1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FßlEDENS-^MkDTE<br />
erhalterin zu sein, während sie tatsächlich<br />
auf der Hetzerseite steht, indem sie ruhig<br />
denkende Leute aufregt, kriegsgeneigte<br />
Schichten reizt und durch das Gesetz des<br />
Widerspruchs in ihrer kriegerischen Richtung<br />
vorandrängt.<br />
Es ist nicht nötig, Namen als Beispiele<br />
zu nennen und ihnen dadurch zur ersehnten<br />
Berühmtheit als Friedenshelden zu verhelfen;<br />
wer kein Anfänger in der Federpsychologie<br />
ist, der kennt den Typus ohnehin<br />
schon, und das genügt.<br />
Die Selbsttäuschung, in der ein solcher<br />
Pseudoapostel lebt, wurzelt darin, daß er den<br />
Kriegshetzer für seinen grimmigsten Feind<br />
hält, während er in der Tat dessen unfreiwilliger<br />
Kopist ist. Auch der Kriegshysteriker<br />
ist ein Nervenschwächling, der mit dem Kriegführenden<br />
nichts gemein hat, dem aber die<br />
Vorstellungswelt der Kriegsgreuel eine Art<br />
unentbehrlichen Giftgenusses geworden ist.<br />
Ihm ist die Welt ohne Krieg eine unerträgliche<br />
Idee, er muß ihre öde Leere mit den<br />
verderbensprühenden Explosivstoffen seiner<br />
subjektiven Phantasie füllen, um sich anfangs<br />
nur quartalweise, allmählich aber ständig<br />
im Rausch seiner tapferen Selbstbespiegelung<br />
kl übernatürlichen Dimensionen als der Held<br />
aller vergangenen und künftigen Kriege zu fühlen.<br />
Sonderbari Nur im Worte unterscheiden<br />
sich die beiden, ihr Wappenschild und ihre<br />
Figur sind die gleichen. Das Ganze ist<br />
nicht Tatsache, sondern Nervensache, und es<br />
darf nicht wundernehmen, wenn man beide im<br />
Gefechte plötzlich die Rollen tauschen sieht,<br />
oder wenn gar ein Virtuose der Sensation<br />
es fertigbringt, beide Rollen in seiner Person<br />
zu vereinigen. Aber sie sind beide nicht<br />
so unschuldig, wie sie exaltiert sind. Denn<br />
wenn sie auf ihren Postamenten agieren,<br />
dann ist es eine Kunst, zwischen ihnen hindurchzukommen,<br />
ohne eine Beschmutzung<br />
angehängt zu erhalten.<br />
Es wäre aber auch unbillig, ihnen die<br />
Schuld an ihrem unnormalen Seelenzustand<br />
ausschließlich zuzuschieben. Wer möchte<br />
von sich behaupten können, daß er im Leben<br />
nie in dem einen oder anderen dieser beiden<br />
Exaltationszustände sich befunden hätte ?<br />
Zeiten und Umstände reißen mitunter auch<br />
die Festesten mit sich fort. Aber es kann<br />
nichts schaen, rechtdzeitig und stetig<br />
in der Abwehr der suggestiven Schwingungen,<br />
welche von diesen Polen ausgehen,<br />
sich zu üben.<br />
Die Jubilare des 21. Mai.<br />
i.<br />
Der 70. Geburtstag Prof. Renaults. <<br />
Von Prof. N, P o 1 i t i s , Paris.<br />
Unter den großen Berühmtheiten unserer<br />
Zeit verkörpert Prof. Renault die internationale<br />
Idee in ihrem vornehmsten und er-<br />
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3<br />
habensten Sinne. Keiner hat soviel wie er<br />
zum Fortschritt des Rechts und zur Förderung<br />
der Gerechtigkeit in den Beziehungen<br />
zwischen den Völkern beigetragen.<br />
Seit dreißig Jahren Lehrer des Völkerrechts,<br />
hat er Tausende von Schülern aller<br />
Nationalitäten herangebildet. Alle Internationalisten,<br />
die meisten Diplomaten, die<br />
Elite der Verwaltungs-, Militär- und Marine-<br />
Beamten in Frankreich, zahlreiche Rechtsgelehrte<br />
und Staatsmänner im Auslande, sind<br />
stolz darauf, ihn zum1 Lehrer gehabt zu haben.<br />
Es gibt fast kein Land, in das seine wohltätige<br />
Lehre nicht gedrungen ist. Der Beweis<br />
dafür wurde durch das unvergeßliche Fest<br />
erbracht, das vor sechs Jahren anläßlich<br />
seines 25jährigen Jubiläums als Völkerrechtsprofessor<br />
an der Pariser Universität stattfand.<br />
Seit einem Vierteljahrhundert ist es ihm<br />
als Rat des französischen auswärtigen Amtes<br />
gelungen, die Diplomatie nach und nach zur<br />
Gesetzmäßigkeit zu erziehen. Vor einigen<br />
Jahren noch hatten die Staatskanzleien dafür<br />
nicht viel übrig. Sie haben es auch heute<br />
noch nicht genügend. Aber es ist schon sehr<br />
viel, daß sie damit anfangen.<br />
Als Delegierter der meisten internationalen<br />
Konferenzen seit Ende des XIX. Jahrhunderts,<br />
hat er alle Kräfte seiner Vernunft<br />
und seines Wissens daran gesetzt, um die<br />
Zahl der internationalen Gesetze zu vermehren<br />
und ihre Qualität zu verbessern.<br />
Er hat unzählige Male als Schiedsrichter<br />
fungiert und dabei Urteilssprüche gefällt,<br />
die den künftigen Rechtsgelehrten und<br />
Schiedsrichtern gleichzeitig als Entscheidungen<br />
höchster Gerechtigkeit wie als Musterbeispiele<br />
dienen können. Er setzte sich auch<br />
für die Umgestaltung der Schiedsgerichtsbarkeit<br />
ein, die, vor kurzem noch ein einfaches<br />
diplomatisches Auskunftsmittel, dahin<br />
strebt, eine wirkliche Rechtsinstitution zu<br />
werden. Der früheren Ansicht des Schiedsrichters,<br />
der sich als der geborene Verteidiger<br />
seines Landes ansah, setzte Prof. Renault<br />
seine höhere Auffassung des Richters entgegen,<br />
der im* Namen des Rechtes und der<br />
Billigkeit sein Urteil fällt, ohne die Interessen<br />
irgendeiner der Parteien zu den seinen zu<br />
machen. Seine Unparteilichkeit machte<br />
manchmal jene erstaunen, die in der alten<br />
Praxis erzogen waren, aber sein gutes Beispiel<br />
hat den Beifall der größten Skeptiker<br />
gefunden, so daß er schließlich eine Bewegung<br />
ins Leben rief, die nach und nach<br />
alle zivilisierten Länder ergreift.<br />
Den einmal angeschlagenen Weg fortzusetzen,<br />
wurde Professor Renault nicht<br />
nur durch seine angeborenen Talente und<br />
seinen unermüdlichen Fleiß ermöglicht,<br />
sondern auch weil er sich der Schwierigkeit<br />
seiner Aufgabe genau bewußt war. Seine gesammelten<br />
Erfahrungen über Menschen und<br />
Dinge überzeugten ihn, daß mehr noch als