1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FBIEDENS -^AßTE<br />
Philister, der sich aus Angst vor dem Krieg<br />
in patriotischen Worten berauscht, sich bei<br />
Neuwahlen stets auf die Seite derer schlägt,<br />
die ihn mit Rüstungsvermehrungen am meisten<br />
zu schützen bereit sind. Diese Kreise sind<br />
der Suggestion durch die Rüstungsfanatiker<br />
am1 meisten ausgesetzt. Und gerade diese<br />
suggestiven Naturen bilden sich ein, nüchterne<br />
Realpolitiker zu sein, sehen auf die,<br />
welche eingedenk der Tatsache, daß Wehrmacht<br />
ein relativer Begriff ist, daß die Uebertreibung<br />
der Wehrausgaben zur wirtschaftlichen<br />
und damit zur politischen Schwächung<br />
führt, für eine internationale Verständigung<br />
über deren Begrenzung eintreten, verächtlich<br />
herab. Sie sind ihnen entweder törichte<br />
Idealisten oder verweichlichte Menschen,<br />
wenn nicht gar Vaterlandsverräter. Freilich,<br />
wenn diese „Realpolitiker", wie sie sich so<br />
gern nennen, die noch vor zwei Jahren jede<br />
Verständigung zwischen England und<br />
Deutschland über ein Stärkeverhältnis der<br />
beiderseitigen Flotten als unsinnig, un-<br />
würdig, ja vaterlandsfeindlich brandmarkten,<br />
deutschen Reichskanzlers<br />
1<br />
heut die Worte des<br />
bei der Begründung der Wehrvorlage über<br />
die den Frieden fördernde englische Politik<br />
und über die Möglichkeit, zu einem fester<br />
begrenzten Stärkeverhältnis als dem1 der<br />
Dreadnoughts, ja über Einschränkung des<br />
Flottenbaues zu kommen, lesen, so werden<br />
sie sich eingestehen müssen, daß diese hocherfreuliche<br />
Besserung der deutsch-englischen<br />
Beziehungen, die für den Frieden wie für<br />
Deutschlands Machtstellung vom größten<br />
Wert ist, eine — wenn auch erst sehr unzulängliche<br />
— Verständigung über Rüstungsbegrenzungen<br />
zur Voraussetzung hatte. Gewiß,<br />
die Welt — und gerade auch die europäische<br />
— ist heut nicht so weit in der<br />
Kulturentwicklung, um sich der Hoffnung<br />
hingeben zu können, den Frieden lediglich<br />
durch internationale Verträge und ein Weltschiedsgericht<br />
zu sichern und darüber auf<br />
jede Rüstung zu verzichten. Aber die ganze<br />
Entwicklung seit 1871 beweist doch unzweifelhaft,<br />
daß die Völker, ja daß sogar die<br />
Diplomatie von dem dringenden Wunsch beseelt<br />
sind, Mißverständnisse durch aufklärende<br />
Verhandlungen aus der Welt zu schaffen,<br />
entgegengesetzte Interessen durch billigen Aüs^<br />
gleich zu verringern.<br />
Selbst in so schweren politischen Lagen<br />
wie der durch die Balkankrisis hervorgerufenen,<br />
wo Volksleidenschaften, Rassen-, materielle<br />
und politische Gegensätze jede Verständigung<br />
so ungemein erschweren, ist es<br />
bisher doch gelungen^ den Krieg zu lokalisieren,<br />
und wird es hoffentlich gelingen, auf<br />
dejrt Balkan Zustände zu schaffen, die die<br />
Gewähr einer längeren Dauer haben.<br />
Es klingt paradox, daß die Heeres- und<br />
Flottenrüstung der Großmächte heute gar<br />
nicht mehr dem Kriege, sondern dem Frieden<br />
