1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
1913 - Det danske Fredsakademi
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DIE FßlEDENS-^VAQTE 3<br />
Interessiertheit zu sichern, ihren Willen zur<br />
Begrenzung des Schlachtfeldes durchzuführen,<br />
den Abbruch der Feindseligkeiten vorzubereiten<br />
und nach Möglichkeit für ein Rechtsgleichgewicht<br />
zwischen den kämpfenden Staaten zu<br />
wirken.<br />
Empfinden wir nicht, meine Herren, die<br />
Auflehnung, die in allen Geistern das<br />
Schreckensschauspiel dieses letzten Krieges<br />
und besonders des brudermörderischen Kampfes<br />
hervorbrachte, der ihn abschloß ? Heute<br />
gibt es niemanden unter uns, der sich nicht<br />
die Frage vorgelegt hat, ob derartige Dinge<br />
wirklich noch in unsere Zeit hineingehören, und<br />
ob der gemeinsame Wille der Völker nicht<br />
schon auf jenen lasten sollte, die verantwortlich<br />
sind für die Verhinderung solcher Rück-<br />
fälle.<br />
Eine ganz einfache Beobachtung erlaubt<br />
uns, diesen täglich zunehmenden Einfluß der<br />
öffentlichen Meinung auf die Richtung der<br />
internationalen Politik im Sinne der Verständigung<br />
und des Friedens zu ermessen : sogar die<br />
Erhöhung der Rüstungen wird der öffentlichen<br />
Meinung als eine durch den Willen zum Frieden<br />
bedingte Notwendigkeit dargestellt. Das<br />
ist paradox, aber zum Teil wahr. Wenn wir<br />
darauf bestehen, dann wird "man uns klipp<br />
und klar beweisen, daß auch die Rüstungen<br />
eine internationale Organisation<br />
der sozialen Fürsorge bedeuten. Aber<br />
diese ist fürchterlich kostspielig, und jeder<br />
wird sich fragen, ob es nicht viel sparsamer<br />
und 'viel klüger wäre, sie durch eine Organisation<br />
zu ersetzen, die ebenso international<br />
und ebenso fürsorgend wäre, wo aber das<br />
den Frieden erzeugende Gleichgewicht in der<br />
Definition der beiderseitigen Rechte und nicht<br />
in der wechselseitigen Berechnung ihrer drohenden<br />
Streitkräfte gesucht werden würde.<br />
Fast ebenso sprach' noch gestern der<br />
Schatzkanzler von England: „Jeder ist davon<br />
überzeugt, daß es so nicht weiter geht."<br />
Die Lasten können nicht immer größer werden,<br />
ohne daß in einem gegebenen Moment der<br />
Zahlende, der schließlich in allen Dingen das<br />
letzte Wort hat, erklärt, daß er nicht mehr<br />
imstande sei, die Bürde weiter zu tragen.<br />
Die deutsch -französische<br />
Journalistenkonferenz in Gent.<br />
Von H. Kötschke, Berlin.<br />
Muß das immer so fortgehen mit der ungemütlichen<br />
Stimmung zwischen Deutschland<br />
und Frankreich, daß die Presse immer neuen<br />
Stoff zu gegenseitiger Verärgerung sucht und<br />
findet ? Es war doch schon einmal viel<br />
besser. Vor zehn und fünfzehn und zwanzig<br />
Jahren herrschte auf beiden Seiten ein viel<br />
gemütlicherer Zustand als heute. Der Marokkostreit<br />
hat dann alles verdorben. Seit<br />
der Tangerfahrt des Kaisers und dann durch<br />
386<br />
Agadir gleicht Frankreich einem aufgescheuchten<br />
Bienenschwarm. Aber über<br />
Marokko hat man sich ja nun glücklich<br />
längst geeinigt. In der Heeresvermehrung<br />
ist man auf beiden Seiten nun wohl auch<br />
auf lange Zeit gesättigt. Da mußt doch<br />
wieder einmal ein anderer Ton sich Bahn<br />
brechen.<br />
Das war die Erkenntnis, die den Schreiber<br />
dieser Zeilen auf einer Reise im Juli in<br />
Paris mit einer Reihe französischer Journalisten<br />
Fühlung nehmen ließ. Er fand hier<br />
auch überraschend viel Verständnis. Selbst<br />
Jules Hedemann vom Matin war nicht abgeneigt,<br />
die Hand zu ergreifen, und der<br />
deutsche Botschafter sagte: ,,W,as ich tun<br />
kann, das soll geschehen." Für den<br />
Augenblick hielt man die Stimmung in Paris<br />
zwar durch' die Heeresvorlage für erregt. Aber<br />
das würde sich ja in etlichen Monaten legen.<br />
Eine Gruppe von Pariser Schriftstellern,<br />
die sich schon immer mit der Einführung<br />
deutscher Literatur in Frankreich beschäftigt<br />
hatte, war sogar schon tätig gewesen<br />
und hatte unter Führung des Herrn Grand<br />
Carteret eine Gesellschaft gegründet : pour<br />
mieux se connaitre. Man hatte das ganz<br />
richtige Gefühl: Lernt euch nur gegenseitig<br />
erst besser kennen, dann werdet ihr euch<br />
auch besser verstehen, und das<br />
1 Mißtrauen<br />
und der Haß werden schwinden. Dieser<br />
Gesellschaft hatte sich auch schon eine<br />
Reihe namhafter Deutscher angeschlossen.<br />
Wir nennen darunter: Gerhart und Carl<br />
Hauptmann, Hermann Sudermann, Hugo<br />
v. Hoffmannstal, Richard Dehmel, Manuel<br />
Schnitzer, Felix v. Weingartner, Richard<br />
Strauß, Eugen Diederichs, v. Tepper-Laski,<br />
v. Gwinner, Prof. Lamprecht, Prof. Reicher-<br />
Frankfurt a. M. usw.<br />
Diese Gesellschaft hielt im September<br />
ihre Generalversammlung ab. Man wählte<br />
dazu Gent, den Weltausstellungsplatz'. Die<br />
Belgier sollten auch in die deutsch-französische<br />
Annäherung hineingezogen werden.<br />
Leider war die Zeit zu kurz, um die deutsche<br />
Presse für diese Konferenz vollständig<br />
heranzuziehen. Immerhin zeigte man allgemein<br />
großes Interesse an der Sache. Man<br />
sagte sich: Wir sind vor etlichen Jahren<br />
mit der englischen Presse in engere Beziehungen<br />
getreten. Wir haben uns da gegenseitig<br />
besucht, einander kennen und schätzen<br />
gelernt. Manches Mißtrauen und Vorurteil<br />
ist durch persönliche Bekanntschaft überwunden<br />
worden. Für das jetzige bessere<br />
Verhältnis zwischen Deutschland und England<br />
sind diese Journalistenbesuche sicherlich<br />
nicht umsonst gewesen. Dasselbe mit<br />
den Franzosen zu versuchen, wird sich schon<br />
auch lohnen. So fuhr ich im Auftrag des<br />
Vereins Berliner Presse und des Provinzialverbandes<br />
Berlin-Brandenburg des Reichsverbandes<br />
der deutschen Presse nach' Gent.<br />
Gottfried Stoffers-Düsseldorf war da im