1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FRIEDENS -^/ABTE<br />
nur durch Satzungen und Sitte gebundener<br />
Mensch mit eigener Verantwortlichkeit in<br />
Rechten und Pflichten mitzusorgen durch Rat<br />
und Tat für seine Kameraden, wie für das<br />
Wohl des Ganzen. — Wo findet er auf der<br />
Universität dergleichen?" —<br />
Um einer großen Organisation einen<br />
solchen Geist einzuhauchen, dazu bedarf es<br />
einer genialen Persönlichkeit. Nur wer selbst<br />
begeistert ist, kann andere begeistern, mitreißen.<br />
Eine solche Persönlichkeit ist<br />
Wyneken. Keine Entbehrung war ihm zu<br />
hart, keine Verfolgung seiner verständnislosen<br />
Feinde (woran es ihm ebenso wenig fehlt wie<br />
seinem großen Vorgänger Pestalozzi) war ihm<br />
zu bitter, unentwegt hat er an seinem hohen<br />
Ziel festgehalten. Mit der Ritterlichkeit des<br />
Idealisten und zäher Energie verbindet er ein<br />
fast kindlich naives Verständnis für die Jugend<br />
und eine geniale pädagogische Begabung, mit<br />
ihr umzugehen. Von ihm dürfen wir daher<br />
wohl hoffen, daß es ihm gelingen wird, die<br />
Menschheitsschule der Zukunft zu errichten,<br />
die dann wie eine Akropolis höchster Kultur<br />
in die Lande hinausleuchtet, als ein Vorbild,<br />
dem überall in der Kulturmenschheit nachgestrebt<br />
werden kann.<br />
Nun ist Wyneken mit einer Neugründung<br />
beschäftigt, in der er in noch höherem Maße<br />
das Ideal einer Kulturschule verwirklichen<br />
will. Bereits ist ein von vielen fortschrittlichen<br />
und bedeutenden Männern unterzeichneter<br />
Aufruf an die Oeffentlichkeit ergangen.<br />
Aber die pekuniären Mittel sind noch zu gering,<br />
um das Projekt Wirklichkeit werden zu<br />
lassen. Ich glaube, daß alle Pazifisten und<br />
alle, denen der Fortschritt der Kultur am<br />
Herzen liegt, nichts Besseres tun können, als<br />
diese neue Schule mitgründen zu helfen. Besonders<br />
die Besitzenden unter den Kulturfreunden<br />
dürften hier ein herrliches Gebiet für<br />
die wahrhaft nutzbringende Verwendung ihrer<br />
Reichtümer finden. Millionen sind zusammengeflossen,<br />
als es galt, Zeppelin zu [unterstützen<br />
welche tatkräftige Hilfe hat Richard Wagner<br />
gefunden ! Und<br />
diese Opferwilligkeit ge-<br />
reicht den edlen Helfern gewiß zu hohem<br />
Ruhme. Aber so groß die Werke jener<br />
Männer waren, die Verwirklichung des<br />
Wynekenschen Gedankens ist ungleich wichtiger<br />
für das Volk sowohl als für den Fortschritt<br />
der Kultur und für das Glück der<br />
Menschheit. Denn die Schule Wynekens ist<br />
der Zukunftstypus der eines Kulturvolkes<br />
würdigen Jugendkultur, die früher oder später<br />
unser jetzt noch so tief stehendes Schulwesen<br />
zu ersetzen berufen ist. Und erst dann werden<br />
wir ein wirkliches Kulturvolk sein, wenn wir<br />
eine Schule besitzen, die fähig ist, aus dem<br />
kindlichen Rohmaterial den Kulturmenschen<br />
zu formen.<br />
372<br />
Kampf und Hilfe in der<br />
untermenschlichen Lebewelt.<br />
Von Dr. Paul Kammerer,<br />
Privatdozent an der Universität Wien.<br />
G)<br />
Seit Darwin ist es üblich geworden,<br />
den Kampf ums Dasein als „Vater aller<br />
Dinge" anzusprechen, ihn als Triebkraft des<br />
Fortschritts anzusehen, die durch ihn bewirkte<br />
natürliche Auslese als einzigen<br />
Entwicklungsfaktor anzuerkennen.<br />
1<br />
Doch verknüpft<br />
Unrecht mit dem<br />
sich diese Auslegung zu<br />
Namen Darwins : rein<br />
extensiv genommen, beansprucht allerdings<br />
in Darwins Werken die Darstellung des<br />
Kampfprinzips den breitesten Raum; doch<br />
auch intensiv erfaßt, sind dafür die wenigen<br />
Seiten, die Darwin in seinem Buch über die<br />
Abstammung des Menschen dem Prinzip der<br />
gegenseitigen Hilfe gewidmet hat,<br />
um so entscheidender. Manches spricht<br />
dafür, daß Darwin im Begriffe war, diesem<br />
Antagonisten des Daseinskampfes eingehendes<br />
Studium zu schenken, an dessen Vollendung<br />
er durch den Tod gehindert wurde,<br />
der ja stets dafür sorgt, daß Menschenwerk<br />
Stückwerk bleibe. — Darwin hat also jedenfalls<br />
bereits klar erkannt, daß von jedem<br />
einzelnen Lebewesen zu jedem einzelnen<br />
anderen nicht nur feindliche, sondern auch<br />
freundliche Beziehungen geschlungen sind<br />
und weiter ließ er die Höherentwicklung<br />
nicht etwa bloßj vom Ueberleben des Passendsten,<br />
sondern ebenso von aktiver und<br />
passiver Anpassung der Lebenden<br />
untereinander und an ihre leblose Umgebung<br />
abhängen.<br />
Neben dem Hilfe- und Anpassungsmoment<br />
bestand und besteht aber der Krieg<br />
aller gegen alle in seiner Eigenschaft als<br />
indirekte Triebkraft fortschreitender Entwicklung<br />
zu Recht. — Fast wie Ueberfluß<br />
erscheint an vorliegender Stelle der nur<br />
nebenher gemachte Hinweis, daß jener Krieg<br />
jedes einzelnen gegen jeden anderen selbstverständlich<br />
nicht, wie es oft geschieht und<br />
worauf sich die sogenannten ,, sozialen Darwinisten"<br />
gern berufen, dem politischen<br />
Krieg gleichgesetzt werden darf. Dieser<br />
ist höchstens ein Spezialfall von jenem (obschon<br />
er oft nicht positive, sondern negative<br />
Auslese, Ueberleben nicht des Tüchtigsten,<br />
sondern des Schlechtesten, bewirkt); noch<br />
dazu ein Spezialfall, der sich in der Gesamtnatur<br />
äußerst selten ereignet — außer beim<br />
Menschen nur noch bei staatenbildenden Insekten.<br />
Von einer friedlich weidenden Rinderherde<br />
wird gewiß niemand behaupten, sie<br />
führe soeben politischen Krieg: dennoch<br />
steht sie mitten im Daseinskampf, weil jedes<br />
Mitglied der Herde jedem anderen das Futter<br />
schmälert.