1913 - Det danske Fredsakademi
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gehung dieses Verbrechens in einem anderen<br />
Lande anstiftet? Erscheint hier die Idee des<br />
modernen Staates als des Trägers von Recht<br />
und Gerechtigkeit nicht sehr erniedrigt ?<br />
Welche köstliche Gelegenheit wird bei jeder<br />
Verurteilung eines Spiones den chauvinistischen<br />
Organen gegeben, um die Hetze gegen<br />
eine ausländische Regierung mit besonderem<br />
Nachdruck fortzusetzen! Welche Beunruhigung<br />
der Oeffentlichkeit entsteht jedesmal,<br />
wenn ein Spion abgefaßt wird! Wird nicht<br />
nach jeder solcher ruchbar gewordenen Spionage<br />
die Verstärkung der Rüstungen mit besonderem<br />
Eifer betrieben ? Entstehen nicht<br />
gerade dadurch Kriegsgerüchte? Wird nicht<br />
durch das ganze System der Spionage deutlich<br />
dokumentiert, daß die Staaten natürliche<br />
Gegner sind ? Muß aber nicht im Gegenteil<br />
jede Bemühung der Regierungen darauf<br />
gerichtet sein, die Gegensätze möglichst wenig<br />
hervortreten zu lassen? Das System der Spionage<br />
bringt ferner die Furcht vor den Spionen<br />
hervor. Alle Augenblicke lesen wir von irrtümlichen<br />
Verhaftungen wegen Verdachts der<br />
Spionage. Auch dadurch entstehen oft gereizte<br />
diplomatische Verhandlungen und Verschärfungen<br />
der Gegensätze.<br />
Daher erscheint mir die Beseitigung der<br />
Spionage eine sehr ernste und bedeutsame<br />
Frage zu sein. Hochangesehene Männer haben<br />
sich im gleichen Sinne geäußert. Am 1. März<br />
1912 hat in der ,, Deutschen Juristenzeitung"<br />
(Berlin) der Heidelberger Professor Exzellenz<br />
Bekker eine internationale Vereinbarung<br />
über die Beseitigung der Spionage gefordert.<br />
Er will insbesondere, daß jeder Staat die<br />
Spionage in gleicher Weise bestraft, ob sie<br />
nun gegen die eigene Regierung oder gegenüber<br />
einem fremden Staate begangen ist.<br />
2. In zweiter Linie wäre es sehr wünschenswert,<br />
ein „Bureau g 6 n e r a 1 international<br />
permanent" zu errichten, das<br />
als Zentralstelle vor allem für Informationen<br />
wirtschaftlicher Natur zu dienen hätte und<br />
allmählich weiter ausgebaut werden müßte.<br />
Die Idee eines solchen Amtes ist ja zuerst<br />
in dem panamerikanischen Bureau verwirklicht<br />
worden, und später hat der Luzerner<br />
Weltfriedenskongreß von 1905 (Bulletin,<br />
S. 108) die Errichtung eines Verwaltungsbureaus<br />
auf mondialer Grundlage befürwortet.<br />
Neuerdings hat namentlich A. H. Fried,<br />
zuerst auf der Brüsseler Generalversammlung<br />
des Internationalen Friedensbureaus am 8. und<br />
9. Oktober 1909, die Gründung eines solchen<br />
Bureaus, freilich auf rein europäischer Grundlage,<br />
propagiert. Dieses „Bureau paneurop^en"<br />
sollte ein Zentralpunkt werden für<br />
die gemeinsamen Interessen der europäischen<br />
Staaten auf dem Gebiete der internationalen<br />
Politik, des Handels, des Rechts, des Verkehrs,<br />
der Sanitätspflege, der Wissenschaft,<br />
der Sozialpolitik, der Landwirtschaft usw.<br />
Fried glaubte, daß hierdurch ein lebendiger<br />
Keim geschaffen würde, aus dem heraus sich<br />
die Weltorganisation entwickeln könnte. Die<br />
Brüsseler Generalversammlung, auf der hervorragende<br />
Männer anwesend waren, hat damals<br />
den Vorschlag Frieds mit Beifall aufgenommen.<br />
Bald darauf hat Fried eine<br />
Reihe von Völkerrechtsjuristen um ihre Meinung<br />
zu diesem Probleme gefragt, und Männer,<br />
wie v. Bar, Graf Kamarowski, Laband,<br />
Meili, Mi eurer, Niemeyer,<br />
Oppenheim, Rehm, Schücking,<br />
K o h 1 e r und Streit, haben sich, zum Teil<br />
mit allergrößter Begeisterung, für die Errichtung<br />
eines solchen Bureaus ausgesprochen.<br />
(Vgl. Friedenswarte, 1909, S. 222 ff., 1910,<br />
S. 6 ff.). Einige der genannten Professoren<br />
insbesondere M e u r e r und Oppenheim,<br />
waren allerdings der Meinung, daß es vorteilhafter<br />
wäre, das Bureau auf rein mondialer,<br />
anstatt auf europäischer Grundlage zu<br />
errichten. Dieser Meinung möchte ich mich<br />
mit Entschiedenheit anschließen. Wenn in<br />
Amerika ein speziell amerikanisches Bureau<br />
besteht, so ist dies dadurch zu erklären, daß<br />
es in der Tat eine große Anzahl rein amerikanischer<br />
Fragen gibt. Dies ist in Europa keines<br />
wegs in gleichem Maße der Fall. Aber das<br />
wird ja später noch eingehender geprüft<br />
werden können. Mir kommt es nur darauf<br />
an, zu zeigen, eine wie große Sympathie sich<br />
der Grundgedanke des Friedschen Vorschlages<br />
erworben hat. Am besten ergibt sich<br />
diese Tatsache wohl daraus, daß der Regierung<br />
der Vereinigten Staaten von Amerika ein völlig<br />
ausgearbeiteter Antrag über die Schaffung<br />
eines „Bureau g^neral international permanent"<br />
mit der Bitte eingereicht worden ist, ihn der<br />
nächsten Haager Friedenskonferenz vorzulegen.<br />
(Vgl. Revue Generale, 1911, S. 214 ff.<br />
Fried hat neuerdings auf S. 81 des Jahr-<br />
gangs 1912 der „Friedenswarte" unter dem<br />
Titel : „Zweckverband Europa" nochmals seine<br />
Lieblingsidee befürwortet, und dabei nicht<br />
weniger als 34 Programmpunkte aufgezählt,<br />
die möglicherweise dem Bureau übertragen<br />
werden könnten.)<br />
3. In dritter Linie wäre zu prüfen, wie<br />
es mit den Friedensversicherungen der modernen<br />
Regierungen zu vereinbaren ist, daß<br />
auf den staatlichen Schulen ein chauvinistischer<br />
Geist gepflegt wird, daß<br />
den Schülern die Angehörigen eines anderen<br />
Volkes als die Erbfeinde geschüdert werden,<br />
daß weit verbreitete nationale Preßorgane und<br />
Offiziere bei hohen nationalen Festtagen eine<br />
herausfordernde und kriegerische Sprache<br />
führen. Wäre es nicht die Aufgabe einer<br />
internationalen Friedenspolitik, hier Wandel<br />
zu schaffen, indem den Offizieren jede kriegerische<br />
Rede bei Strafe der Entlassung untersagt,<br />
den Schülern auch die anderen Völker<br />
in gerechter Weise geschildert und Maß<br />
nahmen gegen allzu chauvinistische Preßorgane<br />
gerichtet würden? Den Schülern wird<br />
heute von Jugend auf gepredigt, in den Angehörigen<br />
anderer Völker den natürlichen<br />
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