1913 - Det danske Fredsakademi
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Monk und Pitt leiten konnte, ist in England<br />
längst überwunden. Ein Norman Angell<br />
spricht nur aus, was in England bereits Gemeingut<br />
der allgemeinen Ueberzeugung geworden<br />
ist, daß der Handelsvorteil Deutschlands<br />
nicht als Handelsnachteil in England<br />
empfunden werden darf, daß vielmehr durch<br />
das Wohl des einen auch das Wohl desi<br />
andern gefördert wird.<br />
Selbst davor schreckt Rohrbach nicht<br />
zurück, die Legende von den Ueberfallsgelüsten,<br />
von denen der Geist der englischen<br />
Staatsmänner im Sommer 1911 erfüllt gewesen<br />
sei, zu wiederholen. Die feierlichsten<br />
Versicherungen der Lenker der englischen<br />
Politik, daß kein Ueberfall auf Deutschland<br />
geplant gewesen sei, und daß<br />
1<br />
man niemals<br />
den Franzosen versprochen habe, ihnen irgendwelche<br />
Hilfstruppen auf das Festland zu<br />
schicken, vermögen nicht, Rohrbach eines!<br />
Irrtums zu überweisen. Er bleibt dabei:<br />
Der Ueberfall war geplant, die Hilfstruppen<br />
waren zugesagt. Was er dafür beibringt,<br />
ist nichts, als die Tatsache von der Schlagfertigkeit<br />
der englischen Flotte, womit natürlich<br />
gar nichts anderes bewiesen wird, als<br />
dasselbe, was durch die gleichzeitige Schjagfertigkeit<br />
der deutschen Flotte ins helle<br />
Licht gesetzt wird, nämlich daß die Kriegsgefahr<br />
vom Sommer 191 1 allerdings akut gewesen<br />
ist. Die Akten darüber sind noch<br />
nicht geschlossen, wahrscheinlich tragen beide<br />
streitenden Teile die gleiche Schuld. Daß<br />
aber in dem berüchtigten Sommer in der englischen<br />
Politik und in der öffentlichen Meinung<br />
des Landes eine sehr energische Wendung<br />
zugunsten des Friedens erfolgte, obwohl<br />
die Gelegenheit für England vielleicht<br />
äußerst günstig gewesen wäre, sich der<br />
Nebenbuhlerin, wie sie in der deutschen<br />
Kriegsmarine dem seegewaltigen Albion erstanden<br />
war, zu entledigen, das mag in der<br />
kleinen, aber sachverständigen Broschüre von<br />
Adolf Bürk: ,,Die Wahrheit über die deutschenglische<br />
Krisis im Sommer 1911" nachgelesen<br />
werden. Wenn aber Rohrbach erklärt,<br />
daß nur Sozialdemokraten, utopistische<br />
Pazifisten und unverbesserliche Anglophilen<br />
sich<br />
keit<br />
der Tatsache englischer Feindselig-<br />
gegen Deutschland verschließen können,<br />
so ist darauf zu erwidern, daß Rohrbach sich<br />
als schlechter Prophet erwiesen hat, da er<br />
nichts von der notorischen Annäherung<br />
zwischen Deutschland und England vorausgesehen<br />
hat, die wir „utopistischen Pazifisten"<br />
kommen sahen und vorbereiten halfen, eine<br />
Annäherung, die in der Aufrechterhaltung<br />
des Friedens während des Balkankonflikts<br />
ihie Feuerprobe bestanden hat. Es soll nicht<br />
geleugnet werden, daß trotz alledem immer<br />
noch ein Stein des Anstoßes besteht, der die<br />
Engländer hindert, sich in unsere Arme zu<br />
werfen, das ist aber nicht unsere Handels-,<br />
sondern unsere Kriegsflotte, durch welche der<br />
eigene Handel nicht geschützt wird, während<br />
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der fremde Handel, ob mit Recht oder Unrecht,<br />
sich tatsächlich davon bedroht fühlt.<br />
Die nationalistische Meinung, daß wir durch<br />
die Aufbietung aller Kräfte für die Rüstung<br />
uns den Frieden oder im Fall des Kriegsausbruchs<br />
den Sieg versichern können, wird<br />
selbst dann nicht wahr, wenn ein Rohrbach<br />
für dieselbe eintritt. Wir sollten, meint<br />
er, nicht an Millionen knickern, wenn es<br />
sich um den Schutz für Milliarden handelt,<br />
aber wer bürgt uns dafür, daß der Zukunftskrieg<br />
mit einem Siege Deutschlands endigt ?<br />
Ziehen wir aber den Kürzeren bei 'dem blutigen<br />
Würfelspiel, so verlieren wir nicht nur<br />
die Millionen, sondern auch die Milliarden,<br />
und dann werden wir uns vielleicht zu spät<br />
darauf besinnen, daß es verfehlt war, den<br />
deutschen Gedanken mit Waffengewalt in der<br />
Welt ausbreiten zu wollen.<br />
Wenn man die Weltlage unter dem Gesichtspunkt<br />
eines Ziels der Weltgeschichte<br />
betrachtet, so ist es für den höchsten Zweck<br />
des menschlichen Daseins vollständig gleichgültig,<br />
ob die Welt (d. h. die überseeischen<br />
Gebiete) englisch oder deutsch<br />
wird. Wir würden wirklich keinen Vorteil<br />
darin sehen, wenn die vom Union Yack überwehten<br />
Gebiete plötzlich von dem preußischen<br />
Adler beschattet würden. Nicht das ist die<br />
Frage, ob der deutsche oder der englische<br />
Gedanke in der Welt siegen soll, sondern<br />
darum handelt sichs, ob der humane Gedanke<br />
seinen Siegeslauf vollenden kann, und<br />
das ist unter dem englischen Banner ebenso<br />
leicht möglich, wie unter dem deutschen.<br />
Möchte es unser Volk doch endlich einmal<br />
lernen, energisch wirtschaftlich und nationalökonomisch<br />
zu denken! Möchte es sich<br />
klarmachen, daß die politischen Aspirationen<br />
zum großen Teil einer Art von sentimentalen<br />
Erwägungen entspringen und daß mit aller<br />
politischen Machtentfaltung kein realer Gewinn<br />
zu erzielen ist, der nicht ebensogut<br />
durch vernünftig geregelte Handelsbeziehungen<br />
erreicht werden könnte. Auch<br />
Naumann hat dieses Grundgesetz lange Zeit<br />
nicht erkannt. So hat er einmal schreiben<br />
können: „Um den Suezkanal muß noch scharf<br />
geschossen werden; dann werden wir auf Depeschen<br />
von Alexandria und Kairo warten,<br />
wie man im Jahre 1870 auf die Telegramme<br />
aus den Vogesen aufpaßte." Ich habe darauf<br />
erwidert : „Ich sehe nicht ein, welchen Vorteil<br />
es' uns bringen sollte, wenn wir den<br />
Engländern den Suezkanal nehmen würden.<br />
Lassen wir es ruhig beim alten, dann wer-!<br />
den wir die Vorteile der englischen Kultur<br />
mitgenießen. Wenn früher ein Mensch nach<br />
Aegypten reiste, war er seines Lebens nicht<br />
sicher; seitdem die englische Kultur dort<br />
ihre Herrschaft aufgerichtet hat, kann der<br />
Reisende ruhig unter den Pyramiden spazieren<br />
gehen und am Fuß der Obelisken seinen<br />
Kaffee trinken." Es ist richtig, daß' der Lehre<br />
Norman Angells, die den Besitz der Lände-<br />
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