1913 - Det danske Fredsakademi
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DIEFBIEDEN5-v^\BTE 3<br />
1. Februar in Frankfurt a. M. eine Frankfurter<br />
Ortsgruppe des Verbandes für internationale<br />
Verständigung begründet, deren Vorstand folgendermaßen<br />
gebildet wurde: Erster Vorsitzender<br />
Prof. Freudenthal, zweiter Vorsitzender<br />
Geheimrat H u p e r t z , Schriftführer<br />
Dr. S t r u , p p Beisitzer Prof. Dr. R ö ß 1 e r<br />
Bankdirektor Meier, Oberlandesgerichtsrat<br />
Höhne, Prof. Nippold. — In Leipzig ist<br />
ein französisches Handelsbureau gegründet<br />
worden, dessen Aufgabe es sein soll, den<br />
französischen Export nach<br />
Deutschland zu fördern. — Prinz<br />
Heinrich der Niederlande hat das<br />
Protektorat über den XX. Weltfriedenskongreß<br />
übernommen.<br />
LITERATUR U PRESSE<br />
White, Andrew Dickson.<br />
Sieben große Staatsmänner im Kampfe der<br />
Menschheit gegen Unvernunft. Autorisierte<br />
Uebersetzung aus dem Englischen von Dr.<br />
Karl und Paul Kupelwieser und Alban Voigt.<br />
Gr. 8 0. München <strong>1913</strong>. Ernst Reinhardt.<br />
411 S.<br />
Andrew D. White ist den Pazifisten als<br />
hervorragender Mitarbeiter an der ersten Haager<br />
Konferenz und durch seine ausgezeichneten<br />
Lebenserinnerungen*), sowie durch seine Mitarbeit<br />
an der Entwicklung des internationalen<br />
Rechts und der Völkerverständigung kein Unbekannter<br />
mehr. Lange war er diplomatischer<br />
Vertreter seines Vaterlandes in Berlin, wo er<br />
mit den hervorragendsten Persönlichkeiten<br />
regen Verkehr unterhielt. Er ist von Beruf<br />
Historiker. In Ithaca im Staate New York<br />
wirkt er als Präsident der Cornell-Universität<br />
im Dienste der Wissenschaft.<br />
Das vorliegende Buch ist eine moderne<br />
Kulturgeschichte in Gestalt von Lebensbeschreibungen<br />
hervorragender Männer, die den<br />
„Kampf gegen Unvernunft" geführt haben.<br />
Dieser Kampf ist das eigentliche Kriterium<br />
des großen Mannes. In der Ueberwindung der<br />
Zeit, ihrer Vorurteile und Verknöcherungen liegt<br />
ja die Größe der Bahnbrecher. Die sieben großen<br />
Männer, die White zum Ausgangspunkt seiner<br />
kulturgeschichtlichen Darstellung nahm, sind:<br />
Sarpi, Grotius, Thomasius, Turgot, Stein,<br />
Gavour, Bisrnarck. Für die Leser dieser Zeitschrift<br />
wird namentlich die Schilderung des<br />
großen Niederländers von Interesse sein, dem<br />
runder des modernen Völkerrechts, für den<br />
White schon in seinen Lebens erinnerungen eine<br />
große Vorliebe bekundet. In aller Erinnerung<br />
der Teilnehmer an der ersten Haager Konferenz<br />
ist noch die schöne Feier, die Andrew D. White<br />
am 4. Juli 1899 am Grabe des Grotius in<br />
Delft veranstaltete, seine Rede, die er dabei hielt,<br />
und die feierliche Niederlegung eines Silberkranzes<br />
auf dem Grabe namens der Delegation<br />
der Vereinigten Staaten in Gegenwart der<br />
Haager Delegierten.<br />
Den Zustand der völkerrechtlichen Be-<br />
*) Siehe: Fr.-W. 1905, S. 207 den Aufsatz<br />
„Andrew D. White über die I. Haager Konferenz".<br />
72<br />
griffe, den Hugo Grotius vorfand, schildert<br />
White in anschaulicher Weise. Man muß<br />
den Wahnwitz erkennen, dem sich die Staaten<br />
um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts<br />
