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1913 - Det danske Fredsakademi

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@= DIE FRIEDENS -WARTE<br />

]jaJiin, um zu malen — „mit dem icli mich hier<br />

befreundet habe. Sein Name ist Georg- Papa-<br />

«oglus, und er ist Künstler. Er ist hierhergekommen,<br />

um die Last grausamer Erfahrungen<br />

abzuschütteln und sich von den physischen<br />

und moralischen Prüfungen zu erholen, die<br />

ihn im letzten Balkankriege heimgesucht haben.<br />

Kurz vor dem Beginn des Feldzuges zum<br />

aktiven Dienst einberufen, hat er an vielen<br />

Gefechten teilgenommen und kann als Augenzeuge<br />

von den Schrecken des Krieges reden.<br />

.Ich fühle mich noch ganz verschüchtert,'<br />

sagte er, ,ganz unwürdig, in geistesgesunder<br />

Gesellschaft mich zu bewegen, wenn ich doch<br />

erst gestern ein Wahnsinniger unter Wahnsinnigen<br />

war, einer aus dem Haufen wilder<br />

Bestien, die einander zerfleischen. Ein Bajonett-Angriff<br />

ist anbefohlen. Eine Stellung<br />

muß dem Feinde um jeden Preis entrissen<br />

werden. Keine Zeit für Wenn und Aber, für<br />

Vierstand und Barmherzigkeit. Es gibt kein<br />

Zögern im Feuer. Töten oder getötet werden:<br />

das ist der Gedanke, der alles übrige beherrscht.<br />

Das Rote Kreuz!? Darauf können wir nicht<br />

warten. Ueber die gefallenen, zerstochenen<br />

Leiber von Freund und Feind erklettern wir<br />

die Anhöhen und kümmern uns nicht, was für<br />

Tote öder Lebende wir unter unseren Fersen<br />

zermalmen. Man muß ein wildes Tier sein<br />

Das ist die einzige Chance, seine Mutter wiederzusehen!<br />

Ich habe die Mutter nicht wiedergesehen!<br />

In Rodostos wars, daß sie niedergeschossen<br />

wurde, als sie, mit einem Haufen erschreckter<br />

Flüchtlinge, versuchte, aus der brennenden<br />

Stfcdt zu entkommen, die von den Bulgaren<br />

und Türken genommein und wiedergenommen<br />

worden war. Das war im zweiten Kriege, als<br />

der exasperierte Türke, nachdem er ein zweites<br />

Mal getrieben, mit Feuer und Schwert zerstörte,<br />

was von der Stadt und ihren 45 000 Einwohnern<br />

übriggeblieben war.<br />

Ihr Grab? Nein, das werde icli nimmer<br />

finden. Tausende dieser von Panik ergriffenen<br />

Menschen wurden zusammen erschlagen und begraben<br />

in Gräben und improvisierten Friedhöfen.'<br />

Ich wollte meinen trauernden Freund nicht<br />

weiter reden lassen, aber nach einer Pause<br />

nahm er seine trübe Geschichte wieder auf<br />

und erzählte, wie sein Onkel — Zarikonstantes<br />

war sein Name — ein reicher und geachteter<br />

Bürger von Malzara, ein Greis von dreiundachtzig<br />

Jahren, von den Säbeln der bulgarischen<br />

Kavallerie niedergemäht wurde.<br />

Wieder wollte ich ihn unterbrechen, aber<br />

er selber schauderte davor zurück, mir die<br />

<strong>Det</strong>ails von den ekelhaften, unaussprechlichen<br />

Folterformen mitzuteilen, die dort an manchen<br />

würdigen Priestern und Schullehrern verübt<br />

worden. ,Man muß ein wildes Tier sein,'<br />

wiederholte er — ,der Krieg macht einen dazu.'<br />

Mein Freund mag wohl schweigen, denn<br />

die gewissen Stubenteufel, die Apologeten der<br />

'Barbarei, werden ihm doch sagen, daß trotz<br />

alledem der Krieg die schönsten Eigenschaften<br />

des Mannes wachruft und fördert, und daß eine<br />

Rasse ohne Bajonette bald degenerieren müßte<br />

und verurteilt wäre, von dem ruhmreichen<br />

Wilden ausgerottet zu werden, der in Massenmord<br />

schwelgt."<br />

MB<br />

Der Geburtenrückgang. :: :: :: ::<br />

Dean ausgezeichneten Plugblatt der „Wiesbadener<br />

Friedensgesellschaft", betitelt „Die<br />

wirtschaftliche Bedeutung der deutschen<br />

Friedensbewegung", entnehmen wir nachstehende,<br />

den Geburtenrückgang in Deutschland<br />

betreffende Daten<br />

„Seit 1876, also zeitlich zusammenfallend<br />

mit dem Einsetzen der deutschen Schutzzollpolitik,<br />

nimmt der Prozentsatz der Geburten<br />

ständig ab. 1876 gab es in Deutschland 42,6<br />

Geburten jährlich auf das Tausend der Bevölkerung,<br />

heute ist diese Zahl bereits auf ca.<br />

28 gesunken. Trotzdem gab es bis zum Jahre<br />

1906 einen ständig wachsenden Ueberschuß der<br />

Geburten über die Todesfälle, weil die Fortschritte<br />

in der Hygiene das Sterbealter heraufrückte.<br />

Seit 1906 aber geht der<br />

Ueberschuß der Geburten über die<br />

Todesfälle rapid zurück. 1906 betrug<br />

dieser Ueberschuß pro 100U<br />

Menschen 14,9. Im Jahre 1912 aber<br />

waren es nur noch etwas über 10.<br />

Das will besagen, daß in 6 Jahren<br />

der Ueberschuß der Geburten über<br />

die Sterbefälle um rund ein Drittel<br />

gesunken is t."<br />

Schuld an dieser Erscheinung- ist die Erschöpfung<br />

des Volkes durch die Militärlasten,<br />

die die Lebensmittel verteuern, immer mehr<br />

Frauen zum Erwerb zwingen und so die Voraussetzung<br />

jener Zustände schaffen, die die<br />

Familiengründung und die Kinderaufziehung<br />

hindern. Schon erhebt sich drohend die proletarische<br />

Forderung eines Gebärstreiks.<br />

Wir nähern uns offenbar jenen Zuständen, die<br />

Goldscheid (Friedensbewegung und Menschenökonomie)<br />

andeutet, wenn er sagt, daß<br />

der Militarismus es schließlich wird „sein<br />

müssen, der zum Schutz der nationalen Kraft<br />

die schrittweise Rüstungseinschränkung befürwortet,<br />

eben weil die RüstungsVersicherung nur<br />

auf Kosten der sozialpolitischen, der sozialhygienischen,<br />

der wirtschaftlichen Versicherung<br />

sich ausdehnen kann und umgekehrt."<br />

ms<br />

Die Gefahr für die Zukunft Deutschlands. ::<br />

Eine ernste Mahnung erläßt Hans Delbrück<br />

in seinen „Preußischen Jahrbüchern".<br />

Bei der Erörterung der Veröffentlichung des<br />

bekannten Kronprinzenbriefes in den „Leipziger<br />

Neuesten Nachrichte n", die er<br />

bei dieser Gelegenheit als „das böseste<br />

aller alldeutschen Hetzblätter" bezeichnet,<br />

sagt der bekannte konservative Politiker:<br />

„Die Gefahr für die Zukunft Deutschlands<br />

liegt nicht in der Sozialdemokratie und<br />

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