1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDEN5~>fc/!&arE ®<br />
anfaßt, besudelt sich". Ein Offizier, der auf<br />
seine Ehre hält, muß mit dafür sorgen, daß<br />
nicht das Kriegswesen der Völker schamlosem<br />
Handel als Vorwand dient. Jedermanns guter<br />
Wille kann mißbraucht werden. Wer dem<br />
Betrüger als reiner Tor zum Opfer fällt, ist<br />
für den Ausgang moralisch nicht verantwortlich.<br />
Wer aber willfährig einem Betrüger seine<br />
Hilfe leistet, ist dem Betrüger gleich zu<br />
achten. Auch die fahrlässige Unterstützung betrügerischer<br />
Handlungen kann einen Makel auf<br />
die Ehre eines Menschen werfen. Die Offiziere<br />
der europäischen Armeen haben in den letzten<br />
Wochen Gelegenheit gehabt, sich darüber zu<br />
unterrichten, mit welcher ungeheuerlichen<br />
Dreistigkeit die Interessenten der<br />
Kriegsindustrie die gepriesenen Gefühle<br />
der Vaterlandsliebe und der Opferfreudigkeit<br />
der Völker auszunützen verstehen ; sie erfahren,<br />
daß auch ihre eigene Gesinnung und Tätigkeit<br />
in diesen [Berechnungen eine Rolle spielen.<br />
Wenn sie Augen und Ohren gegen diese Tatsache<br />
bewußt und absichtlich verschließen,<br />
wenn sie nicht wenigstens auf Reinlichkeit<br />
in den Angelegenheiten der Völkerrüst ungern<br />
drängen, dann machen sie sich zu Mitschuldigen<br />
gefährlicher und zum Teil auch verbrecherischer<br />
Handlungen und müssen sich danach<br />
weiterhin einschätzen lassen.<br />
Man wird gewiß nicht behaupten können,<br />
es sei bisher ein Geheimnis gewesen, daß die<br />
großen Rüstungsfirmen und die Vereinigungen<br />
von solchen (Firmen seit langer Zeit ihren<br />
starken Einfluß spielen ließen, um die Völker<br />
der Erde zu immer neuen, den Frieden gefährdenden<br />
Rüstungen zu veranlassen, daß sie<br />
auch verstanden haben, sich kräftige Helfer<br />
zu sichern. Eine Menge von Zeitungen steht,<br />
wie alle Welt weiß, direkt im Dienste solcher<br />
Firmen und läßt keine Gelegenheit vorübergehen,<br />
um Mißtrauen zwischen den Völkern<br />
zu säen und mit dem Anschein patriotischer<br />
Besorgnis dadurch die Geschäfte ihrer Auftrag-<br />
und Geldgeber zu fördern; andere Zeitungen,<br />
die nicht direkt der Kriegsindustrie<br />
verschrieben sind, hängen doch mit ihr über<br />
dem Umweg des Bankkapitals in irgendeiner<br />
Weise zusammen, wagen zu mindestens nicht,<br />
wider den Stachel zu löken. Sogenannte „Sachverständige"<br />
(zum großen Teil abgelegte Offiziere)<br />
bemühen sich unausgesetzt, die alte Unrichtigkeit<br />
weiter zu verbreiten, daß man den<br />
Frieden nur sichern könne, wenn man zum<br />
Kriege rüste. Die Schullesebücher triefen von<br />
„Patriotismus", und ihre Verfasser suchen sich<br />
in der Verherrlichung des Krieges und kriegerischer<br />
Gesinnung zu überbieten. Auch der<br />
offizielle Religionsbetrieb hat sich ganz und<br />
gar in den Dienst dieser Strömung gestellt<br />
und weiß die Predigt der „Religion der Liebe"<br />
äußerlich geschickt, wenn auch mit erheblichen<br />
inneren Schwierigkeiten, der Verherrlichung<br />
des Völkerhasses und des organisierten<br />