über den Besitzanspruch der offenen<br />
Meere hingaben, um die Bedeutung von Grotius'<br />
völkerrechtlichem Erstlingswerk „mare liberum"<br />
ganz zu verstehen. England z. B. beanspruchte<br />
das Besitzrecht über alle Meere,<br />
die es vom Festlande trennten, und es hielt<br />
sich allein berechtigt, dort zu fischen und<br />
Schiffahrt zu treiben. Andere bedurften dazu<br />
der Erlaubnis Englands. Aehnliche Ansprüche<br />
stellten Spanien und Portugal, stellten Venedig,<br />
Genua und Pisa. Da erschien das Buch des<br />
Grotius und erklärte alle diese Ansprüche für<br />
nichtig. Von englischer Seite wurde ein<br />
holländischer „Gelehrter" veranlaßt, Grotius zu<br />
widerlegen. Wie er dies tat, schildert<br />
White in anschaulicher Weise. Seiden, dies<br />
ist der Name des Opponenten, begann damit,<br />
sich auf die Bibel zu stützen. Er zitierte<br />
z. B. einen Vers der Genesis, wonach Gott zu<br />
Adam gesagt habe: „Die Fische des Meeres<br />
sollen dein Eigentum sein", und folgerte daraus,<br />
daß, da die Fische die Nutznießung des Meeres<br />
sind, ein Eigentumsrecht an diesen von<br />
Gott den Menschen gegeben sei. Der Bekämpfer<br />
des Grotius folgerte also ungefähr,<br />
daß das Besitzrecht am Meere „ein Element<br />
der göttlichen Weltordnung" sei.<br />
Interessant ist es, wie White die Wirkung<br />
des großen Werkes des Grotius, seiner<br />
„libri tres de jure belli ac pacis", schildert;<br />
wie es allmählich in die Köpfe der Menschen<br />
Eingang fand und ihre Ideen revolutionierte,<br />
trotzdem es anfänglich, wie jede große Idee,<br />
großer Gleichgültigkeit begegnete. Gustav<br />
Adolf führte das Buch, das 1625 erschienen<br />
war, auf seinen Feldzügen mit sich. Aus<br />
seinen Ansprachen an die Soldaten, worin er<br />
sie vor Grausamkeiten warnte, ist der Einfluß<br />
des Buches auf den schwedischen König<br />
erkennbar. Die Milde, die Kardinal Richelieu<br />
bei der Einnahme von La Rochelle walten ließ,<br />
die drei Jahre nach dem Erscheinen jenes<br />
Buches erfolgte, ist auf dessen Einfluß zurückzuführen.<br />
White schildert anschaulich das<br />
„Erstaunen der Welt", die ein fürchterliches<br />
Blutbad, erwartet hatte, und führt einen glaubwürdigen<br />
Beweis zugunsten des Einflusses des<br />
Grotiusschen Werkes auf den fanatischen und<br />
grausamen Kardinal. „Selbst wenn der Kardinal<br />
das Buch", so schreibt er auf S. 61,<br />
„nur ebenso wie Nikolaus II. von Rußland<br />
das epochemachende Werk Johann von Blochs<br />
gegen den Krieg, das ist lediglich durch<br />
Berichterstattung, Besprechungen, Diskussionen,<br />
kennen gelernt hätte, würde er seinen Hauptinhalt<br />
erfahren haben müssen."<br />
Im Westfälischen Friedens traktat findet<br />
White „allgültige Prinzipien" verwirklicht,<br />
denen Grotius zum erstenmal Ausdruck gegeben<br />
hatte. So die Idee der Staatengleichheit,<br />
der Milde und der Vorstellung einer<br />
ewigen Gerechtigkeit.<br />
Von hoher aktueller Bedeutung angesichts<br />
der Balkangreuel ist die Schilderung Whites<br />
von der ungezügelten Kriegsführung der Zeit,<br />
die Grotius zu seinem Werke inspirierte.<br />
„Eine Kriegserklärung schien einen Freibrief<br />
zu geben für jede Art von Verbrechen", schreibt<br />
Grotius selbst. Wie recht haben jene, die da