1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS-V&DTE<br />
zeichnete ich als das Hauptergebnis dieses<br />
Jahres, sondern (S. 6) das Werk der anglodeutschen<br />
Verständigung.<br />
Die richtige Klassifizierung der Schiedsgerichtsbarkeit<br />
habe ich aber auch nicht erst im<br />
Jahre 1912 angeregt, sondern schon vor zehn<br />
Jahren und habe sie seither mit wachsendem<br />
Erfolg in meinen Schriften vertreten. Die<br />
Mehrheit der denkenden Pazifisten ist dieser<br />
Ansicht; sie brauchen sie nicht erst jetzt zu<br />
entdecken. Ich schrieb lediglich, daß „Viele"<br />
von uns den ihnen liebgewordenen Gedanken<br />
Hunmehr endgültig fallen lassen müssen.<br />
„Viele" sind aber nicht „alle".<br />
Damit habe ich aber keineswegs die<br />
Schiedsgerichtsbarkeit verworfen, wie der Verfasser<br />
jenes Artikels glaubt und glauben<br />
machen will. Ich habe sie nur richtig eingeordnet,<br />
indem ich sagte: „Ihre (der Schiedsgerichtsbarkeit)<br />
Rolle wird um so größer sein,<br />
je höher das internationale Recht<br />
entwickelt sein wird in der Menschheit.<br />
Die Schiedsgerichtsbarkeit wird die<br />
Krönung der Weltorganisation sein, aber<br />
nicht ihr Fundament." Damit ist die<br />
Antwort auf die naive Frage „Wo bleibt der<br />
Traum vom Haag?" gegeben; denn im Haag<br />
ist es ja, wo das internationale Recht immer<br />
weiterentwickelt wird.<br />
Ich habe immer daran festgehalten, daß<br />
wir der gewaltlosen Streitschlichtung zusteuern<br />
müssen, die gegeben ist a) durch<br />
diplomatische Verhandlungen, b) durch die<br />
Schiedsgerichtsbarkeit, c) durch die ordentliche<br />
Staatengerichtsbarkeit. Diese Dreiteilung<br />
ist angepaßt den Erfordernissen der Praxis,<br />
für Interessen-, Macht- und Rechtsfragen. Der<br />
Umstand allein, daß unsere Gegner glauben,<br />
wir predigen die Schiedsgerichtsbarkeit als<br />
Allheilmittel, veranlaßte sie, unsere Bestrebungen<br />
für utopisch zu halten. Wir betrachten<br />
sie aber nur als eine für besondere Fälle bestimmte<br />
Art der mannigfaltigen pazifistischen<br />
Streitschlichtungsmethoden. Nicht wir haben<br />
unsere Ansicht geändert, die Gegner sollen anfangen,<br />
die ihre über uns zu revidieren.<br />
Es ist auch nicht richtig, wenn in jenem<br />
Artikel gefolgert wird, daß Schiedsgerichte<br />
nur bei untergeordneten Streitigkeiten<br />
möglich seien. Ein Blick auf die Schiedsfälle<br />
der letzten Jahre beweist das Gegenteil. Rechtsfragen<br />
sind im heutigen Völkerleben nicht<br />
immer untergeordnete Streitigkeiten.<br />
Im übrigen geht der Verfasser, wie alle<br />
Gegner des Pazifismus, von dem grundlegenden<br />
Irrtum aus, als wollten wir den Krieg<br />
aus den politischen Verhältnissen, so wie<br />
diese heute sind, beseitigen, was uns<br />
natürlich nie einfällt. Wir wollen nicht das<br />
Symptom des Uebels beseitigen, sondern dessen<br />
Ursachen. Darum treten wir für eine Veränderung<br />
dieser heutigen politischen Verhältnisse<br />
ein, für eine Umwandlung der Politik<br />
der Gewalt in eine Politik der Verständigung<br />
durch starke Infiltration mit der internatio-<br />
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3<br />
nalen Rechtsidee, für eine Organisation der<br />
heute zum Teil noch anarchischen Staatengeselischaft.<br />
Und in Verbindung mit diesem<br />
Grundproblem unserer Bewegung bewegt sich<br />
die Forderung einer nach diesen Grundsätzen<br />
handelnden „modernen Diplomatie", was<br />
Dr. Grabowski als unsern „allerletzten Rettungsanker"<br />
bezeichnet. Es ist unser Fundament<br />
1 Wir betreiben eben nur die Prophylaxis<br />
des Krieges, die Hygiene des internationalen<br />
Lebens, was uns vernünftiger erscheint<br />
als die Doktor Eisenbart-Kuren der Blut- und<br />
Eisen-Apostel. Noch einmal sei's gesagt: Man<br />
vergleiche uns nicht mit einer Feuerwehr,<br />
die berufen ist, einen Brand zu löschen,<br />
wenn er schon ausgebrochen ist, sondern<br />
mit einer Agentur für Imprägnierungsmittel,<br />
deren Anwendung den Ausbruch<br />
des Brandes verhindern kann.<br />
So aufgefaßt, wird es den Gegnern vielleicht<br />
doch möglich sein, unsere Bewegung etwas<br />
objektiver zu beurteilen. Sie würden sich nur<br />
selbst ehren, wenn sie zu einer solchen Beurteilung<br />
kommen würden. Unseren Glauben<br />
an den Erfolg brauchen sie ja nicht zu teilen,<br />
nur als Dummköpfe und Narren sollen sie<br />
aufhören, uns hinzustellen, denn es könnte<br />
ihnen passieren, daß die öffentliche Meinung<br />
diese Vorwürfe auf ihre Urheber zurückwirft.<br />
A. H. F.<br />
Der Deutsche Bund als Vorbild<br />
der Staatenorganisation.<br />
Von Dr. phil., jur. et sc. pol. G. Grosch.<br />
Für die Realisation der Staatenorganisation,<br />
welch letztere sich juristisch als<br />
völkerrechtlicher Staatenbund darstellen wird,<br />
kann der frühere Deutsche Bund ein Vorbild<br />
abgeben. Mutatis mutandis kann die<br />
Friedensorganisation des Erdballs so konstituiert<br />
werden wie seinerzeit der Deutsche<br />
Bund. Darum soll auf seine hauptsächlichsten<br />
Institutionen, soweit sie für die eben erwähnte<br />
Verwirklichung eines Zusammenschlusses<br />
der Staaten in Betracht kommen,<br />
einmal die Aufmerksamkeit gelenkt werden.<br />
Der Zweck des genannten Bundes war<br />
— gemäß der deutschen Bundes-Akte vom<br />
8. Juni 1815 — die Erhaltung der äußeren<br />
und inneren Sicherheit Deutschlands und der<br />
Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit der<br />
einzelnen deutschen Staaten. Die Mitglieder<br />
des Bundes versprachen, sowohl ganz Deutschland,<br />
als jeden einzelnen Bundesstaat gegen<br />
einen Angriff in Schutz zu nehmen; sie garantierten<br />
sich gegenseitig ihre sämtlichen<br />
unter dem Bunde begriffenen Besitzungen.<br />
Deshalb machten sie sich verbindlich, einander<br />
unter keinerlei Vorwand zu bekriegen,<br />
noch ihre Streitigkeiten mit Gewalt — d. i.<br />
durch Krieg — zu verfolgen, sondern bei<br />
der Bundesversammlung anzubringen.