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1913 - Det danske Fredsakademi

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DIE FRIEDENS -^ADTE<br />

jedes Regiment zwei Maschinengewehre, Feldtelegraph,<br />

Feldtelephone, Signalapparate wurden<br />

eingeführt. Die Artillerie bekam Haubitzen.<br />

Dann kam die Flotte. 312 Millionen<br />

Kronen wurden bewilligt, vier Dreadnoughts<br />

gebaut. Darauf das Programm des Kriegsministers<br />

Schönaich : 100 Millionen einmalige,<br />

100 Millionen Jahresausausgaben<br />

bewilligt. Noch schneller stiegen<br />

die Bewilligungen für die Landwehr. Zuletzt<br />

wieder die außerordentlichen<br />

Rü s tungs kredi t e für Artillerie,<br />

Festungen, Kriegsschiffbau.<br />

Die Krise, die die Sorge um den serbischen<br />

Hafen an der Adria hervorgerufen, läßt sich<br />

schon jetzt in Zahlen bewerten:<br />

Nach authentischen Quellen setzen sich die<br />

bisherigen Auslagen, die Oesterreich-Ungarn aus<br />

Anlaß der politischen Krise hatte, wie folgt<br />

zusammen: Nicht der bedeutendste Posten sind<br />

die Kosten der Erhaltung des um 130000 Mann<br />

erhöhten Friedens Standes, das sind 7,2 Millionen<br />

Kronen monatlich. Dazu kommen<br />

dann Ausgaben vorübergehenden Wertes,<br />

wie für Arbeitslöhne, Beschaffung von Tragtieren<br />

und Pferden (die nach der Krise wieder<br />

verkauft werden müssen), und vor allem die<br />

hohen Kosten der Transporte der Mannschaft.<br />

All dies zusammen kommt einer Ausgabe von<br />

etwa 100 Millionen Kronen bis Ende<br />

Dezember 1912 gleich. Außerdem sind aber<br />

auch Ausgaben für Investitionen erforderlich<br />

geworden, wie Beschaffung von Winterkleidung,<br />

von Maschinengewehren,<br />

Aero planen, Feldküchen, technischen<br />

Mitteln usw. im Umfang von etwa<br />

150 Millionen Kronen. Der Kriegsminister<br />

erhielt weiter im voraus zur beschleunigten<br />

Durchführung der Reorganisation der<br />

Artillerie, die für 1914 und 1915 fällig<br />

gewesenen Raten des 125 -Milli onen- Kre -<br />

d i t s in der Höhe von 84 Millionen Kron<br />

e n und wurde außerdem ermächtigt, weitere<br />

125 Millionen, die ihm erst nach dem Jahre<br />

1915 zugedacht waren, nach Bedarf flüssig<br />

zu machen.<br />

Schon hat aber der M a r i n e k o m m a n -<br />

dant mit seinem Rücktritt gedroht, wenn die<br />

20 Jahre alten Schiffe der Monarchenklasse nicht<br />

durch Dreadnoughts ersetzt werden<br />

sollen, was wieder einige hundert Millionen<br />

ausmachen wird.<br />

Zu den Geldbewilligungen die Steigerung<br />

der persönlichen Leistungen.<br />

Das neue Wehrgesetz erhöhte den Reknitenstand<br />

um die Hälfte. Zehntausende<br />

werden statt zu acht Wochen Ersatzreserveaus<br />

bildung auf zwei bis drei<br />

Jahre eingestellt. Die Zahl der Waffeniibungen<br />

und ihre Dauer wurde vermehrt.<br />

Und eben erledigte der Reichsrat das Kriegsleistungsgesetz,<br />

das schon zu Beginn<br />

einer Mobilmachung die Militärbehörde zum<br />

Herrn über Besitz und Person der Untertanen<br />

macht, Koalitionsrecht, Freizügigkeit. Vereins-<br />

22<br />

3<br />

recht, alle modernen Rechte zugunsten des<br />

Militarismus kassiert. Dafür hat der Staat<br />

kein Geld für Schulen und Spitäler.<br />

Die Sozialversicherung ist noch immer nicht<br />

fertig. Staatsarbeiter, Staatsbeamte schlecht be-<br />

zahlt.<br />

Vor kurzem erschien der Jahresbericht des<br />

Wiener Wärmestubenvereins. Vom<br />

15. November 1911 bis 5. März 1912<br />

suchten 1218 000 Personen, darunter 209 500<br />

Frauen und 597 000 Kinder, die Wärmestuben<br />

auf. 98 857 waren obdachlos ; 810 auf den Tag.<br />

Auf den Tag kamen fast 5000 Kinder, die stundenlang<br />

vor den Stuben warteten, um dann eine<br />

Suppe mit Brot als Mittagessen zu erhalten. 715<br />

Kinder, allnächtlich im Durchschnitt 6,<br />

mußten, ohne ein Nachtquartier, in<br />

den Wärmestuben übernachten: in<br />

einer Ecke auf nassen Lumpen, die die Eltern<br />

hingebreitet hatten, angekleidet und in Schuhen,<br />

während diese, mit andern auf den<br />

Bänken sitzend, die Nacht verbringen.<br />

Für jedes Nachtquartier mit Frühstück<br />

zahlt die Gemeinde dem Verein —<br />

20 Heller! Für das tägliche Essen von<br />

5000 Kindern und über 4300 Erwachsenen aber<br />

zahlt die Stadt Wien gar 6000 Kronen zu<br />

einen halben Heller für jede Portion! — Wäre<br />

es bei solch jammervollen Zuständen, so schreibt<br />

die „Leipziger Volksztg.", der wir teilweise<br />

diese Daten entnehmen, eine vermessene Lästerung<br />

der göttlichen Ordnung und der Großmachtpflichten<br />

Oesterreichs, wollte man<br />

fordern, daß etwa die Kosten eines einzigen<br />

Bataillons oder einer Dreadnoughtbatterie gespart<br />

und zur Beseitigung des Jammers dieser<br />

Unglücklichen verwandt würden ?<br />

v. Kiderlen-Wächter f<br />

Verschiedenes.<br />

:: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: :: ::<br />

In politisch bewegter Zeit ist der Staatssekretär<br />

des Auswärtigen Amtes durch den Tod<br />

von seiner Arbeit abberufen worden. Vor vier<br />

Jahren wurde Herr von Kiderlen-Wächter, der<br />

als der Mann der starken Tonart galt, nach der<br />

Wilhelmstraße berufen. Viel Hoffnungen setzten<br />

die Pazifisten nicht auf ihn. Aber er hat sie<br />

angenehm enttäuscht. Die Macht der Tatsachen,<br />

der Friedenswille Europas scheint auch<br />

hier den erzieherischen Einfluß auf die Persönlichkeit<br />

nicht verfehlt zu haben. Kiderlen<br />

war zwar der Mann von Agadir, er war aber<br />

auch der Mann vom 4. November 1911, an<br />

welchem Tage der schwere Marokko-Konflikt<br />

kriegslos erledigt wurde. Das Gespräcn, das<br />

er im Sommer 1912 mit einem französischen<br />

Journalisten hatte, berührte uns ganz eigentümlich.<br />

Er soll von der Notwendigkeit einer<br />

Organisation Europas gesprochen haben, f ,von<br />

dem Widerwillen, den die Kriege hervorrufen.<br />

Der „Mann von Agadir" bewegte sich in pazifistischen<br />

Gedankengängen.<br />

M9

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