14.02.2013 Aufrufe

1913 - Det danske Fredsakademi

1913 - Det danske Fredsakademi

1913 - Det danske Fredsakademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

DIE FRIEDEN5~>fc/!&arE ®<br />

anfaßt, besudelt sich". Ein Offizier, der auf<br />

seine Ehre hält, muß mit dafür sorgen, daß<br />

nicht das Kriegswesen der Völker schamlosem<br />

Handel als Vorwand dient. Jedermanns guter<br />

Wille kann mißbraucht werden. Wer dem<br />

Betrüger als reiner Tor zum Opfer fällt, ist<br />

für den Ausgang moralisch nicht verantwortlich.<br />

Wer aber willfährig einem Betrüger seine<br />

Hilfe leistet, ist dem Betrüger gleich zu<br />

achten. Auch die fahrlässige Unterstützung betrügerischer<br />

Handlungen kann einen Makel auf<br />

die Ehre eines Menschen werfen. Die Offiziere<br />

der europäischen Armeen haben in den letzten<br />

Wochen Gelegenheit gehabt, sich darüber zu<br />

unterrichten, mit welcher ungeheuerlichen<br />

Dreistigkeit die Interessenten der<br />

Kriegsindustrie die gepriesenen Gefühle<br />

der Vaterlandsliebe und der Opferfreudigkeit<br />

der Völker auszunützen verstehen ; sie erfahren,<br />

daß auch ihre eigene Gesinnung und Tätigkeit<br />

in diesen [Berechnungen eine Rolle spielen.<br />

Wenn sie Augen und Ohren gegen diese Tatsache<br />

bewußt und absichtlich verschließen,<br />

wenn sie nicht wenigstens auf Reinlichkeit<br />

in den Angelegenheiten der Völkerrüst ungern<br />

drängen, dann machen sie sich zu Mitschuldigen<br />

gefährlicher und zum Teil auch verbrecherischer<br />

Handlungen und müssen sich danach<br />

weiterhin einschätzen lassen.<br />

Man wird gewiß nicht behaupten können,<br />

es sei bisher ein Geheimnis gewesen, daß die<br />

großen Rüstungsfirmen und die Vereinigungen<br />

von solchen (Firmen seit langer Zeit ihren<br />

starken Einfluß spielen ließen, um die Völker<br />

der Erde zu immer neuen, den Frieden gefährdenden<br />

Rüstungen zu veranlassen, daß sie<br />

auch verstanden haben, sich kräftige Helfer<br />

zu sichern. Eine Menge von Zeitungen steht,<br />

wie alle Welt weiß, direkt im Dienste solcher<br />

Firmen und läßt keine Gelegenheit vorübergehen,<br />

um Mißtrauen zwischen den Völkern<br />

zu säen und mit dem Anschein patriotischer<br />

Besorgnis dadurch die Geschäfte ihrer Auftrag-<br />

und Geldgeber zu fördern; andere Zeitungen,<br />

die nicht direkt der Kriegsindustrie<br />

verschrieben sind, hängen doch mit ihr über<br />

dem Umweg des Bankkapitals in irgendeiner<br />

Weise zusammen, wagen zu mindestens nicht,<br />

wider den Stachel zu löken. Sogenannte „Sachverständige"<br />

(zum großen Teil abgelegte Offiziere)<br />

bemühen sich unausgesetzt, die alte Unrichtigkeit<br />

weiter zu verbreiten, daß man den<br />

Frieden nur sichern könne, wenn man zum<br />

Kriege rüste. Die Schullesebücher triefen von<br />

„Patriotismus", und ihre Verfasser suchen sich<br />

in der Verherrlichung des Krieges und kriegerischer<br />

Gesinnung zu überbieten. Auch der<br />

offizielle Religionsbetrieb hat sich ganz und<br />

gar in den Dienst dieser Strömung gestellt<br />

und weiß die Predigt der „Religion der Liebe"<br />

äußerlich geschickt, wenn auch mit erheblichen<br />

inneren Schwierigkeiten, der Verherrlichung<br />

