1913 - Det danske Fredsakademi
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Juli <strong>1913</strong>.<br />
Man nennt ihn den „dritten". Es ist<br />
aber noch immer derselbe, der im Oktober<br />
vorigen Jahres begonnen hat. Nur die durchsichtige<br />
Bemäntelung, mit der man ihn zu Anfang<br />
umgeben, ist mittlerweile verschlissen<br />
und läßt die nackte Wahrheit erkennen.<br />
Solche lediglich, die an jene Bemäntelung<br />
glaubten, meinen jetzt einen neuen Krieg<br />
vor sich.- zu haben. Aber das ist nicht wahr.<br />
„Ein Kreuzzug war's, es war ein heiliger<br />
Krieg." Als eine kulturhistorische Notwendigkeit<br />
bezeichnete man ihn, als den<br />
Kampf des Kreuzes gegen den Halbmond;<br />
als einen historischen Prozeß, der sich seit<br />
Jahrhunderten vollzieht, und die Befreiung<br />
der unterdrückten Slawenvölker vom<br />
Türkenjoch zum Ziel hat. Und merkwürdig!<br />
Nachdem der Halbmond beseitigt und die<br />
Befreiung der „Unterdrückten" durchgeführt<br />
war, fingen die Kreuz träger untereinander<br />
an, sich zu zerfleischen, kämpften<br />
die Befreier um die Befreiten. Und damit<br />
trat die Ursache zutage. Alle Rechtfertigungen<br />
waren Phrase. Landraub war das einzige<br />
Motiv, die „Kilometritis" der einzige<br />
Antrieb zu jenem Kriege. Wenn es ihnen<br />
bloß um die Befreiung zu tun gewesen wäre,<br />
dann wäre die Autonomie für Mazedonien,<br />
dem jetzigen Zankapfel, der beste Ausweg<br />
gewesen. Aber diesen Ausweg wollte man<br />
nicht, weil man eben an die Befreiung der<br />
Unterdrückten gar nicht dachte, weil man<br />
nur neue Ausbeutegelegenheiten über neue<br />
Gebiete suchte. Die Muse der Geschichte,<br />
die so oft aufgelegt ist zu ironischen<br />
Scherzen, könnte es mit Leichtigkeit jetzt<br />
herbeiführen, daß die Kreuzträger, die von<br />
ihnen noch übergelassenen Regimenter des<br />
Halbmondes zur Hilfe aufrufen in dem<br />
Kampfe gegen ihre früheren Bundesgenossen.<br />
Ethische Bedenken wurden jene<br />
edlen Regierungen von diesem Schritt sicherlich<br />
nicht abhalten.<br />
Der „dritte" Balkankrieg.<br />
Man hat sich daran gewöhnt, uns Pazifisten<br />
im Hinblick auf diese Balkanmisere<br />
zu bedauern. Sogar der vernünftige Hugo<br />
Ganz fängt in der neuesten Nummer von<br />
„Das freie Wort" einen Artikel mit dem<br />
Satz an: „Der Pazifismus hat jetzt böse<br />
Tage, und vielleicht schlechtere stehen ihm<br />
noch bevor". Es ist schrecklichj dies immer<br />
wieder hören zu müssen. Als ob wir die<br />
Kriege für unmöglich erklärt hätten. Welch<br />
seltsamer Gedankengang! Nur dann wären<br />
es „böse Tage" für uns, wenn wir mit<br />
Emphase erklärt hätten, es gibt keinen<br />
Krieg mehr, und wir uns so in unserer Voraussagung<br />
getäuscht hätten. Ich möchte nur<br />
wissen, welche Rolle diejenigen uns zuweisen,<br />
die uns eine solche Auffassung zumuten.<br />
Wenn wir der Ansicht wären, daß<br />
es keine Kriege mehr geben kann, so wäre<br />
unsere Aktion doch vollständig überflüssig.<br />
Eben weil wir der Ansicht sind, daß die<br />
heutigen Zustände noch zum Krieg führen<br />
können, nur deshalb agieren wir. Wir sind<br />
also gar nicht „zu bedauern", wenn das Verbrechen<br />
sich vollzieht, sondern diejenigen<br />
sind es, die uns nie und nimmer begreifen,<br />
können. Dieser Krieg am Balkan mit seinen<br />
verschiedenen Phasen rechtfertigt wie selten<br />
einer unsere Aktion. Schon zu Beginn haben<br />
wir ihn als die ; ,Propaganda der Tat" bezeichnet,<br />
und wir sind froh, feststellen zu<br />
können, daß sich seit dem Herbst vorigen<br />
Jahres, als Folge jener Propaganda, unsere<br />
Reihen in ganz ungewöhnlichem Maße vermehrt<br />
haben. Dieser Krieg hat für die<br />
Friedenspropaganda den Wert eines anatomischen<br />
Präparates, an dem die Krankheit<br />
in ihren hervorstechendsten Erscheinungen<br />
studiert werden kann; die Krankheit, die<br />
wir bekämpfen, deren Vorbeugung wir<br />
durchführen wollen.<br />
An diesem Kriege sind die letzten Phrasen<br />
der Kriegsverherrlicher gescheitert.<br />
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