14.02.2013 Aufrufe

1913 - Det danske Fredsakademi

1913 - Det danske Fredsakademi

1913 - Det danske Fredsakademi

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

@s DIE FRIEDEN5 -WARTE<br />

jeder andere menschliche Fortschritt, der<br />

Weg zum internationalen Fortschritt ein dornenvoller<br />

und mühseliger sei. Man benötigt<br />

Mut, Geduld und vor allen Dingen viel Klugheit,<br />

um ihn bis ans Ende zu gehen.<br />

Daher das kluge Mißtrauen des Gelehrten<br />

gegen absolute Doktrinen, die, weil sie sich<br />

allzusehr von der Wirklichkeit entfernen, Gefahr<br />

laufen, die Ueberzeugung zu erschüttern<br />

und dem Geist eine falsche Richtung geben.<br />

Daher der große Sinn für Versöhnlichkeit<br />

des offiziellen Ratgebers und Vertragsbevollmächtigten,<br />

der stets bereit ist, die verschiedensten<br />

Meinungen gelten zu lassen,<br />

sie ohne Vorurteil zu prüfen, ihnen — nötigenfalls<br />

— das notwendige Verständnis entgegenzubringen,<br />

um wünschenswerte Uebereinstimmung<br />

zu ermöglichen. Daher endlich<br />

die Sorge des Richters, der berufen wird,<br />

leidenschaftliche Konflikte zu lösen, die<br />

Schärfe des Rechts durch die Empfindlichkeit<br />

schonende Konzessionen zu mildern, um<br />

die Beziehungen harmonischer zu gestalten.<br />

Die Ideologen sind vielleicht versucht,<br />

diese Klugheit für Lauheit anzusehen, die<br />

den Fortschritt aufhält oder verlangsamt. In<br />

Wirklichkeit ist aber diese Klugheit die<br />

sicherste Gewähr des Fortschritts in einer<br />

aus Nationen verschiedener Rasse, Zivilisation<br />

und Gebräuche gebildeten Gesellschaft.<br />

Die Dauer eines zu errichtenden<br />

Baues hängt vor allem von dem Umfang und<br />

der Solidität ihrer Fundamente ab ; die an<br />

ihrer Legung arbeiten, verdienen daher die<br />

Dankbarkeit der Menschheit.<br />

Von diesem Geiste durchdrungen, verurteilt<br />

Prof. Renault die gefährlichen Uebertreibungen<br />

einzelner Pazifisten : so die voreilige<br />

Kodifikation des Völkerrechts, weil die<br />

Sitten der Völker ohne eine eingehende <strong>Det</strong><br />

eilarbeit zweckmäßig nicht textlich festgelegt<br />

werden könnten; so das integrale und<br />

obligatorische Schiedsgericht, weil diese Einrichtung,<br />

deren Anwendung durch die Domäne<br />

des Rechts selbst geboten erscheint,<br />

kein Zweck, sondern ein Mittel ist; so<br />

die Abrüstung, weil, so wünschenswert diese<br />

Maßnahme auch sei, sie nur die Folge einer<br />

auf Recht gegründeten internationalen Organisation<br />

sein könnte; so endlich und hauptsächlich<br />

den Antipatriotismus, weil durch die<br />

Konstruierung eines Widerspruches zwischen<br />

der internationalen Idee und der des Vaterlandes,<br />

von der ersten alle jene entfernt<br />

werden, die am Vaterlande mit ganzer Seele<br />

hängen. Da der Internationalismus auf der<br />

Achtung vor der Freiheit und der Würde<br />

jedes Staates beruht, so ist derjenige unwürdig,<br />

sich internationaler Bürger zu nennen,<br />

der damit beginnt, seinem eigenen Lande<br />

diese Achtung zu versagen.<br />

Viel mehr aber als alle Worte predigt<br />

das Beispiel Prof. Renaults selbst diese<br />

Wahrheit: indem er Frankreich diente, hat<br />

er am' besten allen anderen Nationen s:e-<br />

dient, und seine Hingebung an dieses Land<br />

war immer um so größer, als er wußte, daß<br />

im letzten Grunde auch die anderen Völker<br />

daran teilhaben würden.<br />

Das ist sicher nicht das geringste seiner<br />

Verdienste, die ihm die Verehrung der ganzen<br />

Welt einbrachten. Seine Rüstigkeit läßt uns<br />

hoffen, daß er noch lange Jahre seine<br />

ausgezeichnete Tätigkeit zugunsten der<br />

Wissenschaft und der Menschheit wird weiter<br />

entfalten können. Dies ist — zu seinem<br />

70. Geburtstag — der herzliche Wunsch<br />

aller, die das Höchste darin erblicken, Beziehungen<br />

der Gerechtigkeit und des Friedens<br />

zwischen den Nationen sich entwickeln zu<br />

sehen.<br />

IL<br />

Albert Gobat.<br />

1843 - 21. Mai — <strong>1913</strong><br />

Von Chr. L. Lange,<br />

Generalsekretär der Interparlamentarischen Union<br />

in Brüssel.<br />

Es wird allen, die ihn kennen, unglaublich<br />

scheinen, daß Albert Gobat jetzt<br />

die „Jahre des Staubes" erreicht: es ist an<br />

ihm so wenig Verstaubtes; er hat so gar<br />

nicht das Gepräge des alternden Mannes.<br />

Seine rüstige Gestalt, sein kräftig gebauter<br />

Körper, der nichts Schwerfälliges an sich hat,<br />

sein noch schwarzes Haar, das von der Stirn<br />

wie eine \Flamme emporstrebt — das alles<br />

widerspricht dem Zeugnis seines Geburtsscheines.<br />

Es läßt uns auch hoffen, daß Gobat<br />

zu der schon stattlichen Reihe von Friedensfreunden<br />

gehören wird, die uns bis an die<br />

achtziger und neunziger Jahre erhalten geblieben<br />

sind, wie die abgeschiedenen Passy,<br />

Hodgson, Pratt, Cremer und Beernaert<br />

oder die uns noch erhaltenen Labiche und<br />

Houzeau de Lehaie.<br />

Albert Gobat hatte schon eine rege öffentliche<br />

Tätigkeit hinter sich, als er im Jahre<br />

1891, 48 Jahre alt, sich der Friedensbewegung<br />

anschloß. Als ganz junger Advokat<br />

hatte er sich in seiner Heimat, dem bernischen<br />

Jura, besonders der Entwicklung des<br />

Unterrichtswesens gewidmet. Noch nicht 40<br />

Jahre alt, war er in den Großen Rat des<br />

Kantons Bern gewählt worden, und übernahm<br />

gleichzeitig auch hier die Leitung des Unterrichtsdepartements.<br />

Schwere Kämpfe hatte er<br />

hier zu bestehen wider eingewurzelten Konservatismus<br />

und faule Trägheit. Aber der Widerstand<br />

steigerte nur seine rücksichtslose Energie<br />

und er konnte, als er nach fünfundzwanzig Jahren<br />

die Leitung des Unterrichtswesens niederlegte,<br />

stolz auf die Ergebnisse seines Wirkens<br />

sein. Die Berner Universität hat während<br />

dieser Jahre ihren hohen wissenschaftlichen<br />

Ruf, namentlich auf dem medizinischen Gebiete,<br />

erworben, und die Primärschule hat<br />

namhafte Fortschritte gemacht, besonders<br />

173

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!