des Völkerhasses und des organisierten<br />

Massenmords anzupassen; gewaltige Organisationen<br />

mit Hunderttausenden von Mit-<br />

164<br />

gliedern, wie die Kriegervereine, die Veteranenvereine,<br />

die Wehrvereine, die Jugendwehren,<br />

die Flottenvereine, bearbeiten mit unermüdlicher<br />

Ausdauer Hirn und Herzen weiter<br />

Volkskreise immer in demselben Sinne, immer<br />

mit derselben Phraseologie nach dem Erfahrungssatze:<br />

„steter Tropfen höhlt den Stein".<br />

Und über dem allen schwebt der Segen der<br />

staatlichen Regierungen, die in „gottgewollter<br />

Abhängigkeit" die Agitation der Rüstungsinteressenten<br />

erst fördern, um dann das so<br />

gewonnene Material zu neuer Aufmunterung<br />

des Geschäfts zu verwenden.<br />

Diese großen Grundzüge eines wahrhaft<br />

verderblichen Systems waren, wie gesagt, seit<br />

langem bekannt. Nicht nur in Deutschland<br />

und O esterreich, auch in England und Frankreich<br />

hatten aufmerksame Beobachter des<br />

öffentlichen Lebens längst das weitmaschige<br />

Gewebe vor aller Augen ausgebreitet, oftmals<br />

auch die Erörterung durch kleine anekdotenhafte<br />

Einzelheiten gewürzt. Aber eine<br />

rechte durchschlagende Wirkung war bisher<br />

doch nicht zu erzeilen gewesen. Es fehlte<br />

der solide Hebel eines unanfechtbaren<br />

Beweismaterials, um den<br />

schwer lastenden Stein in« Rollen zu bringen.<br />

Dieser Hebel ist jetzt durch eine Fülle<br />

von Enthüllungen geliefert worden, die<br />

wie ein prasselnder Regen über die Rüstungsinteressenten<br />

in Deutschland und anderen<br />

Staaten niedergegangen sind. Parlamente und<br />

Presse waren einige Tage hindurch voll von<br />

diesen Dingen, und die öffentliche Erörterung<br />

beschäftigte sich eine kleine Weile damit.<br />

Da sich aber jetzt schon wieder das Schweigen<br />

tiefen Vergessens darüber zu breiten beginnt,<br />

wollen wir hier zur Auffrischung wenigstens<br />

das wichtigste noch einmal kurz zusammenstellen.<br />

Zuerst sei behandelt, was unzweifelhaft<br />

das meiste Aufsehen erregte, nämlich die<br />

Affäre Krupp, deren Aufdeckung an den<br />

Namen des Reichstagsabgeordneten Dr. Liebknecht<br />

anknüpft.<br />

Die überragende Stellung der Firma<br />

Krupp in der internationalen Rüstungsindustrie<br />

ist bekannt. Krupp gehört sozusagen<br />

mit zum deutschen Heere und ist<br />

enger mit ihm verwachsen, als etwa Schneider<br />

in Creusot mit dem französischen. Das<br />

Deutsche Reich unterhält ein paar eigene Kanonenfabriken,<br />

die aber nur für leichteres<br />

Material eingerichtet sind und bei weitem<br />

nicht den ganzen Bedarf decken. Alle schwereren<br />

Kaliber, namentlich auch die gewaltigen<br />

Schiffs- und Positionsgeschütze sowie<br />

einen großen Teil der Feldartilleriebewaffnung<br />

besorgt Krupp. Konkurrenz gegen ihn gab<br />

es bis vor ein paar Jahren überhaupt nicht<br />

und gibt es jetzt nur in ganz beschränktem<br />

Umfange. Die Rheinische Metallwarenfabrik<br />

von Heinrich Ehrhardt hat sie jahrelang versucht<br />

und sich dabei verblutet, obschon ihre<br />

Konstruktionen als ausgezeichnet gerühmt wor-<br />

I

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!