1913 - Det danske Fredsakademi
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M&RTE<br />
Zuerst wurde ein Antrag des belgischen<br />
Abgeordneten Louis Franck (Antwerpen),<br />
eines vorzüglichen Kenners des Seerechts,<br />
beraten, der die Union zum Mittelpunkte<br />
aller internationalen Bestrebungen<br />
machen will. Was Herr<br />
Franck bezweckt, geht aus seinem Berichte<br />
und den mündlichen Erläuterungen, die in<br />
seiner Vertretung Herr Mechelynck<br />
dazu gab, klipp und klar hervor: es handelt<br />
sich darum, die Interparlamentarische Union<br />
zu einer Zentralstelle auszugestalten, von der<br />
aus die Regierungen in wirksamerer Weise<br />
als bisher auf alle Bestrebungen hingewiesen<br />
werden könnten, die der internationalen Verständigung<br />
dienen. In der Debatte wurde<br />
beispielsweise auf ein internationales Abkommen<br />
über den Opiumhandel hingewiesen,<br />
dessen Ratifizierung durch Vermittlung der<br />
Union herbeigeführt werden könne. Der<br />
Grundgedanke des Franckschen Antrages<br />
läuft also — entsprechend der im vorigen<br />
Jahre erfolgten Satzungsänderung — auf eine<br />
Erweiterung des Tätigkeitsfeldes der Union<br />
hinaus, die von ihren Führern schon länger<br />
geplant war. Eben deshalb fand er auch<br />
die Zustimmung der großen Mehrheit der<br />
Konferenz. Denn daß die Union, ,,das<br />
Parlament der Parlamente", am ehesten in<br />
der Lage ist, auf die Regierungen einzuwirken<br />
und so eine nützliche Vermittlerrolle<br />
zu spielen, geht schon aus ihrer Zusammensetzung<br />
und ihrem ganzen Charakter<br />
hervor. Daß sich die Union dabei aber doch<br />
vor einer Zersplitterung ihrer Kräfte hüten<br />
muß, wurde von englischer Seite mit Recht<br />
bemerkt.<br />
Eine längere Erörterung knüpfte sich sodann<br />
an den Jahresbericht des<br />
Generalsekretärs Dr. Lange, dessen<br />
Verdienste um die Vorbereitung und Organisation<br />
der Konferung wiederum allgemeine<br />
Anerkennung fanden. Die Ratifikation<br />
der wichtigsten Konventionen der<br />
Haager Friedenskonferenz von<br />
1907 und der Londoner Seerechtsdeklaration<br />
von 1909 ist bisher noch<br />
von einer Anzahl von Staaten unterlassen<br />
worden. Schon mehrfach hat die Union,<br />
wie aus dem Jahresberichte des Herrn<br />
Dr. Lange hervorgeht, die Regierungen zu<br />
dieser Ratifikation aufgefordert, ohne die eine<br />
Fortbildung des Völkerrechts unmöglich erscheint.<br />
Diesmal war es der Vorsitzende<br />
der ungarischen Gruppe, Herr v. Berzev<br />
i c z y , der die Erneuerung der früheren<br />
Beschlüsse — unter Hinweis auf die Zustimmung<br />
der österreichisch-ungarischen Regierung<br />
zur Regelung des Prisenrechts —<br />
dringend empfahl und die Mächte zugleich<br />
erneut aufgefordert wissen wollte, die Vorbereitungen<br />
zur dritten Haager<br />
Konferenz unverzüglich in die Wege zu<br />
leiten. In diesem Sinne wurde denn auch<br />
ein einmütiger Beschluß gefaßt, und man<br />
kann nur wünschen, daß die Regierungen<br />
sich endlich zu einem Entschlüsse aufraffen<br />
mögen. Auch die weitere Anregung des<br />
Herrn v. Berzeviczy, alle geeigneten<br />
Schritte zu tun, um den Wiedereintritt<br />
der italienischen Gruppe in die Union<br />
zu veranlassen, eine Anregung, der sich Freiherr<br />
v. Plener und Herr Constantinesco<br />
(Rumänien) anschlössen, fand allseitige Zustimmung;<br />
es darf dazu bemerkt werden,<br />
daß schon längere Zeit unverbindliche Verhandlungen<br />
über die Beseitigung des peinlichen<br />
Zwischenfalls in die Wege geleitet<br />
worden sind. Es mag weiter erwähnt werden,<br />
daß Herr Dr. Qu'idde (München) bei<br />
diesem Gegenstande der Tagesordnung einen<br />
in französischer und deutscher Sprache gedruckten<br />
„Entwurf zu einem internationalen<br />
Vertrage über Rüstungsstillstand"<br />
der Konferenz vorlegte.<br />
Eine aktuelle Frage war es endlich, die<br />
den letzten Gegenstand der Tagesordnung<br />
bildete, die — wie man zugeben wird —<br />
an Mannigfaltigkeit nichts zu wünschen<br />
übrigläßt. Von zwei Seiten, von rumänischer<br />
durch Herrn D i s s e s c o, den jetzigen Justizminister,<br />
und in seiner Vertretung durch den<br />
Senator Lahovary, und von österreichischer<br />
Seite durch Herrn Professor Ritter v. R o s z -<br />
k o w s k i , war die heikle Frage der Balkangreuel,<br />
der zahlreichen Verletzungen der<br />
Haager Konvention vom 18. Oktober 1907<br />
betr. die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges,<br />
zur Sprache gebracht worden. Zahlreiche<br />
Redner beteiligten sich an dieser Debatte,<br />
deren Ergebnis ein einstimmig angenommener<br />
Antrag des Inhaltes war, daß<br />
alle Fragen, die sich auf diese Rechtsverletzungen<br />
beziehen, insbesondere die Frage,<br />
auf welchem Wege wirksame Maßnahmen<br />
und Uebereinkommen über etwaige Verletzungen<br />
des Völkerrechts getroffen werden<br />
können, auf die Tagesordnung der nächsten<br />
Haager Konferenz gesetzt werden möchten.<br />
Hoffentlich wird diesem von allen Kulturfreunden<br />
einmütig gehegten Wunsche Erfüllung<br />
zuteil werden.<br />
Ich habe im vorstehenden die Ergebnisse<br />
der 18. Interparlamentarischen Konferenz,<br />
soweit es der mir zustehende Raum gestattete,<br />
den Lesern der „Friedens-Warte"<br />
dargelegt. Aber wenn ich auch nur die<br />
wichtigsten Gesichtspunkte hervorheben<br />
konnte und manche recht interessante Erörterungen<br />
und Anregungen dabei ausschalten<br />
mußte, so hoffe ]ich doch, ein einigermaßen<br />
anschauliches Bild dieser Verhandlungen<br />
gegeben zu haben, die in der ersten<br />
Septemberwoche im Haag gepflogen wurden.<br />
Ich darf noch hinzufügen, daß das Interesse<br />
der Konferenzmitglieder an den Verhandlungen<br />
ein ungeteiltes war, wie denn der<br />
ehrwürdige „Groote Ridderzaal" von der ersten<br />
bis zur letzten Sitzung so regelmäßig und so<br />
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