dienen soll. Wenn dem aber- !<br />
so ist, muß<br />
124<br />
man sich fragen: „Wird die Versicherungsprämie<br />
(geg e n die Kriegsgefahr,<br />
die in der Rüstungausgabe<br />
besteht) nicht zu groß? läßt sich<br />
der damit erstrebte Zweck nicht<br />
in einer Weise erreichen, die weniger<br />
am Mark des Volkes zehrt?"<br />
Deutschlands Wehrausgaben beliefen sich<br />
nach dem1 vorläufigen Etat für <strong>1913</strong> einschließlich<br />
der Militär- und Marinepensionen<br />
auf 1578,8 Mill. M. ; rechnet man dazu noch<br />
die Hälfte der Jahresausgaben der Reichsschuldenverwaltung<br />
mit 123 Mill. M., so<br />
sind das bar 1711,8 Mill. M. Der Geh. Ober-<br />
Finanzrat Schwarz hat die Wehrausgaben in<br />
den Etats pro 1912/13 (also dem abgelaufenen<br />
Jahr) festgestellt bei Deutschland auf 1570<br />
Mill. M., England 1468 Mill. M., Frankreich<br />
1237 Mill. M., Oesterreich-Ungarn 617 Mill.<br />
Mark, Italien 529 und Rußland 1574 Mill. M.,<br />
zusammen die der sechs europäischen Großmächte<br />
auf rund 7 Milliarden M. — natürlich<br />
ohne Verzinsung und Tilgung der zu Rüstungszwecken<br />
aufgenommenen Schulden.<br />
Die neuen deutschen Wehrvorlagen fordern<br />
rund 1 Milliarde für einmalige und<br />
186 Mill. M. für dauernde Ausgaben; verteilt<br />
man die ersteren auf zehn Jahre und<br />
rechnet die Zinsen hinzu, die bei regelmäßiger<br />
Tilgung in dier Zwischenzeit dafür<br />
aufgewandt werden müssen, so macht das<br />
120 + 186 = 306 Mill. M. im Jahr, das<br />
würden mit den bisherigen Ausgaben von<br />
1711,8 Mill. M. zusammen 2017,8 Mill. M.<br />
sein; dabei muß erwogen werden, daß die<br />
Durchführung des letzten Flottengesetzes<br />
noch zu beträchtlichen Mehrausgaben in den<br />
nächsten Jahren führen wird.<br />
Damit sind aber die Wehrlasten Deutschlands<br />
noch keineswegs erschöpft. Nach dem<br />
vorläufigen Etat für <strong>1913</strong> beziffert sich die<br />
Zahl der in Heer und Flotte tätigen Mannschaften,<br />
Unteroffiziere, Offiziere, Sanitätsund<br />
Veterinäroffiziere und Beamten auf<br />
783 000 Köpfe. Dazu sollen an Heeresverstärkung<br />
noch 136 000 Mann und ca. 1500<br />
Beamte treten; die Durchführung des letzten<br />
Flottengesetzes wird weitere ca. 15 000 Mann<br />
erfordern, und schließlich müssen mindestens<br />
65 000 Arbeitskräfte hinzugezählt werden, die<br />
in Militär-: und Marinewerkstätten beschäftigt<br />
werden. Rund 1 Million Männer im<br />
besten, arbeitsfähigsten Alter werden damit<br />
allein in Deutschland dauernd einer wirtschaftlich<br />
nutzbringenden Beschäftigung entzogen<br />
; dabei ist noch gar nicht berücksichtigt,<br />
wieviel Arbeitskräfte in privaten Werkstätten<br />
für Heeres- und Flottenzwecke beschäftigt<br />
werden.<br />
Rechnet man den Prödüktionswert einer<br />
männlichen Arbeitskraft durchschnittlich zu<br />
2000 M. jährlich, was mit Rücksicht auf die<br />
rund 39 000 Offiziere und Sanitäts- usw. Offiziere,<br />
auf die 20 000 Beamten und 126 000<br />
Unteroffiziere sicher sehr niedrig gerechnet