druok: Pass&Gsr! «b G.m.b.H., Berlin W. 57. — VerantwortL Redakteur ftr Oesterreich-Üngarn : Vinzene Jerabek in Wien.<br />
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