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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FRIEDENS -VVAQTE<br />

wort geben", sagte er. „Ich bin bereit zu<br />

dieser Antwort, denn sie ist nicht der Ausdruck<br />

einer Aufwallung des Augenblicks, sondern das<br />

Ergebnis ernster Beobachtung und Erwägung<br />

während all der letzten Jahre. Ja, auch wir<br />

Deutschen, wir wollen den Frieden, wir wollen<br />

die Verständigung mit Frankreich; ja, auch<br />

wir wollen handeln, ehe es zu spät ist! Wir<br />

wollen uns ans Werk machen mit den Franzosen,<br />

wir wollen guten Willen mit gutem Willen<br />

erwidern. Auch wir wünschen lebhaft,<br />

daß die Deutschen ihren Anteil an den gegenseitig<br />

notwendigen Konzessionen übernehmen."<br />

Haußmann sprach noch weiter über dies<br />

Thema. Zum Schlüsse reichten sich beide<br />

Redner unter dem Jubel der Hörer die Hände<br />

mit dem Versprechen, sich noch oft zusammenfinden<br />

zu wollen im Dienste der franco-deutschen<br />

Verständigung.<br />

Friedensbewegung und Schule.<br />

Von F. Müller-Lyer, München.<br />

In jeder Geschichtsperiode stehen die<br />

einzelnen Kulturerscheinungen in innigem Zusammenhang;<br />

Wirtschaft, Familie, staatliche<br />

und zwischenstaatliche Organisation, Religion,<br />

Wissenschaft, Philosophie, Moral,<br />

Recht und Kunst, sie befinden sich alle bis»<br />

zu einem gewissen Grad zueinander im Verhältnis<br />

der Abhängigkeit und der Wechselwirkung,<br />

weil sie stets mehr oder weniger<br />

aneinander angepaßt sind. So bildet denn<br />

jede vollentwickelte Kultur gleichsam ein 'Gewebe,<br />

in denn jeder (einzelne 'Faden den andern<br />

stützt und hält und wieder in jedem andern<br />

verfestigt und verfilzt ist; und wollte man<br />

auch nur einen einzigen Faden ändern, so<br />

müßte man das ganze Gewebe umweben.<br />

Kurz, jeder Veränderung einer Einzelheit<br />

stellt sich das ganze System mit all seinen<br />

inneren organischen Widerständen entgegen.<br />

Dieser enge und zähe Zusammenhang<br />

der einzelnen Kulturfunktionen ist offenbar<br />

dem Fortschritt ungünstig. Denn wenn es<br />

auch1 nicht schwer ist, eine einzelne Einrichtung<br />

zu verbessern, so ist es aber fast<br />

unmöglich, die gesamte Kultur plötzlich sozusagen<br />

umzuwehen und umzukrempeln. —<br />

Wenn daher ein Fortschrittsfreund und ein<br />

Fortschrittsgegner miteinander diskutieren, so<br />

wird sich zwar der pegner von einer einzelnen<br />

Verbesserung vielleicht überzeugen lassen, er<br />

wird aber dann nachweisen, daß diese Verbesserung<br />

mit anderen bestehenden Einrichtungen<br />

nicht in Einklang zu bringen ist<br />

und deshalb als verfehlt verworfen werden<br />

muß. — Bedenkt man außerdem noch, daß<br />

der Mensch von Natur ein durch und durch<br />

konservatives Wesen ist, so wird es einem<br />

fast unerklärlich, wie denn jemals ein Kulturfortschritt<br />

überhaupt hat stattfinden<br />

können.<br />

368<br />

=§><br />

Ziehen wir nun zur Beantwortung dieser<br />

Frage die Kulturgeschichte zu Rate, so sehen<br />

wir, daß von allen soziologischen Funktionen<br />

die Wirtschaft es ist, die den Menschen am<br />

ersten noch zum Fortschreiten verlocken<br />

kann. Denn ein wirtschaftlicher Fortschritt<br />

bedeutet im allgemeinen eine Verbesserung<br />

der materiellen Lage, und überall, wo dieser<br />

Ton das Ohr des Durchschnittsmenschen<br />

trifft, der Zauber des Besitzes, des klingenden<br />

Geldes oder auch nur der Wunsch rege<br />

wird, aus der Enge und Not in ein reicheres<br />

Leben hinauszukommen, da wird die angeborene<br />

Neophobie überwunden und die Bahn<br />

des Fortschritts wird willig eingeschlagen.<br />

So vollzieht sich denn in der Tat regelmäßig<br />

der Fortschritt zunächst und zuerst<br />

auf dem Gebiet der Wirtschaft. Sobald aber<br />

entscheidende oder erhebliche wirtschaftliche<br />

Fortschritte gemacht worden sind, so ist das<br />

ganze Kulturgewebe auseinandergerissen; das<br />

Gleichgewicht des Kultursystems ist gestört,<br />

und es tritt jetzt eine sogenannte „kritische"<br />

Geschichtsperiode ein, wo alles in Unordnung<br />

ist und wo nun eine Neuordnung aller<br />

menschlichen Dinge Platz greifen muß.<br />

Diese Neuordnung besteht dann darin, daß<br />

alle soziologischen Funktionen : Familien- und<br />

Staatsverfassung, Religion und Kunst, Erziehung,<br />

Erbfolge, Recht, Moral usw. der<br />

neuen Wirtschaft angepaßt, d. h. auf das<br />

höhere Niveau der neuen Wirtschaft hinaufgehoben<br />

werden. Ist dieser Anpassungsund<br />

Umbildungsvorgang abgelaufen, so ist<br />

die kritische Periode zu Ende, und eine<br />

„stabile" Periode beginnt, d. h. eine neue<br />

Kulturstufe ist erstiegen worden, die nun<br />

langsam in den Einzelheiten wieder ausgebaut<br />

wird.<br />

Daß wir uns gegenwärtig nicht in einer<br />

stabilen, sondern in einer kritischen Periode<br />

befinden, darüber wird wohl kein Wort zu<br />

verlieren sein. Durch die Erfindung der großen<br />

Arbeitsmaschinen, durch die Verwertung der<br />

Kohle und des Dampfes, durch die hochkapitalistische<br />

Organisation und den Welthandel<br />

ist unsere Wirtschaft zu neuen, höheren<br />

\Formen der Arbeitsvergesellschaftung<br />

fortgeschritten, von denen man früher keine<br />

Ahnung hatte. Und wir sind nun Zuschauer<br />

des soziologisch fesselnden Prozesses, durch<br />

den alle anderen Kultureinrichtungen dieser<br />

veränderten Wirtschaftslage sich langsam, aber<br />

unwiderstehlich anpassen, anpassen müssen..<br />

So ist z. B. die Volkswirtschaft in Weltwirtschaft<br />

übergegangen, und parallel dazu<br />

muß nun auch die nationale Organisation<br />

in die internationale übergehen.<br />

Der Pazifismus ist daher in unserer<br />

Zeit nicht, wie seine Gegner meinen, eine<br />

wohlgemeinte Utopie, sondern eine soziologische<br />

Notwendigkeit.<br />

Aber die Entwicklung zum Pazifismus<br />

wird auch hier wieder gehemmt durch Zusammenhänge<br />

mit andern Kulturerscheinungen,

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