1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FßlEDENS-WADTE ii<br />
Christen im Balkan notwendig war und durch<br />
die Verdrängung der Türken aus Europa vielleicht<br />
günstige Folgen nach sich ziehen wird.<br />
Kein Krieg ist notwendig heutzutage, behaupte<br />
ich, und keiner kann günstige Folgen<br />
bringen. Die Verquickung der Schlächtereien<br />
mit religiösen Fragen ist Anachronismus,<br />
Heuchelei und Blasphemie.<br />
Von Philadelphia fuhren wir wieder nach<br />
Winchester bei Bioston, in das herrliche Heim<br />
E. Ginns, wo der „Thanksgiving day" gefeiert<br />
wurde. Es ist dies einer der größten<br />
Feiertage der Vereinigten Staaten — die Erinnerung<br />
an eine große rettende Ernte. Da<br />
wird überall in den Familien gefestet und ein<br />
Truthahn verzehrt. In Boston hatte ich noch<br />
drei Vorträge zu absolvieren: im Centuryclub,<br />
in Dr. Everett Hale's Kirche und in Fordhall,<br />
vor einem Arbeiterpublikum.<br />
Nun ging es nach Buffalo. Wieder eine<br />
riesengroße, reiche Stadt, mit Prachtanlagen<br />
und -bauten und über einer halben Million Einwohner.<br />
Die Metropolen wimmeln nur so in<br />
den Vereinigten Staaten; die meisten sind<br />
jüngsten Ursprungs und wachsen, wachsen . .<br />
Was wird das erst in den nächsten 50 Jahren<br />
werden? In Buffalo sprach ich in dem<br />
schönsten Frauenklub,<br />
sehen — ein Palais.<br />
den ich noch je ge-<br />
Auch in Pittsburg hielt ich mich auf. Das<br />
ist die Stahl- und Eisenstadt, die rechte Krösus-<br />
stadt. Hier hat Carnegie sein Vermögen erworben<br />
und hier steht auch die Carnegie-Hall,<br />
ein Volksheim in großem Stil. Ich war Gast<br />
im Hause eines andern Industriekönigs, namens<br />
Kennedy. Zur Charakteristik des amerikanischen<br />
Mädchenerziehungs-Systems möchte ich<br />
erwähnen, daß die jungen Töchter Kennedys<br />
nicht etwa auf „moderne" Vergnügungen oder<br />
Phantasie-Handarbeiten ihre Interessen beschränkten,<br />
sondern daß sie das Gefängniswesen<br />
studierten, unter Leitung die Gefängnisse<br />
besuchten, um an der Reform des Strafwesens<br />
mitzuarbeiten. Irgend etwas zur Hebung<br />
der menschlichen Gesellschaft zu leisten:<br />
das ist in der amerikanischen Welt sozusagen<br />
Anstandspflicht bei vornehm und gering, jung<br />
und alt, Mann und Frau.<br />
In Baltimore waren wir im Hause der Geschwister<br />
Marburg aufgenommen. Auch ein<br />
mit den reichsten Kunstschätzen gefüllter Palast.<br />
Leider war einer der Brüder Marburg, der<br />
ein hervorragender Pazifist ist, da er ja die<br />
Gesellschaft für „Judicial settlement of international<br />
disputes" gründete und leitet, von<br />
B|altimore abwesend, weil er vor wenigen<br />
Tagen nach Brüssel abreisen mußte, um dort<br />
seinen Posten als neuernannter Gesandter der<br />
Vereinigten Staaten anzutreten. Wenn solche<br />
Diplomaten Schule machen .<br />
In Washington habe ich einen schönen,<br />
bedeutenden Tag erlebt. Dr. James Brown<br />
Scott, den ich vom Haag her kenne, wo er<br />
einer der hervorragendsten amerikanischen<br />
18<br />
-<br />
Delegierten an der zweiten Konferenz war.<br />
früherer Solicitor des Staatendepartements und<br />
jetzt oberster Leiter der Carnegiestiftung, hat<br />
mir die Honneurs dieses Tages gemacht.<br />
Einen tätigeren, überzeugteren Friedensarbeiter<br />
als diesen prächtigen Menschen gibt<br />
Was desto wertvoller ist, als er seine<br />
es nicht.<br />
Karriere<br />
im andern Lager begonnen hat. Er kennt<br />
den patriotisch - martialischen Begeisterungs-<br />
„frisson" und hat als Freiwilliger den spanisch-amerikanischen<br />
Krieg mitgemacht. Der<br />
Krieg selber mit seinen Greueln und das<br />
Studium des Völkerrechts und der Friedensbewegung<br />
hat ihn bekehrt, und seine warm/<br />
Blegeisterungsfähigkeit betätigt sich jetzt irr,<br />
Dienste der internationalen Justiz. Sehr Interessantes<br />
hat er mir von einer vor kurzem nach<br />
Rom unternommenen Reise erzählt, wo er mit<br />
dem Papst und dem Kardinal Mery del Val<br />
Fühlung nahm wegen einer gegen den Krieg<br />
gerichteten Enzyklika.<br />
Bei einer Automobilrundfahrt durch die<br />
Stiadt unter sonnigem Himmel, habe ich wieder<br />
den Eindruck gewonnen, daß Washington mit<br />
'seinen weitgestreckten Plätzen, mit seinem<br />
Kapitol, seinem Obelisk, seinem Bibliotheksgebäude<br />
den Charakter der Großartigkeit, der<br />
Erhabenheit an sich trägt; — diesmal kam<br />
auch noch der neuerbaute Palast der „Panamerican<br />
Union" hinzu, der mit seinen herrlichen<br />
Sälen, seinen Symbolen und Inschriften<br />
an sich einen Tempel des Begriffes Pax dar-<br />
stellt.<br />
Abends wurde mir ein Bankett gegeben,<br />
bei dem Mr. Scott präsidierte. Hundertfünfzig<br />
geladene Gäste, darunter viele Vertreter des<br />
diplomatischen Korps, wohnten dem prunkvollen<br />
Feste bei. Ich fühle mich bei dergleichen<br />
immer etwas beschämt und muß mir<br />
innerlich wiederholen: die Sache, die Sache<br />
wird gefeiert 1<br />
Mein letzter Aufenthalt in den Vereinigten<br />
Staaten war — eine Woche lang — in New<br />
York, wo ich neun Vorträge gehalten habe,<br />
darunter in der Columbia-Universität, im deutschen<br />
Friedensverein (dessen Vorsitzender,<br />
Professor E. Richard mit Eifer und Geschick<br />
für unsere Sache tätig ist. Auch sein eben<br />
erschienenes Buch „Kulturgeschichte Deutschlands"<br />
ist von pazifistischem Geist durchweht);<br />
ferner im Opernhaus von Brookline,<br />
in mehreren Mädchenschulen, im PoliticalClub,<br />
in der New - Yorker Friedensgesellschaft und<br />
bei den mir gebotenen Banketten. Das eine, von<br />
Mrs. Eimer Black veranstaltete, vereinte 350<br />
Damen der Gesellschaft, unter ihnen die Präsidentinnen<br />
von 26 Frauenklubs, die Gattinnen<br />
des Gouverneurs von New York-City, und des<br />
Gouverneurs von New York-States, mit offiziellen<br />
Grüßen von Stadt und Staat; von Mrs.<br />
Taft war ein Telegramm eingelangt. Auf dem<br />
zweiten Bankett — im Hotel Astor — präsidiert<br />
von Andrew Carnegie, wurden bedeutsame<br />
politische Reden gehalten. Nach N. Murrey<br />
Butler, dem Präsidenten der Columbia-<br />
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