1913 - Det danske Fredsakademi
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@= DIE FRIEDENS -WARTE<br />
Im Namen Europas sprach ein Admiral,<br />
im Namen Europas hätten nun auch<br />
die Soziologen, die Sozialpolitiker, die Nationalökonomen,<br />
die Hygieniker zu sprechen,<br />
und 12 Milliarden jährlich würden zu drei<br />
Vierteilen für die Wohlfahrt der Mensch-<br />
A. H. F.<br />
heit frei ! Im<br />
Namen Europas !<br />
Wettrüsten<br />
oder Rüstungsverständigung.<br />
Von Georg Gothein, M.d. R.<br />
Von jeher ist Macht ein relativer Begriff<br />
gewesen. Schon in der Bibel heißt es:<br />
,,Wenn ein starker Gewappneter seinen Palast<br />
bewahrt, bleibt das Seine mit Frieden, wenn<br />
aber ein stärkerer über ihn kommt, so nimmt<br />
er ihm1 seinen Harnisch, darauf er sich verließ,<br />
und teilt den Raub aus." Das gut<br />
im Leben der Völker heut ebenso wie vor<br />
zwei- oder dreitausend Jahren. Freilich ist<br />
eins inzwischen wesentlich anders geworden.<br />
Der Stärkere hat kein reales Interesse mehr,<br />
den Schwächeren mit Krieg zu überziehen,<br />
ihn zu unterjochen. Denn auch für den Siegreichen<br />
lohnt der Gewinn nicht den Einsatz.<br />
Selbst der glänzendste Sieg läßt den Sieger<br />
stark geschwächt zurück, und die Beute<br />
— der Erwerb von Land und Menschen —<br />
macht ihn nicht reicher. Es ist das große<br />
Verdienst Norman Angells, diese Wahrheit,<br />
die von objektiv die Dinge Betrachtenden<br />
längst erkannt war, exakt nachgewiesen<br />
zu haben. Auch als Deutscher kann man<br />
nur wünschen, daß sein Buch trotz vielfach<br />
schiefer Auffassung unserer Verhältnisse,<br />
trotz nicht unbeträchtlicher historischer Irrtümer,<br />
die geeignet sind, deutsche Gefühle<br />
zu verletzen, in allen Ländern ein Volksbuch<br />
werde. Denn was bedeuten diese kleinen<br />
Irrtümer gegen den Wert, den die Widerlegung<br />
des schwersten Irrtums hat, unter<br />
dem die Völker leiden. Wehrmacht ist<br />
ein relativer Begriff; das fand seinen<br />
Ausdruck, als die Formel von dem europäischen<br />
Gleichgewicht erfunden<br />
wurde, die in den letzten beiden Jahrzehnten<br />
erneut und in noch weit kostspieligerer Weise<br />
wieder aufgenommen worden ist als damals,<br />
wo sie gegen die Eroberungszüge Ludwigs<br />
XIV. eine Notwendigkeit war. Und<br />
jede Verschiebung des Schwerpunkts in dieser<br />
künstlichen Konstruktion führt zu neuen<br />
Rüstungen. Zwar erklärt jede einzelne<br />
Macht, ihrerseits nicht an Eroberungen zu<br />
denken, mit ihren Rüstungen nur den Frieden<br />
sichern, einen Angriff erfolgreich zurückweisen<br />
zu wollen; lediglich die Versicherungsprämie<br />
für (Erhaltung des Friedens bedeuteten<br />
ihre Rüstungen. Man ist sogar berechtigt,<br />
diese Versicherungen bei der Mehrheit der<br />
Staatsregierungen für durchaus ernst und<br />
ehrlich zu halten. Denn wenn es auch in<br />
allen Staaten Leute gibt, die den Krieg des<br />
Krieges wegen wollen, die da singen: ,,Mein<br />
Vaterland muß größer sein", die eine Erschlaffung<br />
der kriegerischen Tugenden eines<br />
Volkes in langen Friedenszeiten befürchten,<br />
so ist doch deren Zahl in England, Frankreich,<br />
Deutschland und Oesterreich-Ungarn<br />
gering; man kann sagen, sie ist in einem<br />
Lande um so geringer, je höher die Volkskultur<br />
ist. Italien hat leider durch das<br />
Tripolisabenteuer bewiesen, daß es unter Umständen<br />
den kriegslustigen Elementen gelingt,<br />
das an sich friedliche Volk in einen<br />
Eroberungskrieg hineinzureißen, und die<br />
panslawistische Agitation in Rußland beschränkt<br />
sich zwar auf einen nur kleinen<br />
Kreis des Volkes, aber es sind politisch recht<br />
einflußreiche Kreise, die sie betreiben.<br />
In Deutschland will außer<br />
einigen politisierenden Militärs<br />
und den nirgends ernst genommenen<br />
Alldeutschen niemand den<br />
Krieg; es ist recht bedauerlich, daß man<br />
im Auslande den Aeußerungen von Männern<br />
wie des Generals von Bernhardi Kurt von<br />
Strantz, Hauptmann a. D. Pauli, Albrecht<br />
Wirth, von Blättern wie dem „Deutschen<br />
Armeeblatt", der ,,Allg. Evang. - Luther.<br />
Kirchen-Ztg.", der Alldeutschen Blätter, der<br />
„Deutschen Zeitung", „Deutschsoziale<br />
Blätter", „Hammer", „Deutsche Hochwacht",<br />
die eigentlich unter Ausschluß der Öffentlichkeit<br />
erscheinen, irgendwelche Bedeutung<br />
beilegt. Schlimmer ist es schon, wenn die„Post",<br />
„Tägl. Rundschau", „Rheinisch-Westfälische<br />
Zeitung" und „Leipziger Neueste Nachrichten"<br />
in eine gleiche Tonart verfallen.<br />
Aber auch hinter diesen Blättern steht keine<br />
irgendwie nennenswerte Partei. Und wenn<br />
seinerzeit auch die „Konservative Korrespon^<br />
denz" vor dem frivolen Wort nicht zurückgeschreckt<br />
ist : „Ein Krieg wäre uns recht",<br />
so wird man darin doch kaum mehr als eine<br />
aus rasch vorübergehender Verstimmung<br />
hervorgerufene Entgleisung sehen. Selbst<br />
die konservativen Fraktionen wollen den<br />
Frieden, sehen in den Rüstungen nur das Instrument<br />
zu seiner Erhaltung, denken nicht<br />
an eben Eroberungskrieg, auch nicht an einen<br />
Krieg, der den Gegner so schwächt, daß er<br />
dauernd ungefährlich ist.<br />
Wenn also die Elemente, die Deutschland<br />
in kriegerische Unternehmungen verwickeln<br />
wollen, an sich keine politische Bedeutung<br />
haben, so sind doch die, welche den<br />
Frieden nur dann gewahrt glauben, wenn<br />
Deutschland im' Verein mit seinen Verbündeten<br />
stärker ist als Rußland und Frankreich<br />
zusammen, um so einflußreicher; nicht<br />
nur gegenüber den maßgebenden Stellen,<br />
sondern auch gegenüber jenen weiten Kreisen,<br />
die das politische Denken sich von ihrer<br />
Zeitung abnehmen lassen, dem politischen<br />
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