1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DIE FBIEDEN5 -'MAßTE ;§><br />
das würde jedenfalls ein. schweres Werk sein,<br />
denn die schönsten und edelsten Dinge dieser<br />
Welt haben sich von jeher dadurch ausgezeichnet,<br />
daß sie wenig einträglich sind."<br />
Daß es an der geringen Einträglichkeit der<br />
Friedens-Industrie liegt, wenn sich starke Zweige<br />
der Industrie auf die Herstellung von Kriegsmaterial<br />
legen, erscheint mir nicht richtig.<br />
Schließlich dient ja die vorwiegende Betätigung<br />
vier Industrie dem Bedarf des Friedens und<br />
nur ein kleiner Bruchteil hat sich sozusagen<br />
für den Kriegsbedarf spezialisiert. Ein Beweis,<br />
daß die Friedens-Industrie nicht uneinträglich<br />
ist. Unendlich aber würde sich die Friedens-<br />
Industrie heben, wenn die Milliarden, die<br />
heute für die Rüstungen ausgegeben werden,<br />
für Kulturzwecke frei werden möchten. Noch<br />
lange haben die Völker ihren Bedarf an Kultureinrichtungen<br />
nicht gedeckt. Man würde dann<br />
viel mehr landwirtschaftliche Maschinen, Eisenl>ahnen,<br />
Brücken, Kanalisationsbauten, Lokomotiven,<br />
Werkzeugmaschinen und Werkzeuge benötigen<br />
als heute, und die Kriegsindustrien<br />
würden ihr Kapital und ihre Arbeitskräfte mit<br />
erhöhtem Gewinn für diese produktiven Aufgaben<br />
einsetzen können.<br />
Das schwierigste ist nicht, die Friedens-<br />
Industrie ertragreich zu machen, sondern es<br />
scheint mir das Hindernis darin zu liegen, den<br />
Beginn des Wandels herbeizuführen. Der Kriegsbedarf<br />
ist organisiert. Der Auftraggeber ist in<br />
einer einzigen Institution vorhanden, und seine<br />
Geldmittel sind unbeschränkt. Es ist bequemer,<br />
diesem klar zum Ausdruck kommenden Bedarf<br />
das Angebot gegenüberzustellen, als sich in<br />
einen wieder aufregenden Wettbewerb um die<br />
Bedürfnisse der vieltausendköpfigen Auftraggeber<br />
der Friedens-Industrie einzulassen. Hier<br />
ist nicht der Sperling, sondern die Taube schon<br />
in der Hand. Auf dem Dache sitzt allerdings<br />
auch eine Taube, man hält sie aber für einen<br />
Sperling.<br />
Aus diesem fehlerhaften Zirkel kann uns<br />
nur die Initiative des Staates herausreißen, indem<br />
die Kriegsindustrie allmählich<br />
verstaatlicht wird. Die Interessenten<br />
werden in einer entsprechenden Uebergangszeit<br />
anfangen müssen, sich um die Friedensbedürfnisse<br />
der Bevölkerung umzusehen. Sie werden,<br />
wenn von den großen Autraggebern nichts<br />
mehr zu erwarten ist, Pflüge und ähnliche<br />
Nützlichkeiten bauen. Den Bedarf dazu werden<br />
sie durch ihre Presse anstacheln lassen, wenn<br />
er sich nicht in befriedigender Weise selbst<br />
äußert. Die Kriegshetzer von heute werden<br />
dann Bahnbau - Notwendigkeiten entdecken,<br />
gegen nachlässige Stadtverwaltungen mobil<br />
machen, die nicht genügend hygienische Vorsorge<br />
treffen, durch Erfindung neuer Werkzeuge<br />
die verschiedenen Gewerbe zur Verbessrung<br />
ihrer Produkte anspornen, für den Bau<br />
von Tuberkulose- und Genesungsheimen plädieren<br />
und für ähnliche nützliche Dinge.<br />
Durch eine derartige Verstaatlichung wird<br />
aber dem internationalen Rüstungswettbewerb<br />
266<br />
sein verderblichster Ansporn genommen werden,<br />
und die Möglichkeit eines Rüstungsistillstandes<br />
auf internationaler Grundlage wird sich ein-<br />
stellen. Durch die alsdann freiwerdenden Millionen<br />
wird die Friedens-Industrie blühen und<br />
erhöhten Aufschwung nehmen. Und ihre heutigen<br />
Agenten werden sogar die interessiertesten<br />
Agitatoren für eine weitere Beschränkung der<br />
Rüstungsausgaben werden. Sie werden alsdann<br />
erkennen, daß der Friede doch das einträglichste<br />
Geschäft ist.<br />
So wird es kommen. Aber der Staat muß<br />
anfangen. Der Wandel muß durch die Macht<br />
des Staates erzwungen werden. Auch die Industrie<br />
wird reiten können, wenn sie erst im<br />
Sattel sitzt.<br />
Verschiedenes.<br />
ParlamentarierzusammenkQnfte in der Vergangenheit.<br />
Der zwischen deutschen und französischen<br />
Parlamentariern in Bern unternommene Versuch,<br />
die Verständigung beider Staaten zu<br />
fördern, hat bereits Präzedenzfälle aufzuweisen.<br />
An diese zu erinnern erscheint um so wichtiger,<br />
als dadurch die gegen die Berner Zusammenkunft<br />
erhobenen Einwände neuerdings<br />
an Gewicht verlieren. Zwei Fälle, auf die in<br />
der vorhergehenden Nummer nur kurz hingewiesen<br />
wurde, zeigen deutlich, daß es sich bei<br />
derartigen Unternehmungen nicht um die Masse<br />
der Teilnehmer, sondern um den Geist, der<br />
die Erschienenen beseelt, handelt, und in erster<br />
Linie darum, überhaupt einen Anfang zu<br />
(machen, einen Anstoß nach einer bestimmten<br />
Richtung zu geben.<br />
So sei an jene berühmte Zusammenkunft<br />
französischer und englischer Deputierter erinnert,<br />
die am 31. Oktober 1888 im Pariser<br />
Grand Hotel stattfand.<br />
Frederic Passy hatte in der französischen<br />
Deputiertenkammer wiederholt den Versuch<br />
gemacht, die französische Regierung für<br />
den Abschluß eines Schiedsvertrages mit England<br />
zu interessieren. Randal Cremer, der bekannte<br />
Arbeiterführer des englischen Parlaments,<br />
der schon vorher die Initiative für eine Parlamentsaktion<br />
zugunsten eines anglo - amerikanischen<br />
Schiedsvertrages unternommen hatte,<br />
Wandte sich an Passy mit dem Vorschlage,<br />
zur rascheren Förderung eines englisch-französischen<br />
Schiedsabkommens eine Zusammenkunft<br />
englischer und französischer Parlamentarier zu<br />
bewirken. Er rechnete, wie Frederic Passy berichtet,<br />
auf die Teilnahme von 150 bis 200<br />
seiner englischen Kollegen. Passy erwiderte<br />
ihm, daß er die Idee für ausgezeichnet halte<br />
tund daß, wenn nur ein halbes Dutzend eng-<br />
lischer Parlamentarier erscheinen würden, ,,die<br />
Tatsache einer solchen Entente der Vertreter<br />
zweier Nationen ein Ereignis von höchster Tragweite<br />
wäre." Cremer kam nach Paris, nahm<br />
Fühlung mit verschiedenen Politikern,, deren Zustimmung<br />
er fand, und auch der Minis ter-