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1913 - Det danske Fredsakademi

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Sammlung für die Luftflotte, die Zapfenstreiche.<br />

Daneben eine Agitation durch Artikel<br />

über Elsaß-Lothringen, dumme Theaterstücke<br />

und Lieder usw. Und nun. gipfelt<br />

endlich alles in der Müitärvorlage des „Service<br />

de Trois Ans", der für sich seltsamerweise<br />

nur die antirepublikanische Presse,<br />

einige furchtsame Radikale 1 ) und — das<br />

Ministerium hat. Massenproteste haben sich<br />

in allen Parteien erhoben; so sind auch die<br />

aufrührerischen Bewegungen in einigen Kasernen<br />

zu deuten: die Soldaten gehorchten<br />

nicht antimilitaristischen Agitatoren, sondern<br />

dem allgemeinen Gefühl, die Verlängerung<br />

der Dienstzeit sei nur ein willkürliches,<br />

ganz unnützes Werk der Reaktion.. 2 ).<br />

Herr Dr. R. aber zitiert die „trefflich<br />

und aufreizend redigierte Zeitschrift" „Les<br />

Marches de l'Est", von der ich nie etwas<br />

gehört habe, er spricht von der „großen<br />

Gruppe junger Franzosen, mit Barres an der<br />

Spitze", von der „Liga der jungen Freunde<br />

des Elsaß" ( ? ) ; er wiederholt den dummen<br />

Ausdruck der Jingopresse „Frankreich hat<br />

seinen Stolz wiedergefunden" — das genügt,<br />

um einzusehen, aus welchen meist trüben<br />

Quellen er seinen Artikel geschöpft hat. Er<br />

hat wahrscheinlich auch die Enquete benutzt,<br />

•die ein reaktionäres Blatt über die Jugend<br />

neulich machte,, und die vielen „Helden"<br />

Anlaß gab, den Krieg auf dem Papier gefahrlos<br />

zu führen.<br />

Um ein richtiges Urteil zu fällen, hätte<br />

Herr Dr. R. auch die Widerlegungen dieser<br />

tendenziösen antirepublikanischen Enquete<br />

benutzen müssen, und auch manche Zeitungen,<br />

wie z. B. „La Petite Republique"<br />

(radikal), „Les Droits de l'Homme" (jungradikal),<br />

„L'Humanite" (sozialistisch), alle<br />

großen republikanischen Blätter der „Province",<br />

Zeitschriften wie „La Grande Revue",<br />

„Le Courrier Europeen" usw., lesen müssen.<br />

Dann wäre er über das gesamte junge Frankreich,<br />

d.h. das arbeitende, und nicht nur über<br />

die Camelots du Roy und die Pariser Spießbürgersöhne,<br />

etwas unterrichtet gewesen.<br />

Dann hätte er auch wahrscheinlich komische<br />

Aeußerungen weggelassen, wie folgende:<br />

„Ohne Zweifel ist der klassische Boheme<br />

des Quartier Latin im Absterben begriffen,<br />

und mit ihm la petite femme, die Enkelin<br />

der Grisette. Der junge Franzose zieht sich<br />

früh die Richtlinien, die ihn zum Ziele führen.<br />

Sein Leben wird diszipliniert, die anarchischen,<br />

regellosen Epochen vermieden. Um<br />

nicht der Versuchung einer gefährlichen<br />

Liaison anheimzufallen, verheiratet er sich<br />

jung. Es gibt heute Franzosen, die schon<br />

*) Der Zentralvorstand ihrer Partei ist dagegen!<br />

2 ) Das Ministerium hat nie Gründe angeben<br />

können.<br />

DIE Fßl EDENS->\^RXE<br />

mit 25 Jahren einen Hausstand gründen;<br />

einige, die sogar Kinder haben."<br />

leider sehr<br />

Gewiß, das gibt es ! Aber<br />

selten, und eben nicht in Paris, noch unter<br />

den jungen, meistens reichen „Fils ä papa"<br />

der reaktionären nationalistischen Partei. Diejenigen,<br />

die früh heiraten, sind entweder Arbeiter<br />

oder Intellektuelle aus den Hochschulen<br />

— aber jedenfalls keine Chauvinisten.<br />

Wer Kind und Frau hat, der haßt<br />

Krieg und Kasernenleben<br />

Und noch diese Sätze dazu,: „Der junge<br />

Franzose fürchtet den Krieg nicht mehr und<br />

verabscheut ihn nicht" — „Studenten melden<br />

sich als Freiwillige für die Durchdringung<br />

Marokkos 3 )" — «Der Kokottenroman und<br />

die Boudoirpsychologite fesseln die jungen<br />

Franzosen weniger" — „Ist der junge Franzose<br />

ins Ausland gegangen, so steht er den<br />

Fremden alsdann doppelt fremd und feindselig<br />

gegenüber" (1); und jetzt die Perle: „Die<br />

jungen Franzosen sind heute katholisch wie<br />

sie Franzosen sind." — Man sollte den deutschen<br />

Lesern nicht zumuten, solchen Behauptungen<br />

Glauben zu schenken<br />

Die Tendenz dieses Aufsatzes erscheint<br />

aber am klarsten in folgenden Sätzen: „Das<br />

heutige Frankreich verzichtet auf humanitäre<br />

Ideen, es betrachtet ruhigen Auges ( !<br />

die Möglichkeit eines Krieges" — Deutschland<br />

gibt sich einer gefährlichen Täuschung<br />

über das junge Frankreich hin." — „Ja, mein<br />

lieber Michel," sollte der Verfasser hinzufügen,<br />

„du bist immer zu leichtgläubig und<br />

gutmütig, du gibst dich dem gefahrvollen<br />

Idealismus des Friedens und des Rechts hin,<br />

der schon in Frankreich als ein überwundener<br />

Standpunkt betrachtet wird. — Also, lieber<br />

Michel, baue Luft- und Seeflotten, schaffe<br />

neue Regimenter herbei und — habe viel<br />

Kinder — wie die jungen Pariser Franzosen."<br />

Aber Herr Dr. R. hat sich schon klar<br />

genug ausgedrückt. . . . Jeder Franzose wird<br />

seinen Artikel für eine Tendenzschrift halten.<br />

Ich leugne nicht, daß in gewissen antirepublikanischen<br />

Kreisen eine nationalistische Bewegung<br />

entstanden ist; die Ansteckung wird<br />

aber immer noch sehr beschränkt bleiben, wenn<br />

Deutschland vernünftig bleibt,<br />

statt mit neuen Rüstungen immer<br />

zu drohen. — Aber reisen Sie nur durch<br />

französische Provinzen, Herr Doktor, lesen<br />

Sie echt republikanische Zeitungen — lernen<br />

Sie unsere arbeitende Jugend in den Schulen<br />

und Hochschulen, in den Fabriken und auf<br />

dem Lande kennen , — so werden Sie noch behaupten<br />

können, sie habe gewiß „einen neuen<br />

Drang zur Tat", aber Sie werden auch gestehen,<br />

dieser Drang steht nicht nach<br />

3 ) Die „Marokkoaffäre" ist überhaupt gar<br />

nicht populär. Sie hat Millionen verschlungen,<br />

und der beste Grund, den ihre Verteidiger anzuführen<br />

wissen, ist folgender: „Wir mußten<br />

Marokko besetzen, sonst hätte ein anderer Staat<br />

— wie z. B. Deutschland — es getan."<br />

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