1913 - Det danske Fredsakademi
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Vorwurf, daß sie sich „bisher auf ökonomischem<br />
Gebiet sehr steril gezeigt hat". Die durch<br />
die Carnegie-Stiftung angeregten wirtschaftlichen<br />
Einzeluntersuchungen will Neurath<br />
nicht auf das Konto der Friedensbewegung<br />
stellen, „weil sie", wie er ausführt, „inhaltlich<br />
kein Ausfluß der Friedensbewegung<br />
sin d", da laut Statut die Division<br />
of Economics and History völlig objektive Arbeiten<br />
über die ökonomischen und historischen<br />
Ursachen und Wirkungen der Kriege zu unterstützen<br />
hat, daher Ergebnisse nicht ausgeschlossen<br />
sind, welche die Friedensbewegung<br />
nicht zu unterstützen geeignet erscheinen. Bei<br />
einzelnen Arbeiten mag das ja der Fall sein;<br />
aber das Gesamtergebnis wird unzweifelhaft zugunsten<br />
der Friedensbewegung ausfallen, in dem<br />
Sinne zu wirken die Carnegie-Stiftung begründet<br />
wurde.<br />
Wertheimer, Eduard von,<br />
Graf Julius Andrässy. Sein Leben und seine<br />
Zeit. Nach ungedruckten Quellen. II. Bd.<br />
Bis zur geheimen Konvention vom 15. Januar<br />
1877. XX und 420 S. III.; Bd. Letzte<br />
Lebensjahre. — Charakteristik Andrässys.<br />
XV und 373 S. 2 Bde. Gr. 8 o. Stuttgart <strong>1913</strong>.<br />
Deutsche Verlagsanstalt. Hfrz.<br />
Auf das Erscheinen des I. Bandes dieses<br />
biographischen Werkes ist bereits in der Januar-Nummer<br />
des Jahrgangs 1911 der Friedens-<br />
Warte hingewiesen worden. Die beiden letzt<br />
erschienenen Biände bieten vom pazifistischen<br />
Gesichtspunkt eine reichere Ausbeute. Behandeln<br />
sie doch die wichtigen Ereignisse des russisch-türkischen<br />
Krieges, des Berliner Kongresses<br />
und der Okkupation Bosniens und der Herzegowina.<br />
Gerade jetzt, wo die Balkan-Politik der<br />
österreichisch-ungarischen Monarchie im Mittelpunkt<br />
des europäischen Interesses steht, bieten<br />
diese beiden Bände mannigfache orientierende<br />
Anhaltspunkte über die Vorgeschichte und Tendenzen<br />
dieser Politik. Freilich aber auch über<br />
ihre Irrungen. In das Treiben der alten und alternden<br />
Diplomatie wie der führenden Militärkreise<br />
gewahrt auch diese Lebensbeschreibung eines<br />
führenden europäischen Staatsmannes ähnliche<br />
interessante Einblick© wie die Memoiren des<br />
Fürsten Hohenlohe. Viel Kriegsgeschrei und<br />
Kriegsgläubigkeit tritt 'daraus hervor und man<br />
erkennt, wie über die Köpfe der Völker hinweg<br />
mit deren Köpfen gespielt wird.<br />
Ein Beispiel hierfür: Andrässy hielt den<br />
Einmarsch in Bosnien zum Zwecke der Okkupation,<br />
wofür bekanntlich der Monarchie am<br />
Berliner Kongreß das Mandat erteilt wurde,<br />
für einen Spaziergang. Er glaubte, man werde<br />
die österreichisch-ungarischen Truppen mit<br />
offenen Armen empfangen. Er machte aber<br />
die Rechnung, ohne das Ruhmesbedürfnis der<br />
hohen Militärs zu berücksichtigen. Die Okkupation<br />
gestaltete sich zu einem recht blutigen<br />
Feldzug. Andrässy äußerte sich darüber zu<br />
dem deutschen Botschafter in Wien wie folgt:<br />
„Anstatt, daß man getrachtet hätte, rechtzeitig<br />
mit geringeren, aber kampfbereiten Truppen dazustehen,<br />
mit denen aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach eine friedliche Besetzung erzielt werden<br />
konnte, verzögerten sich die Vorbereitungen für<br />
den Einmarsch bis zu dem Moment, wo er ohne<br />
Gefährdung der ganzen Unternehmung nicht<br />
mehr hinausgeschoben werden durfte. Das war<br />