Massenmords anzupassen; gewaltige Organisationen<br />
mit Hunderttausenden von Mit-<br />
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gliedern, wie die Kriegervereine, die Veteranenvereine,<br />
die Wehrvereine, die Jugendwehren,<br />
die Flottenvereine, bearbeiten mit unermüdlicher<br />
Ausdauer Hirn und Herzen weiter<br />
Volkskreise immer in demselben Sinne, immer<br />
mit derselben Phraseologie nach dem Erfahrungssatze:<br />
„steter Tropfen höhlt den Stein".<br />
Und über dem allen schwebt der Segen der<br />
staatlichen Regierungen, die in „gottgewollter<br />
Abhängigkeit" die Agitation der Rüstungsinteressenten<br />
erst fördern, um dann das so<br />
gewonnene Material zu neuer Aufmunterung<br />
des Geschäfts zu verwenden.<br />
Diese großen Grundzüge eines wahrhaft<br />
verderblichen Systems waren, wie gesagt, seit<br />
langem bekannt. Nicht nur in Deutschland<br />
und O esterreich, auch in England und Frankreich<br />
hatten aufmerksame Beobachter des<br />
öffentlichen Lebens längst das weitmaschige<br />
Gewebe vor aller Augen ausgebreitet, oftmals<br />
auch die Erörterung durch kleine anekdotenhafte<br />
Einzelheiten gewürzt. Aber eine<br />
rechte durchschlagende Wirkung war bisher<br />
doch nicht zu erzeilen gewesen. Es fehlte<br />
der solide Hebel eines unanfechtbaren<br />
Beweismaterials, um den<br />
schwer lastenden Stein in« Rollen zu bringen.<br />
Dieser Hebel ist jetzt durch eine Fülle<br />
von Enthüllungen geliefert worden, die<br />
wie ein prasselnder Regen über die Rüstungsinteressenten<br />
in Deutschland und anderen<br />
Staaten niedergegangen sind. Parlamente und<br />
Presse waren einige Tage hindurch voll von<br />
diesen Dingen, und die öffentliche Erörterung<br />
beschäftigte sich eine kleine Weile damit.<br />
Da sich aber jetzt schon wieder das Schweigen<br />
tiefen Vergessens darüber zu breiten beginnt,<br />
wollen wir hier zur Auffrischung wenigstens<br />
das wichtigste noch einmal kurz zusammenstellen.<br />
Zuerst sei behandelt, was unzweifelhaft<br />
das meiste Aufsehen erregte, nämlich die<br />
Affäre Krupp, deren Aufdeckung an den<br />
Namen des Reichstagsabgeordneten Dr. Liebknecht<br />
anknüpft.<br />
Die überragende Stellung der Firma<br />
Krupp in der internationalen Rüstungsindustrie<br />
ist bekannt. Krupp gehört sozusagen<br />
mit zum deutschen Heere und ist<br />
enger mit ihm verwachsen, als etwa Schneider<br />
in Creusot mit dem französischen. Das<br />
Deutsche Reich unterhält ein paar eigene Kanonenfabriken,<br />
die aber nur für leichteres<br />
Material eingerichtet sind und bei weitem<br />
nicht den ganzen Bedarf decken. Alle schwereren<br />
Kaliber, namentlich auch die gewaltigen<br />
Schiffs- und Positionsgeschütze sowie<br />
einen großen Teil der Feldartilleriebewaffnung<br />
besorgt Krupp. Konkurrenz gegen ihn gab<br />
es bis vor ein paar Jahren überhaupt nicht<br />
und gibt es jetzt nur in ganz beschränktem<br />
Umfange. Die Rheinische Metallwarenfabrik<br />
von Heinrich Ehrhardt hat sie jahrelang versucht<br />
und sich dabei verblutet, obschon ihre<br />
Konstruktionen als ausgezeichnet gerühmt wor-<br />
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