1913 - Det danske Fredsakademi
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@= DIE FRIEDENS -WARTE<br />
Philologie an der Universität Bi e r 1 in. — Prof.<br />
H. Rehm, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht<br />
an der Universität Straßburg.<br />
— Prof. Dr. Ignaz Jastrow, Professor<br />
der Staatswissenschaften an der Universität<br />
BI e r 1 i n. — Professor Ferdinand Toennies,<br />
Professor für Philosophie an der Universität<br />
Kiel. — Dr. Hugo Spitzer, Professor<br />
für Philosophie an der Universität<br />
Graz. — Dr. Leonard Nelson, Professor<br />
für Philosophie an der Universität Göttingen.<br />
— Dr. Schmöle, Professor für<br />
Nationalökonomie an der Universität Münster<br />
i. W. — S. J. Fockema Andreae,<br />
Professor für Rechtsgeschichte an der Universität<br />
Leiden. — F. Le Biourgeois,<br />
Dozent für Französisch an der Handelshochschule<br />
und der Verwaltungshochschule in<br />
Co In.<br />
Brief aus Rußland.<br />
Von<br />
Professor Baron S. A. Korff, Helsingfors.<br />
Die Balkanfrage. — Das Mongolei-<br />
Uebereinkommen mit China. — Die<br />
europäische Politik und die Reise<br />
des russischen Ministerpräsidenten.<br />
— Die Duma. — Drahtlose<br />
telegraphische Verbindung auf<br />
der Ostsee.<br />
Helsingfors, den 1. Dezember <strong>1913</strong>.<br />
Nach, der großen Erregung des letzten<br />
das Interesse, das Rußland und<br />
1 Sommers<br />
die<br />
hat<br />
russische öffentliche Meinung den Balkanfragen<br />
entgegenbrachte, wesentlich nachgelassen.<br />
Dies<br />
leicht erklärlich :<br />
ist aus zweierlei<br />
Erstens durch<br />
Gründen<br />
die Enttäuschung,<br />
die die brudermörderischen Streitigkeiten<br />
der Balkanslawen in Rußland hervorriefen.<br />
Nach den entscheidenden und<br />
tapferen Siegen der Alliierten gegen die<br />
Türkei im letzten Frühjahr hatte die russische<br />
öffentliche Meinung wohl alle Ursache, zufrieden<br />
zu sein. Es herrschte auch eine<br />
echte Begeisterung in den verschiedenen<br />
Teilen der russischen Gesellschaft, die erfreut<br />
war, ihre slawischen Brüder siegreich<br />
und einig untereinander zu sehen. Andere<br />
dachten (sehr mit Unrecht, wie wir jetzt<br />
sehen), daß dies nun das endliche Austreiben<br />
der Türkei aus Europa bedeuten<br />
würde, was1 das alte Ziel Rußlands, freie<br />
Hand in der Dardanellenfrage zu erhalten,<br />
zur Folge haben würde. Die Ereignisse des<br />
zweiten Krieges machten alle diese Hoffnungen<br />
zunichte und töteten die Begeisterung,<br />
hauptsächlich als die Presse mit der Veröffentlichung<br />
jener schrecklichen Grausam-<br />
keiten begann, die die kriegerischen Nationen<br />
1<br />
verübten. Zweitens wurde nach und nach<br />
im russischen Volke das Gefühl wach, daß die<br />
russische Regierung aus irgendeinem Grunde<br />
nicht bereit war, aktiven Anteil an der Schlich-<br />
tung der Balkanunruhen zu nehmen. Dies<br />
dämpfte sehr den Eifer der Chauvinisten,<br />
die für eine aktive und militärische Aktion<br />
eintraten, während sie andererseits jene enttäuschten,<br />
die ehrlich eine Hilfe Rußlands<br />
für Bulgarien und eine größere Einflußnahme<br />
auf dessen Feinde wünschten. Dies<br />
waren die vielen Faktoren, die die frühere<br />
Begeisterung geringer und das Interesse des<br />
Landes an der Balkansituation schwächer<br />
werden ließen. Infolgedessen verliefen die<br />
Ereignisse der Herbstmonate fast unbeachtet.<br />
Sogar jene Organe der russischen Presse, die<br />
früher so chauvinistisch waren, blieben gleichgültig;<br />
trotz der Tatsache, daß vieles sich<br />
ereignete, das unter anderen Umständen<br />
großem Interesse begegnet wäre. So war<br />
die Presse z. B. gleichgültig gegen die österreichische<br />
Politik und hauptsächlich gegen<br />
die unzweifelhafte Annäherung Bulgariens<br />
an Oesterreich-Ungarn; nur einige wenig<br />
bedeutende offizielle Interviews drückten die<br />
offizielle Unzufriedenheit über die seitens Bulgariens<br />
eingeschlagene Richtung aus. Das<br />
war aber unbillig, da Rußland seinen ehemaligen<br />
Freund, als dieser am meisten Hilfe<br />
benötigte, im Stiche ließ. Es wäre jetzt zu<br />
spät, über ,, Bulgariens Undankbarkeit" zu<br />
sprechen, die Rußland tatsächlich verdient<br />
hat. Bulgariens Annäherung an Oesterreich<br />
ist bloß eine natürliche Folge der im Sommer<br />
vorgekommenen Ereignisse, und die russische<br />
Regierung hat keinerlei Recht, Bulgarien Undankbarkeit<br />
vorzuwerfen. Dieser einfache<br />
Beweis ist so klar, daß er allein die Gleichgültigkeit<br />
erklären kann, die sogar den offiziellen<br />
Interviews (die leider alle anonym<br />
erfolgten) von der Tagespresse entgegengebracht<br />
wurde; tatsächlich waren keine<br />
Kommentare notwendig. All dem schließt<br />
sich noch die wachsende allgemeine Unzufriedenheit<br />
der öffentlichen Meinung mit<br />
der Politik der Regierung an.<br />
Mitte November wurde ein offizielles<br />
„Communique" veröffentlicht, das sich auf<br />
das in Peking am 23. Oktober unterzeichnete<br />
Abkommen bezog. Es betraf die mongolische<br />
Frage. Ein ganzes Jahr war notwendig, um<br />
China zu bestimmen, dem im Herbst 1912<br />
zwischen Rußland und den mongolischen<br />
Piinzen erzielten Einverständnis zuzustimmen;<br />
nun ist dies endgültig erledigt. Beide vereinbarenden<br />
Mächte, Rußland und China, erkennen<br />
offiziell die Souveränität Chinas über<br />
die äußere Mongolei an. Es muß hier darauf<br />
hingewiesen werden, daß Rußland eine sehr<br />
1<br />
genaue Unterscheidungslinie zwischen den<br />
als die innere und äußere Mongolei bezeichneten<br />
asiatischen Territorien zieht; der Oktobervertrag<br />
betrifft nur die letzteren.<br />
Andererseits verspricht China, die Autonomie<br />
Mongoliens anzuerkennen; die Mongolen und<br />
ihre Fürsten erhalten dadurch das Recht, ihre<br />
eigenen Angelegenheiten ohne auswärtige<br />
Einmischung zu erledigen. Ueberdies ver-<br />
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