allerdings nach dem Geschmack Philippovics und<br />
vieler Offiziere, die keine friedliche Ok-<br />
196<br />
kupation wünschten, wo keine Lorbeeren<br />
zu holen waren, sondern sich<br />
nach de m Krieg in großem Stil sehnten,<br />
mit all dem, was damit in Zusammenhang<br />
zu stehen pflegt. Man<br />
darf auch annehmen, daß er über die blutige<br />
Wendung, die die Dinge in Bosnien nahmen, gar<br />
nicht ungehalten war. Jetzt bot sich Gelegenheit<br />
zur Auszeichnung auf dem Felde der Ehre."<br />
So also stellen sich die Kriege hinter den<br />
Kulissen dar, die man auf der Weltbühne als<br />
ein Element der göttlichen Weltordnung drapiert.<br />
Solche lehrreichen Blicke in das technische<br />
Gebiet der Weltgeschichte bietet das<br />
Werk Wertheimers in Fülle.<br />
Lammasch, Heinrich,<br />
Die Rechtskraft internationaler Schiedssprüche.<br />
4°. Kristiania, München und Leipzig <strong>1913</strong>.<br />
Publications de l'Institut Nobel Norvegien.<br />
Tome II. Fase. 2. 227 S. Duncker & Humblot.<br />
Dieses neue Werk des hervorragenden<br />
Rechtsgelehrten zerfällt in vier Haupsttücke.<br />
1. Der Inhalt der Schiedssprüche. IL Die<br />
Wirkungen des Schiedsspruches. III. Rechtsmittel<br />
gegen den Schiedsspruch. V. Die Ausführung<br />
des Schiedsspruches. An anderer Stelle<br />
dieser Nummer ist. auf die Bedeutung dieses<br />
Werkes von berufener Seite hingewiesen worden.<br />
In einer der nächsten Nummern dieser Blätter<br />
werden wir noch ausführlich auf diese wichtige<br />
Veröffentlichung zurückkommen.<br />
Pütt kämm er, v.,<br />
Die Mißerfolge in der Pblenpolitik. 8°. Berlin<br />
<strong>1913</strong>. Verlag von Karl Curtius.<br />
Dieses Büchlein ist eine sehr willkommene<br />
Gabe. Der den Friedensfreunden wohlbekannte<br />
Baron v. Puttkamer ist lange Jahre im Kreise<br />
Mogilno als Landrat tätig gewesen und ist daher<br />
wie kein anderer dazu berufen, auf Grund<br />
eingehender Sachkenntnis ein beachtenswertes<br />
Urteil über die Polenfrage abzugeben. Frei<br />
von aller Schönfärberei sucht er doch der polnischen<br />
Eigenart gerecht zu werden. Es ist<br />
ihm in der vorliegenden Schrift vorzüglich gelungen,<br />
den Nachweis zu erbringen, daß die an<br />
sich fügsame und leichtlebige polnische Nation<br />
sich längst in das Zusammenleben mit den Deutschen<br />
gefunden hätte, wenn sie nicht durch die<br />
verkehrte Polenpolitik daran gehindert worden<br />
wäre. Die Unterdrückung der Polen, wie sie<br />
sich in Enteignungsgesetzen u. a. Ausnahmeverordnungen<br />
äußert, ist nicht nur unchristlich<br />
und ungerecht, sie ist auch im Interesse des<br />
Staates durchaus verkehrt. Daß die Preußen<br />
ihre Polen schlechter behandeln als die Russen<br />
die ihrigen, daß der deutsche Name im Ausland<br />
verlästert wird um der rückständigen<br />
Zwangsmäßregeln willen, mit denen die Polen<br />
drangsaliert werden, daß Beamte, Rechtsanwälte<br />
und Aerzte, die von Regierungs wegen in die<br />
Ostmarken versetzt oder mit besonderen Zulagen<br />
dorthin gelockt werden, die Landessprache vielfach<br />
gar nicht verstehen, daß durch die künstliche<br />
Parzellierung des Großgrundbesitzes die<br />
Lebensmittelpreise direkt verteuert werden, daß<br />
der Schutz der Ostgrenze durch ein unzufriedenes<br />
Polenvolk erschwert wird, das alles mag<br />
in der Broschüre Puttkamers selbst nachgelesen<br />
werden. Wir Friedensfreunde können<br />
diesen tapferen Protest eines unserer mutigsten<br />
Mitkämpfer nur dankbar begrüßen, wissen wir<br />
doch "aus Erfahrung, wieviel eine gerechte Be-