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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FßlEDEN5-^\ETE<br />

Erkenntnis auf falsche Bahnen gelenkt<br />

worden, daß es von den Großmächten<br />

nichts zu fürchten habe, weil diese selbst sofort<br />

in den schwersten Zwist geraten wären,<br />

wenn sich eine von ihnen zu einer positiven.<br />

Tat entschlossen hätte. In dieser mangelnden<br />

Einheit des politischen Ziels liegt ein beunruhigendes<br />

Symptom für die nächste<br />

Zukunft.<br />

Offener Brief an Seine Ejccellenz<br />

den Generalleutnant z. D.<br />

von Reichenau in Düsseldorf.<br />

Sehr geehrte Excellenz!<br />

In einem am 27. Juli im „Tag" erschienenen<br />

Leitartikel über „die qualitative Seite<br />

der Heeresverstärkung" schreiben Sie einige<br />

ausgezeichnete Worte über die Gefahren<br />

eines heutigen Krieges : „Täuschen<br />

wir uns<br />

nicht", so sagen Sie in Ihrem fachmännischen<br />

Aufsatze, „über den Ernst der Lagel Mehr<br />

wie der 30 jährige Krieg würde jetzt ein<br />

Krieg von nur 30 Wochen die Kultur eines<br />

Landes zurückwerfen, in dessen Grenzen der<br />

Kampf sich abspielte, dessen Felder von den<br />

Millionenheeren zerstampft, dessen industrielle<br />

Produktion lahmgelegt, und dessen bewegliche<br />

Werte vom Gegner in Anspruch genommen<br />

würden. Je höher der Kulturwert eines<br />

Landes gestiegen und je größer sein Besitzstand<br />

ist, desto schwerer lastet die Faust<br />

des Krieges auf ihm, wenn es unterliegt."<br />

Nun muß jeder Klardenkende zugeben,<br />

daß die Besiegung Deutschlands in einem<br />

Kriege, so w,enig wahrscheinlich sie sein<br />

mag, doch immerhin nicht ganz ausgeschlossen<br />

ist und daß daher der wahre<br />

Patriot dahin streben muß, seinem Vaterlande<br />

einen Krieg zu ersparen. Ist es uns<br />

also möglich, wenn auch in langer ununterbrochener<br />

Arbeit, dahin zu gelangen, daß<br />

Kriege zum wenigsten seltener werden, dann<br />

haben wir, wie auch .einmal Zorn betont<br />

hat, unserem Lande einen unschätzbaren<br />

Dienst erwiesen.<br />

Die Schlußfolgerungen, die nun Eure<br />

Excellenz aus dem bisherigen Resultate ziehen,<br />

sind nun allein die, daß wir nach besten<br />

Kräften gerüstet sein müssen. Sie bedauern<br />

von diesem Standpunkt aus mit vollem Rechte,<br />

daß wir so viele „Krüppel und solche unter<br />

uns haben, deren seelische Schwungkraft<br />

flügellahm geworden ist".<br />

Gegen Ihre Forderung möglichst tüchtiger<br />

Wehrhaftmachung will ich mich an<br />

dieser Stelle keinen Augenblick wenden. Man<br />

kann ihr sogar mit gewissen Modifikationen<br />

von pazifistischer Seite aus zustimmen Was<br />

ich aber in Ihrem Aufsatze nicht für richtig<br />

halten kann, ist dies:<br />

Sie reden von der „Naturnotwendigkeit<br />

des Krieges". Sie berufen sich dabei vielleicht<br />

310<br />

auf die Vergangenheit, die meines Erachtens<br />

gar nichts beweist; denn die Menschheit<br />

befindet sich in einer steten Entwicklung,<br />

und Sklaverei, Hexenzauber und Inquisition<br />

sind auch von uns überwunden worden. Aber<br />

vor allem sollte Ihnen doch die Geschichte<br />

der jüngsten Balkankriege gezeigt haben, daß<br />

wirklich nicht alle Kriege notwendig sind.<br />

Als Staatsmann des zu Boden geschmetterten<br />

Bulgariens hätten gewiß auch Sie ein Nachgeben<br />

für besser erachtet. Und die Geschichte<br />

der deutsch-französischen Krisen in<br />

den letzten Jahren beweist deutlich, wie viele<br />

Kriege tatsächlich vermieden worden sind,<br />

die — wären sie geführt worden — von ihnen<br />

wohl als Naturnotwendigkeit bezeichnet worden<br />

wären.<br />

Immerhin läßt sich doch nicht eine so<br />

heiß umstrittene Frage, ob der .Krieg eine<br />

Naturnotwendigkeit ist, kurzerhand für immer<br />

als bejaht hinstellen und nunmehr daraus die<br />

Schlußfolgerung ziehen, die Pazifisten jagten<br />

Utopien nach. Es handelt sich bei der<br />

Frage von der Naturnotwendigkeit des Krieges<br />

um ein höchst schwieriges und wissenschaftliches<br />

Problem, das viel zu {heilig ist, als<br />

daß man darüber mit Leichtigkeit hinweghuschen<br />

könnte.<br />

Wenn nun (wie zahlreiche angesehene<br />

Männer, auch hohe Offiziere a. D., — denn<br />

auch Admiräle und Generäle sind unter den<br />

Führern der Pazifisten und im Verband für<br />

internationale Verständigung — behaupten)<br />

die Naturnotwendigkeit des Krieges keineswegs<br />

feststeht, dürfte es dann wohl richtig sein,<br />

eine so hochwichtige Menschheitsfrage mit<br />

einem Achselzucken beiseite zu schieben ?<br />

Die Pazifisten erklären, daß der Krieg nur<br />

ein Produkt der bisherigen Entwicklung ist<br />

und mit der Organisation der Staaten, mit<br />

der immer größeren Abhängigkeit der Völker<br />

verschwinden wird und zwar umso schneller,<br />

je mehr wir diese Organisation fördern. Das<br />

ist freilich nicht das Werk einiger Monate<br />

und Jahre, sondern erfordert jahrzehntelange<br />

treue Arbeit und jene seelische Schwungkraft,<br />

die nach Ihrer Meinung den Pazifisten fehlen<br />

soll. Wie eigenartig, daß Sie die seelische<br />

Schwungkraft nur dem zugestehen, der auf<br />

Ihr Programm schwört!<br />

Nein, Excellenz, die seelische Schwungkraft<br />

ist nicht nur bei denen, die im Feuer<br />

der Schlachten für ein ihnen hohes Ideal<br />

standhalten. Auch denen kommt sie zu, die<br />

für die hohen und letzten Ziele der Menschheit<br />

trotz des Unverstandes der Mitwelt eintreten,<br />

die für ihren Glauben und ihre Ueberzeugung<br />

ebenso tapfer den Tod erleiden<br />

würden wie die Helden auf dem Schlachtfelde.<br />

Sie sagten schließlich, der Balkankrieg<br />

habe gezeigt, daß alle Beschwörungen um des<br />

lieben Friedens und der Menschlichkeit willen<br />

sich als wirkungslos erwiesen. Diese Ausführungen<br />

zeigen, daß Ihnen unbekannt ist,

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